Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
aber keine Eiersandwiches! Ich will Schinkensandwiches!«, gab Sybil wütend zurück.
Sabu schleuderte einen hölzernen Kochlöffel durch die Küche, was Sybil noch mehr in Rage brachte. Sie schnappte sich die Zuckerschale und holte schon zum Werfen aus, als Abbey in die offene Tür trat. Sowohl Sybil als auch Sabu sahen sie überrascht an. Sybil ließ den Arm wieder sinken und fragte: »Abbey, wie viel Schinken war noch übrig nach dem Abendessen neulich?«
»Äh … ich weiß nicht mehr genau«, stammelte sie.
»Es muss noch eine ordentliche Portion übrig geblieben sein, da bin ich mir ganz sicher. Aber scheinbar hat sie sich in Luft aufgelöst!«
Abbey blickte von Sybil zu Sabu, der sich große Mühe gab, sich sein schlechtes Gewissen nicht anmerken zu lassen.
»Ich habe Jack versprochen, ich würde ihm und seinen Brüdern Schinkensandwiches hinausbringen, und jetzt warten sie auf ihr Essen«, fuhr Sybil fort. »Elsa und Marie sagen, sie haben keine Ahnung, wo der Schinken geblieben ist, und ich glaube ihnen.« Die beiden Mädchen hatten viel zu viel Angst vor Sabu, als dass sie irgendetwas aus seiner Küche wegnähmen. »Aber ich kann nicht glauben, dass du keine Ahnung hast!« Sie funkelte den Koch zornig an. »Der Schinken ist doch nicht von allein aus der Speisekammer marschiert!«
Abbey sah Sabu an. In ihrem Blick lag die stumme Aufforderung, mit der Sprache herauszurücken. Sie wollte Sybil nicht noch einmal belügen.
»Na schön, Sie geben ja doch keine Ruhe«, sagte Sabu. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich glaube, einer von den Hunden hat ihn gestohlen.«
Abbey riss fassungslos die Augen auf. Sie traute ihren Ohren nicht. Wie konnte Sabu so eine faustdicke Lüge erzählen?
»Was?« Sybil sah ihn misstrauisch an. »Was heißt, einer von den Hunden? Welcher denn?«
»Max«, erwiderte Sabu, ohne zu zögern. »Er klaut immerzu etwas aus der Küche. Ich hab ihn schon oft dabei erwischt.«
In diesem Moment schlich Marie an der Küche vorbei.
»Marie, ist es möglich, dass Max den Schinken gestohlen hat?«, fragte Sybil.
Marie erstarrte. Sie hatte gehofft, sich unbemerkt fortstehlen zu können, weil sie nicht in die Auseinandersetzung hineingezogen werden wollte. Ihre Blicke huschten ängstlich zwischen Sabu und Sybil hin und her. »Na ja, möglich ist es schon, Mrs. Hawker«, antwortete sie nervös. »Er hat immer Hunger, und er hat früher schon mal was aus der Küche stibitzt.«
»Soll ich jetzt Eier kochen oder nicht?«, warf Sabu, der die Sache damit als erledigt betrachtete, ungeduldig ein.
Aber für Sybil war die Sache damit keineswegs erledigt. »Der Hund muss weg!«, schäumte sie. »Ich werde Jack sagen, dass er ihn wegschaffen soll. Es kann nicht sein, dass er hier hereinkommt und unser Essen stiehlt!«
Abbey erschrak. »Bitte nicht, Mrs. Hawker! Es war bestimmt meine Schuld. Wahrscheinlich habe ich vergessen, den Schinken in die Speisekammer zu hängen.«
Sabu starrte sie ungläubig an. Er konnte nicht fassen, dass sie die Schuld auf sich nahm, nur um einen Hund zu retten.
»Das spielt keine Rolle. Er darf ihn auch nicht wegnehmen, wenn er herumliegt«, entgegnete Sybil ungehalten. »Man müsste ihn erschießen. Wenn er noch einmal ins Haus kommt, werde ich ihm höchstpersönlich eins auf den Pelz brennen!« Sie wandte sich an Sabu. »Mach deine Eiersandwiches von mir aus, aber gib kein Curry an die Eier, verstanden?«, fauchte sie und stürmte aus der Küche.
Als sie außer Hörweite war, sah Abbey den Koch an und zischte wütend: »Sie sollten sich schämen! Es ist feige, dem Hund die Schuld für etwas zu geben, was man selbst getan hat.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, erwiderte Sabu, bekam aber einen roten Kopf.
»Ich habe gesehen, wie Sie den Schinken in den Garten hinterm Haus geworfen haben.«
Sabus Augen wurden schmal. »Das können Sie gar nicht gesehen haben.« Er war sicher, dass sie nur bluffte.
»Und ob ich das gesehen habe! Ich habe oben auf dem Balkon gestanden und alles beobachtet. Max hat den Schinken nicht stibitzt, er hat ihn erst genommen, nachdem Sie ihn in den Hof geworfen haben.«
Die Röte, die Sabus Gesicht überzog, wurde noch eine Spur dunkler. Die Arme über der Brust verschränkt, sah er Abbey herausfordernd an. »Ich frage mich, warum Sie diese lächerliche Geschichte nicht Mrs. Hawker erzählt haben.« Er war wütend, weil Abbey ihn jetzt in der Hand hatte. Es war eine Sache, sich mit Sybil zu kabbeln, das gehörte sozusagen
Weitere Kostenlose Bücher