Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Jacks Hand. »Heute Morgen ist Max aufgestanden und zum Wasserlassen aus der Scheune gegangen. Ist das nicht wunderbar?« Ihr Lächeln erlosch, als Jacks Miene ernst blieb. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er sich über diese Neuigkeit freuen würde.
Irgendetwas musste geschehen sein.
22
Heath schäumte innerlich vor Wut, auch wenn er sich während seiner Unterhaltung mit Jack nichts hatte anmerken lassen. Von Bungaree aus fuhr er auf direktem Weg in die Stadt zu Edward Martin und platzte unangemeldet in dessen Kanzlei. Obwohl es schon recht spät war, saß der Anwalt noch über einigen wichtigen Dokumenten, die mit Ebenezer Masons Nachlass zu tun hatten.
»Guten Abend, Heath«, sagte Edward mit matter Stimme und klappte die Akte mit den Unterlagen zu. Ihr Inhalt war vertraulich und nur für ihn und Ebenezers rechtmäßigen Erben bestimmt, und das war nun einmal nicht Heath. Edward legte sein Schreibzeug beiseite. Er wusste, dass er an diesem Tag nicht mehr fertig würde, aber zum Glück hatte er noch ein bisschen Zeit, um alles zum Abschluss zu bringen.
Heath hielt sich weder mit einem Gruß noch mit einer langen Vorrede auf. »Ich komme gerade von Bungaree.«
»Und warum bist du so schlecht gelaunt?« Edward konnte es ihm ansehen. »Hat Miss Scottsdale dich nicht empfangen?«
»Sie hatte keine Zeit. Jack Hawkers Schwägerin lag in den Wehen, und Abbey half bei der Entbindung.«
Edward staunte. »Was du nicht sagst! Vielleicht hat Miss Scottsdale ja eine Erfolg versprechende Zukunft als Hebamme vor sich.«
»Sehr witzig, Edward!«, fauchte Heath. »Ich bin völlig verzweifelt, und du machst dich über mich lustig!«
»Entschuldige«, murmelte Edward zerknirscht. In Anbetracht der Tatsache, dass Miss Scottsdale wahrscheinlich über kurz oder lang über ein außerordentliches Vermögen verfügen würde und nie mehr einen Finger zu rühren brauchte, war seine Bemerkung wirklich unpassend gewesen. »Es war ein langer Tag. Was ist passiert? Wieso bist du so gereizt?«
»Jack Hawker, das ist passiert. Am liebsten würde ich ihm gehörig die Meinung sagen, aber dann macht er mich bei Abbey schlecht, und damit wäre mir überhaupt nicht gedient.«
»Was hat er denn jetzt wieder getan?« Edward ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch. Er war müde und wollte endlich nach Hause.
»Er bestand auf einer Unterhaltung mit mir. Er wollte doch tatsächlich wissen, was ich von Abbey will«, erwiderte Heath erregt.
»Und was hast du geantwortet?«
»Dass ihn das nichts angeht! Ihr Umgang mit mir macht ihm offenbar Kopfzerbrechen. Wegen meines Rufs, sagt er. Er denkt wohl, ich hätte die Absicht, sie zu verführen, und hat mir gedroht, dass ich es mit ihm zu tun kriege, falls ich sie anrühre. So eine Dreistigkeit!«, schäumte Heath.
»Nun, du kannst nicht leugnen, dass du dich in den Ruf gebracht hast, ein Frauenheld zu sein, Heath«, sagte Edward ernst.
»Und wenn schon! Was geht das Hawker an? Und was fällt diesem Kerl ein, mir zu drohen? Weißt du, was ich glaube? Dass er ein Auge auf sie geworfen hat.«
Edward fragte sich, ob Heath eifersüchtig war. »Die Zeit arbeitet gegen dich, Heath. Von der Mine sind einige Schreiben gekommen.« Er griff nach ein paar Blättern, die er an den Rand seines Schreibtischs geschoben hatte. »Wichtige Entscheidungen stehen an. Investitionen zur Verbesserung der Sicherheit der Bergleute müssen getätigt werden. Die Moral befindet sich auf einem Tiefpunkt. Sogar von Streik ist die Rede.«
»Ich kann mich erst um diese Dinge kümmern, wenn der Nachlass geregelt ist.« Heath ging allmählich das Geld aus, die Bank wollte ihm nichts mehr geben.
Edward schwieg nachdenklich. Er hielt nichts von Heath’ Plan, was Abbey Scottsdale betraf, deshalb sagte er beiläufig: »Warum bist du nicht offen und ehrlich mit Miss Scottsdale und erklärst ihr die Situation? Ich könnte einen entsprechenden Vertrag aufsetzen, der dich zum rechtmäßigen Erben macht, wenn sie unterschreibt.«
Heath riss entsetzt die Augen auf. »Hast du den Verstand verloren? Sie würde mir ihren Besitz doch niemals freiwillig überschreiben!«
»Vielleicht doch, zumal sie gegen ihren Willen mit deinem Vater verheiratet wurde. Ich finde, es wäre einen Versuch wert. Und einfacher als deine ganzen Täuschungsmanöver wäre es auf alle Fälle.«
Heath machte ein ärgerliches Gesicht. »Das Risiko ist mir zu groß. Ich bin mir sicher, dass sie sich nicht darauf einlassen würde.
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