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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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der Tiere waren die Zäune um das Gehege erhöht und Schlösser an den Gattern angebracht worden. Jetzt gruben sich die erfindungsreichen Eingeborenen unter den Zäunen hindurch oder kletterten auf Bäume und sprangen von dort in den Pferch. Deshalb wurden die Wildgehege relativ oft kontrolliert.
    Ben teilte Oliver mit, was er vorhatte. Michael hatte unterdessen in aller Eile zwei Pferde gesattelt und warf jetzt eine Satteldecke über sein eigenes Pferd.
    »Ich werde mit euch kommen, Dad.«
    »Nein, Michael, du wirst hier gebraucht«, erwiderte Ben mit Bestimmtheit. »Und halte dein Gewehr griffbereit! Nur für den Fall, dass die Abos sich hierher wagen sollten. Doris wird dir zusätzliche Munition geben, wenn du welche brauchst. Jack rechnet mit dir, vergiss das nicht.«
    Michael, ein stiller, etwa siebzehnjähriger Bursche, nickte ernst. Es schien ihm nicht ganz wohl zu sein unter der Bürde dieser schweren Verantwortung.
    »Und sei vorsichtig, verstanden?«, fügte Ben streng hinzu. Er wollte seinen Sohn nicht in Gefahr bringen, aber vielleicht war es noch gefährlicher, ihn auf der Farm zurückzulassen.
    Als Ben und Oliver davongaloppierten, gesellte sich Abbey zu Sybil, Clementine und Ralph. Auch Sabu kam aus dem Haus gelaufen und eilte auf sie zu, in der Hand einen Besen, den er wie eine Waffe hielt.
    »Glaubt Ben, die Aborigines haben das Feuer gelegt?«, fragte Sybil Abbey. Sie dachte voller Sorge an Tom, William und Martha. Hoffentlich waren sie auf ihren Farmen in Sicherheit.
    »Er hat nichts gesagt.« Abbey warf einen skeptischen Blick auf den Besen in Sabus Hand.
    Sybil bemerkte es. »Seine Religion verbietet ihm den Gebrauch von Waffen, aber er wird uns mit allem verteidigen, was die Küche hergibt«, raunte sie ihr zu.
    Abbey fand, ein Hackbeil wäre vermutlich nützlicher als ein Besen, falls sie tatsächlich angegriffen würden, doch sie sagte nichts.
    »Vielleicht sollten wir vorsichtshalber ein paar Eimer mit Wasser füllen und bereitstellen«, meinte Ralph. Der Gedanke, innerhalb so kurzer Zeit ein weiteres Feuer bekämpfen zu müssen, behagte ihm gar nicht. Er fühlte sich elend, seine Wunden pochten. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, ihm wurde schwindlig. Er versuchte, seinen Kragen zu lockern. Plötzlich gaben seine Knie nach. Sabu konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er zusammenbrach.
    »Dad!«, schrie Clementine panisch und stürzte zu ihm. »Was hast du denn? Dad!«
    »Ralph, um Gottes willen!«, rief Sybil.
    Sabu schleppte den Bewusstlosen ins Haus, wo er ihn auf das Sofa im Wohnzimmer bettete. Während Clementine versuchte, ihren Vater mithilfe von Kissen so bequem wie möglich zu lagern, und Sybil ihm mit einem dünnen Buch Luft zufächelte, eilte Sabu in die Küche, um ein Glas Wasser und ein nasses Tuch zu holen.
    »Ich glaube, er hat Fieber«, sagte Clementine, die Ralphs Stirn befühlte. »Wo bleibt nur Dr. Ashbourne? Er hat doch versprochen, heute vorbeizukommen.«
    Sybil machte ein sorgenvolles Gesicht. »Das Fieber ist wahrscheinlich eine Reaktion auf die Entzündung der Brandwunden. Ich habe sie mit Salzwasser gesäubert und mit Jod desinfiziert, aber anscheinend war das zu wenig. Wenn wir nur etwas hätten, um die Entzündung zu bekämpfen!«
    »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte Abbey, die in der Tür stehen geblieben war. Sie fühlte sich schrecklich hilflos.
    Clementine sah sie an. »Diese Buschmedizin bei Verbrennungen, von der Doris gesprochen hat, glauben Sie, da ist etwas dran?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Abbey kopfschüttelnd.
    Sybils Blicke wanderten zwischen den beiden jungen Frauen hin und her. »Wovon redet ihr? Was für eine Buschmedizin?«
    »Doris Hubert hat gesagt, einer der eingeborenen Viehhirten kennt eine Medizin, die Verbrennungen heilt«, erwiderte Clementine.
    »Wirklich?« Sybil horchte auf. »Ich weiß zwar nichts darüber, aber ein Versuch könnte nicht schaden.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Clementine zweifelnd. »Ich meine, woher sollen diese Menschen über solche Dinge Bescheid wissen? Diese Aborigines sind so schrecklich primitiv.«
    »Überlegen Sie doch mal, Clementine«, sagte Sybil. »Die Eingeborenen im Busch haben keine Ärzte so wie wir, also müssen sie ihre eigenen Heilmittel herstellen. Schließlich werden sie genauso krank und haben die gleichen Verletzungen wie wir.«
    »Aber sie sind nicht wie wir«, entgegnete Clementine mit angewiderter Miene.
    Abbey traute ihren Ohren nicht. »Sie sind Menschen so wie wir!«

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