Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Nordwind aufgekommen, der den Staub aufwirbelte und alle Spuren verwischte.
»Kann nichts erkennen, Boss«, sagte Ernie kopfschüttelnd.
»Ich verstehe das nicht.« Jack machte sich ernsthaft Sorgen. »Max würde nicht einfach weglaufen.« Es war noch nie vorgekommen, dass einer der Hunde das getan hatte.
»Vielleicht hat er sich erschrocken und ist nach Hause gerannt, Boss«, meinte Ernie.
»Nein, dort ist er auch nicht. Und ich habe es noch nie erlebt, dass Max vor irgendetwas Angst gehabt hätte, nicht einmal vor einer Schlange. Er hat schon ein paar Dutzend getötet.« Ihm fuhr durch den Kopf, Max könnte eine Schlange aufgescheucht haben und gebissen worden sein. Jack durfte gar nicht daran denken, dass er womöglich irgendwo lag und elend zugrunde ging. Noch hoffte er, sein treuer Begleiter werde nach Hause zurückkehren. Vorsichtshalber hatte er das hintere Tor offen gelassen, damit der Hund jederzeit in den Hof konnte.
»Wir werden die Augen offen halten, Boss«, versprach Ernie, der weiter nach einer brauchbaren Fährte suchen wollte. Tom war nach Anama zurückgeritten, weil er sich um sein Vieh kümmern musste, aber auch er würde weiterhin nach Max Ausschau halten.
Jack, Elias und Ernie setzten die Suche bis in die frühen Abendstunden fort. Jack hatte gehofft, Jasper und Rex würden Max mit ihren ausgezeichneten Nasen aufspüren, aber auch sie fanden keine Fährte. Nachdem sie praktisch jeden Quadratzentimeter abgesucht hatten, schickte er Elias mit den völlig abgekämpften Hunden nach Hause.
»Kommst du nicht mit?«, fragte Elias. Jacks Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet.
»Nein, Ernie und ich werden noch eine Weile weitersuchen. Lass das hintere Tor weiter offen, wenn Max noch nicht da ist, damit er reinkann, und bring Jasper und Rex in die Scheune.«
»In Ordnung, Boss.«
Max war nicht zurückgekommen. Elias wollte Jasper und Rex gerade in die Scheune bringen, als Abbey, die in der Hintertür stand, ihn rief.
»Hat Mr. Hawker Max gefunden, Elias?« Sie hatte in regelmäßigen Abständen nach dem Hund Ausschau gehalten.
»Nein«, antwortete Elias mürrisch wie immer. »Jasper und Rex werden heute Nacht in der Scheune bleiben, damit das Tor zum Hof offen bleiben kann. Sagen Sie Elsa und Marie bitte, dass sie die Hunde füttern und ihnen frisches Wasser geben sollen?«
»Ja, mach ich. Glauben Sie, Max wird von allein zurückkommen?«
Elias zuckte mit den Schultern. »Was ich glaube oder nicht, ist unwichtig.«
Abbey, verdutzt über die schroffe Antwort, entgegnete: »Ich hätte nur gern Ihre Meinung gehört.«
Elias sah sie einige Sekunden lang schweigend an. »Ich glaube, dass ihm etwas zugestoßen ist«, sagte er dann. »Schätze, er wird nicht mehr am Leben sein, wenn wir ihn finden. Falls wir ihn überhaupt finden.«
»Meinen Sie wirklich? O Gott, das wird Mr. Hawker das Herz brechen«, sagte sie mitleidig. Aber nicht nur Jack, auch sie selbst wäre traurig, weil Max ihr trotz der kurzen Zeit, die sie erst auf Bungaree Station war, so sehr ans Herz gewachsen war.
»Er wird’s überleben«, knurrte Elias und stapfte vom Hof.
Abbey starrte ihm offenen Mundes nach. Wie konnte ein Mensch so gefühllos sein? Was hatte er erlebt, dass er so abgestumpft war?
Sie wandte sich langsam um und ging zurück ins Haus. Sybil, die Elias’ Stimme gehört hatte, fragte, ob es etwas Neues gebe.
Abbey verneinte. »Elias glaubt, dass Max nicht mehr am Leben ist und dass er vielleicht nie gefunden wird. Als ich sagte, das werde Ihrem Sohn das Herz brechen, meinte er lediglich, er werde es überleben. Wie kann man nur so herzlos sein!«
Sybil zuckte die Achseln. »Die meisten Farmer und Viehzüchter scheinen keine Gefühle ihren Tieren gegenüber zu haben. Sie müssen ihr Vieh schlachten oder es verkaufen, und dauernd passieren Unfälle – viele mit tödlichem Ausgang, zum Beispiel durch einen Schlangenbiss. Eine Beziehung zu jedem einzelnen Tier aufzubauen können die Farmer sich nicht leisten. Mein Sohn ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt, und ich weiß offen gestanden nicht, ob das so gut ist.«
Plötzlich platzte Sabu herein. »In der Scheune sind Hunde«, sagte er in höchster Erregung. »Wie soll ich beten, wenn Hunde da drinnen sind?«
»Rex und Jasper sind bestimmt völlig erschöpft von dem langen Tag, Sabu, sie werden dich sicher nicht belästigen«, meinte Sybil beschwichtigend.
»Ich brauche zum Beten absolute Ruhe«, beharrte der Koch fast hysterisch. »Ich kann
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