Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
endlich sicher sein konnten, dass der Wind das Feuer nicht wieder anfachen würde. Sie hatten nur einen kleinen Augenblick verschnauft, als Wilbur plötzlich aufgeregt in die Ferne zeigte, wo ein weiteres Feuer ausgebrochen war. In aller Eile stiegen sie auf und setzten ihre Pferde in Galopp. Da sie dieses Feuer schneller entdeckt hatten, war es kleiner als das erste und bald gelöscht.
Keuchend und verschwitzt standen sie da und gönnten sich eine kleine Pause. Wilbur blickte in die Runde.
»Dort drüben, Boss«, sagte er auf einmal und zeigte mit dem Kinn auf einen Hügel in der Ferne. »Schwarze.«
Jack sah zu den Aborigines hinüber. »Wisst ihr, was ich glaube?«, sagte er langsam. »Dass wir das Ganze verkehrt anfangen.«
»Wie meinst du das?«, fragte Tom, eine Hand schon auf dem Sattelknauf. Er konnte es kaum erwarten, diesen Burschen nachzusetzen und sie in die Mangel zu nehmen.
»Ich meine, dass wir Frieden mit ihnen schließen sollten.«
»Bist du verrückt?«, brauste Tom auf. »Wir müssen dieses Pack von unserem Land verjagen!«
»Überleg doch mal. Wir können sie nicht ständig im Auge behalten, und wir können auch unsere Häuser und unsere Herden nicht ständig bewachen. Was haben wir heute gefunden? Schaffelle und Feuer. Was sagt uns das?«
Tom schwieg nachdenklich.
»Er hat Recht«, sagte William. »Sie könnten unser Vieh töten, unsere Häuser niederbrennen …« Er verstummte und schluckte schwer. Der Gedanke, Martha und ihr ungeborenes Kind zu verlieren, war mehr, als er ertragen konnte. »Ich will das Leben meiner Familie nicht aufs Spiel setzen.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Tom, der noch nicht ganz überzeugt war.
»Ernie und Wilbur sollen mit ihnen reden«, erwiderte Jack mit einem Seitenblick auf Wilbur. »Die Aborigines denken, wir haben ihnen ihr Land gestohlen. Ich weiß nicht, ob sie unser Friedensangebot akzeptieren und was sie als Ausgleich verlangen, aber wir müssen es versuchen.«
18
Sybil und Abbey, die guter Dinge war, weil Heath ihre Freundschaft akzeptiert hatte, machten sich unverzüglich auf den Nachhauseweg. Fieberhaft überlegte Jacks Mutter, wie sie das Gespräch auf den jungen Mason lenken könnte. Er war in ihren Augen ein begnadeter Schauspieler – Abbey merkte offensichtlich nicht, dass er ihr nur etwas vormachte. Dann löste sich ihr Problem ganz von selbst, indem Abbey zu sprechen begann.
»Ich glaube, Heath geht es nach unserem Besuch schon viel besser, Mrs. Hawker«, sagte sie glücklich. »Er wird sich bestimmt nichts mehr antun.«
»Ich frage mich weiter, warum er das gemacht hat. Hat er Ihnen einen Grund genannt?« Sybil hatte seine angebliche und ihrer Meinung nach unsinnige Erklärung ja gehört, aber sie wollte wissen, wie Abbey darüber dachte. Sie wollte sie nicht verletzen, indem sie ihr klarmachte, was sie persönlich von Heath’ fadenscheinigen Motiven und seinen Beteuerungen hielt.
»Er sagt, er fühlt sich furchtbar einsam, er ist allein und hat keine richtigen Freunde. Ich glaube eher, es macht ihm zu schaffen, dass er sich nicht mehr mit seinem Vater aussöhnen konnte.« Auch Abbey war keine Zeit geblieben, sich noch mit ihrem Vater zu versöhnen. Aber wenigstens hatte er gewusst, wie sehr sie ihn liebte, und das tröstete sie ein wenig. Ebenezer und Heath dagegen waren seit langem zerstritten.
»Einsam?«, wiederholte Sybil ungläubig. »Er ist jung, reich und sieht gut aus. Ein Mann wie er muss doch eine Menge Freunde haben und ganz besonders bei den Damen beliebt sein.«
Abbey schmunzelte, als sie an seine ziemlich unfreundliche, aber erheiternde Bemerkung über die Mädchen aus den besseren Kreisen denken musste. »Sollte man meinen, nicht wahr? Er hat sicher zahllose Bekannte, aber anscheinend keine echten Freunde. Jedenfalls empfindet er es so.«
Sybil erwiderte nichts darauf, dachte aber bei sich, dass an Heath selbst auch nichts echt war.
Kurz nach Sybil und Abbey kamen Jack und Tom nach Hause. Sie hatten das Haus noch nicht richtig betreten, als Sybil die Nase kraus zog.
»Hier riecht’s nach Rauch.« Sie schnupperte erst an Jacks Hemd, dann an dem von Tom. »Eure Sachen riechen nach Rauch.«
»Wir mussten ein kleines Feuer draußen auf dem Weideland löschen«, sagte Jack beiläufig. Er wollte seine Mutter nicht beunruhigen.
»Wie ist es denn entstanden?«, fragte Sybil sofort. Sie hatte immer schon Angst vor einem Buschfeuer in der Nähe des Hauses gehabt. Hier wuchsen
Weitere Kostenlose Bücher