Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
hunderte von Eukalyptusbäumen, darunter einige unmittelbar neben dem Farmhaus, und wenn sie in Brand gerieten, explodierten sie manchmal regelrecht.
»Wahrscheinlich durch ein Lagerfeuer der Aborigines. Der Wind muss ein paar Funken ins dürre Gras geweht haben.«
»Merkwürdig«, meinte Ralph. »Die Aborigines achten doch peinlich genau darauf, dass sie ihre Feuer löschen, wenn sie weiterziehen.«
»Ja, das habe ich auch gehört«, pflichtete Clementine ihm bei.
»Also gut, also gut!« Jack hob entnervt beide Hände. »Wir vermuten, dass die Eingeborenen das Feuer absichtlich gelegt haben. Das heißt, eigentlich waren es zwei Feuer.«
»Was? Aber wieso tun sie denn so etwas?«, fragte Sybil panisch.
»Nun, sie betrachten das Land als ihr Eigentum und sehen in uns Eindringlinge, die sie vertreiben wollen. Es gab im Lauf der Jahre immer wieder mal Ärger mit ihnen, sie haben Schafe gestohlen und sich mit unseren Hirten angelegt, aber bis jetzt haben sie uns noch nie mit Speeren angegriffen so wie gestern. Ich will nicht, dass noch mehr passiert.« Jack bezweifelte, dass sie Tom wirklich hatten treffen wollen, da er nur eine Fleischwunde im Arm hatte. Ein Aborigine war selbst aus größerer Entfernung imstande, ein hüpfendes Känguru mit dem Speer zu erlegen.
»O Gott, Jack, sie werden uns doch nicht das Haus anzünden, oder?«, fragte Sybil zu Tode erschrocken.
»Nein, Mutter, keine Angst, so weit wird es nicht kommen. Ich will mit ihnen verhandeln, damit sie Ruhe geben.«
»Was hast du vor?«, fragte Clementine ängstlich.
»Ich weiß noch nicht genau. Vielleicht werde ich ihnen anbieten, dass wir ihnen einmal die Woche eine größere Menge Fleisch liefern. Irgendetwas in der Art.«
»Ich würde dieses Gesindel abknallen und damit basta«, knurrte Tom. Er fing Abbeys entsetzten Blick auf und bekam rote Ohren. »Das war nur ein Scherz«, meinte er verlegen, als ihm klar wurde, was Abbey von ihm denken musste. »Das können wir natürlich nicht machen«, fügte er hinzu, aber es klang wenig überzeugt.
Sybil bedachte ihren Jüngsten mit einem vernichtenden Blick. Sie hatte den starken Verdacht, dass Tom nicht zögern würde, die Aborigines zu erschießen, wenn er ungeschoren davonkäme. Er hatte nichts gegen die »zivilisierten« Ureinwohner wie Ernie und Wilbur und die wenigen, die auf seiner Farm arbeiteten, aber mit den »Wilden« Stammes-Aborigines, die über sein Land zogen, wollte er seine Zeit nicht vergeuden.
»Was du auch vorhast, Jack, warte nicht zu lange damit, sonst verschärft sich die Lage noch«, drängte Sybil.
Es klopfte an der Hintertür, jemand rief nach Jack. Als dieser hineilte und öffnete, stand Elias vor ihm.
»Max ist verschwunden, Boss«, sagte der Vormann. »Wir haben eine Schafherde auf eine andere Weide getrieben, und plötzlich war Max nicht mehr da.«
Jack blickte besorgt drein. »Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Habt ihr alles abgesucht?«
Elias nickte. »Eine halbe Stunde lang habe ich gerufen und gepfiffen und gesucht. Ich dachte, vielleicht ist er nach Hause zurückgelaufen, aber hier ist er auch nicht.«
»Ich komme«, sagte Jack. »Ben soll mir ein frisches Pferd satteln.«
»Mir auch!«, rief Tom aus dem Hintergrund.
»Danke, Tom. Wir werden uns aufteilen.«
»Seid vorsichtig«, rief Sybil ihren Söhnen nach, als diese hinauseilten. Sie wandte sich zu Abbey, Clementine und Ralph um. »Das gefällt mir gar nicht, dass sie sich aufteilen wollen. Sie wären sicherer, wenn sie zusammenblieben.« Einen Augenblick rang sie nervös die Hände, dann steuerte sie zielstrebig auf das Sideboard zu, auf dem eine Flasche Sherry stand, und schenkte sich ein Glas ein. »Ich brauche etwas, um meine Nerven zu beruhigen. Sonst noch jemand?«
Clementine und Ralph meinten, sie könnten auch einen Schluck vertragen. Sybil goss zwei weitere Gläser voll und schenkte nach kurzem Zögern noch ein drittes ein. »Ich glaube, Ihnen könnte ein Gläschen auch nicht schaden, Abbey«, meinte sie.
Dieses Mal sagte Abbey nicht Nein.
Jack ritt über Bungaree und rief und pfiff nach Max, aber der Hund blieb verschwunden. Er kehrte an die Stelle zurück, wo Elias ihn zuletzt gesehen hatte, und bat Ernie, nach Fährten zu suchen, aber nachdem einige hundert Schafe und zwei andere Hunde über den Boden getrampelt waren, war es selbst für einen guten Fährtensucher schier unmöglich, eine einzelne Spur ausfindig zu machen. Zu allem Unglück war auch noch ein heißer
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