Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
sie durch das Tor von Martindale gefahren waren, hatte sich Abbey kurz umgedreht. Heath hatte wie versteinert oben auf dem Dach am Geländer gestanden und heruntergestarrt. Das Bild ließ sie nicht mehr los.
»Entschuldigen Sie, Pater. Mir geht so vieles durch den Kopf.« Heath’ merkwürdiges Benehmen und seine noch merkwürdigere Liebeserklärung hatten sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Konnte es sein, dass er es ehrlich meinte, dass er sich tatsächlich zu ihr hingezogen fühlte?
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Abbey wandte sich John Quinlan zu. »Ich möchte Sie etwas fragen, Pater. Darf man einen Menschen danach beurteilen, was andere über ihn denken und reden? Soll man auf das Gerede anderer hören, oder soll man einem Menschen auch dann eine Chance geben, wenn man vor ihm gewarnt wurde?«
»Ich glaube, Sie kennen die Antwort bereits, Abbey. Man muss einen Menschen nach seinen Taten und Worten beurteilen. Man darf niemals etwas auf das Gerede anderer geben.«
»Und wenn ich mir nun kein Urteil bilden kann?«
Pater John sah sie an. »Ich nehme an, Sie reden von Heath.«
»Ja. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Man hat mich vor ihm gewarnt. Er aber behauptet, die Leute ziehen über ihn her, weil er ledig und wohlhabend ist. Ich weiß nicht mehr, wem ich glauben soll und wem nicht.«
»Nun, das ist doch ganz einfach. Lassen Sie die Dinge auf sich zukommen. Sie werden sehen, das Problem löst sich ganz von allein.«
Abbey zog die Stirn in Falten und betrachtete Pater Johns Profil. Was für ein alberner Rat war denn das?
Der Pater drehte sich zu ihr und lächelte weise. Plötzlich dämmerte es Abbey. Das war ein ausgezeichneter Rat! Sie würde gar nichts tun und einfach abwarten.
16
Der Buggy hatte kaum vor dem Farmhaus angehalten, als Abbey und Pater John das aufgebrachte Geschrei vernahmen, das herausdrang. Sie guckten sich verdutzt an. Das waren Sybil und Sabu, die sich da anschrien.
»Was ist denn jetzt wieder passiert?«, sagte Abbey beunruhigt.
Pater John winkte ab. »Das hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Sabu und Mrs. Hawker geraten ständig aneinander und meistens nur wegen einer Kleinigkeit. Ich glaube, die beiden brauchen das. Machen Sie sich keine Gedanken deswegen.«
»Könnten Sie sie nicht darin unterweisen, wie man in Frieden miteinander auskommt?«, fragte Abbey ernsthaft.
Pater John lachte, als ob dieser Gedanke völlig absurd wäre. »Das habe ich den beiden mehr als einmal angeboten, aber jeder gibt dem anderen die Schuld an ihren Meinungsverschiedenheiten. Mrs. Hawker sagt, Sabu hält eigensinnig an seinen Gewohnheiten fest, und Sabu behauptet, Mrs. Hawker nörgelt ständig an allem herum, was er macht. In gewisser Weise haben beide Recht, was soll ich also tun?«
»Das hört sich an, als würden sie sich gleich an die Kehle gehen«, meinte Abbey stirnrunzelnd. Das Geschrei nahm an Lautstärke zu.
»Ach was, das hört sich schlimmer an, als es ist, glauben Sie mir.«
Er hat gut reden, dachte Abbey. Er muss ja nicht mit den beiden unter demselben Dach wohnen. »Danke, dass Sie mich begleitet haben, Pater«, sagte sie und kletterte aus dem Buggy. »Das war mir eine große Beruhigung. Und Ihren Rat werde ich befolgen!«
»Das freut mich zu hören. Sie wissen ja, wo Sie mich finden, wenn Sie mal jemanden zum Reden brauchen.«
»Danke, Pater, ich werde daran denken.«
Pater John nickte ihr freundlich zu. »Ich werde den Buggy zu den Ställen zurückbringen und mich dann auf den Weg zu Jack und den anderen machen. Ich bin sicher, sie sind über jede Hilfe froh!«
Abbey winkte ihm noch einmal zu und lief ins Haus, auf das wütende Gezeter zu, das aus der Küche drang. Kurz bevor sie sie erreichte, fiel das Wort Schinken. Anscheinend hatte Sybil gemerkt, dass er verschwunden war. Ob Sabu ihr erzählt hatte, dass er ihn den Hunden hingeworfen hatte? War das der Grund für ihre Auseinandersetzung?
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass kein Schinken mehr da ist!«, rief Sabu aufgebracht. »Oder wollen Sie etwa behaupten, ich sei ein Lügner?«
»Sabu, ich weiß hundertprozentig, dass ein großes Stück übrig war«, erwiderte Sybil. »Also? Wo ist der Rest? Raus mit der Sprache!«
Abbey seufzte. Sabu hatte Sybil also nicht erzählt, was er mit dem Schinken gemacht hatte.
»Wie wär’s mit Eiersandwiches?«, versuchte Sabu abzulenken. »Eiersandwiches sind genauso gut.«
»Ich will
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