Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Dach, doch der böige Wind trug es davon, und es verfehlte sein Ziel. Tom reichte einen weiteren Eimer Wasser hinauf. Dieses Mal stieg William aufs Dach und leerte den Eimer direkt über den Flammen aus. Jack, ein paar Decken über dem Arm, kletterte jetzt ebenfalls hinauf und schlug die Funken aus. Tom rannte los, holte noch einen Eimer Wasser und stieg ebenfalls die Leiter hinauf.
Wie durch ein Wunder war es ihnen gelungen, das Feuer zu löschen, bevor es größeren Schaden anrichten konnte. Nur relativ wenige Schindeln waren zerstört worden. Doch die Gefahr war noch nicht vorüber. Nach wie vor stoben die Funken von den brennenden Bäumen in Richtung Dach. Während die drei Brüder oben blieben, um die Glut sofort ersticken zu können, kümmerten sich Don und die Nachbarn um die kleineren Brände im Gras rings um das Haus.
William war so beschäftigt gewesen, dass er jetzt erst Martha und Pater John auf der Rückseite des Hauses bemerkte.
»Alles in Ordnung?«, rief er seiner Frau zu.
Ein heftiger Schmerz durchfuhr sie, zwang sie in die Knie und verschlug ihr den Atem.
»Nein«, schrie Pater John zurück. »Die Wehen haben eingesetzt!«
Michael Dobson lieh Abbey sein Pferd, ein goldbraunes Quarterhorse namens Bobby. Er gab ihr ein Gewehr und zeigte ihr, wie man damit umging. Abbey steckte es in das Holster am Sattel und hoffte, dass sie es nicht brauchen würde.
Sybil stand am Tor hinter dem Haus und winkte, als Abbey vorbeigaloppierte. Sie ließ sie nicht gern gehen, und sie wusste, Jack würde ihr das nie verzeihen, wenn Abbey irgendetwas zustieße. Aber sie bangte auch um Ralph, dem es sehr schlecht ging. Sybil stieß einen tiefen Seufzer aus und betete im Stillen, dass Abbey wohlbehalten zurückkehren würde.
Abbey ritt zu den Scherschuppen und dem Paddock, der sich dahinter anschloss, aber die Schafe waren fort, und Ernie und Wilbur konnte sie nirgends entdecken.
»O verdammt«, murmelte sie vor sich hin. Sie ließ ihre Blicke suchend über das Land schweifen und behielt dabei gleichzeitig die nahen Bäume im Auge, die den Aborigines als Versteck dienen konnten. Abbey überlegt kurz, was sie tun sollte, dann öffnete sie ein Gatter und ritt in die hügelige Landschaft hinaus. Je weiter sie sich von der Farm entfernte, desto dichter wurde der Rauch. Sie passierte zwei weitere Gatter. In den großen Pferchen dahinter entdeckte sie zwar Schafkot, aber keine Schafe. Und von den Viehhirten fehlte jede Spur.
Eine Weile ritt sie ziellos hin und her, dann zog sie die Zügel an und schaute sich um. Ein mulmiges Gefühl beschlich Abbey. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich allein auf die Suche zu machen. Sie merkte, dass sie die Orientierung verloren hatte und nicht mehr wusste, aus welcher Richtung sie gekommen war. Die Bäume und Hügel sahen auf einmal alle gleich aus. Nirgendwo war ein Haus oder irgendein anderes Gebäude zu sehen. Laut nach Ernie oder Wilbur rufen wollte sie nicht, aus Furcht, die feindseligen Aborigines auf sich aufmerksam zu machen.
Abbey beschloss umzukehren. So sehr sie sich wünschte, Ralph helfen zu können, wollte sie andererseits auf keinen Fall, dass Sybil sich ängstigte, weil sie stundenlang wegblieb. Sie setzte das Pferd in leichten Galopp und ritt in die Richtung zurück, aus der sie vermeintlich gekommen war. Kurze Zeit später fand sie sich auf einer Koppel wieder, auf der viele Pferde weideten; auf der anderen Seite des Zauns grasten Rinder. Weder die Pferde noch die Rinder hatte sie zuvor gesehen. Jetzt bekam Abbey es doch mit der Angst zu tun. Sie hatte vollständig die Orientierung verloren, konnte sich nicht einmal mehr erinnern, in welcher Richtung das Farmhaus in Bezug zum Stand der Sonne hätte liegen müssen.
Nach kurzer Überlegung galoppierte sie auf die nächste Anhöhe, in der Hoffnung, von dort vielleicht die Farm oder wenigstens einen vertrauten Orientierungspunkt zu erblicken. Dünne Rauchschleier trieben über das Land. Nach Westen hin wurde der Rauch dichter. Sie schaute sich verzweifelt um, konnte aber das Farmhaus nirgends entdecken. Panik erfasste sie. Wenn sich das Feuer nun in ihre Richtung ausbreitete?
Sie versuchte, Ruhe zu bewahren und nachzudenken. Plötzlich galoppierte in dem Tal unter ihr ein gesatteltes, aber reiterloses Pferd in ihr Blickfeld. Abbey stutzte.
»Los, Bobby, zeig, was du kannst«, feuerte sie ihr Pferd an und gab ihm die Sporen. Bobby jagte den Hang hinunter und hatte das reiterlose Pferd schnell
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