Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Krankheiten heilen kann. Lassen wir es dabei, einverstanden?«
»Anscheinend hab ich mich in dir getäuscht«, sagte Abbey bitter und mit Tränen in den Augen. »Ich habe geglaubt, du würdest alles für Max tun, aber das war offensichtlich ein Irrtum.«
»Jetzt bist du ungerecht, Abbey«, erwiderte Jack nur und wandte sich ab.
Sie wusste, dass sie ihn verletzt hatte, doch das war ihr egal. »Kommt Ernie heute Abend zurück?«, rief sie ihm nach.
Er drehte sich um und blieb stehen. »Nein, er wird mit Wilbur bei der Herde kampieren. Komm nicht auf die Idee, allein im Dunkeln hinauszureiten und ihn zu suchen, verstanden?«
»Dann komm mit, am besten jetzt gleich«, bettelte sie. So schnell gab sie sich nicht geschlagen. »Wenn er uns nicht helfen kann, dann haben wir es zumindest versucht.«
Jack stieß einen schweren Seufzer aus. Er wusste nicht, ob er ihre Hartnäckigkeit verwünschen oder bewundern sollte. »Also gut, meinetwegen«, stimmte er zu, nicht zuletzt deshalb, weil er fürchtete, sie könne sich allein auf die Suche machen. »Gehen wir.«
»Warum bist du so sicher, dass Ernie Max nicht helfen kann?«, fragte Abbey, als sie neben Jack zur Weide hinausgaloppierte.
Jack, der nicht recht wusste, wie er es ihr erklären sollte, schwieg.
»Kennt er sich nur mit Brandwunden aus?«, forschte sie weiter.
»Nein, das ist es nicht.« Er zögerte. »Es hat vielmehr mit den Bräuchen und den Anschauungen der Aborigines zu tun. Sie glauben an andere Dinge als wir. Sei also nicht enttäuscht, wenn Ernie sich weigert, Max zu helfen.«
Abbey fielen die seltsamen Fragen ein, die Ernie ihr gestellt hatte, als sie ihn um Hilfe für Ralph Feeble gebeten hatte. »Was zum Beispiel würde ihn denn davon abhalten?«
Jack zog die Zügel an, und das Pferd verfiel in eine langsamere Gangart. Abbey machte es ihm nach.
»Die Aborigines glauben, dass Tod und schwere Krankheiten von Geistern über die Menschen gebracht werden oder dass diese mit einem Zauber belegt wurden.«
Abbey starrte Jack offenen Mundes an. »Das ist nicht dein Ernst!«
»O doch. Sogar ein unbedeutender Unfall, wenn etwa jemand über einen Ast am Boden stolpert, hinfällt und sich verletzt, wird einem Zauber zugeschrieben.«
Hatte Ernie deshalb so viele Fragen gestellt? Um sicherzugehen, dass der Brand in Clementines Haus aus Unachtsamkeit entstanden und nicht die Folge eines Zaubers war? »Ernie wird doch nicht ernsthaft annehmen, dass jemand Max mit einem Zauber belegt hat! Ich meine, wir reden hier von einem Hund. Das wäre ja lächerlich!«
Jack zuckte mit den Schultern.
Abbey hielt ihr Pferd abrupt an, Jack blieb ebenfalls stehen. Sie sahen sich an. »Wie kannst du nur so … so gleichgültig sein!«, brach es aus ihr hervor. »Ich dachte, dir liegt etwas an Max.«
Ärgerlich, weil sie offenbar einen völlig falschen Schluss gezogen hatte, erwiderte Jack: »Das Leben auf einer Farm ist kein Märchen, bei dem es immer ein glückliches Ende gibt. Traurige Dinge passieren nun einmal. Wir wissen ja auch nicht, ob Ralph durchkommen wird, und dass Martha und das Baby überlebt haben, grenzt fast schon an ein Wunder.«
»Ich habe Martha nicht geholfen, weil ich an ein glückliches Ende geglaubt habe. Ich habe einfach getan, was in meiner Macht stand, auch wenn ich vor Angst schier gelähmt war. Aber es ist alles gut gegangen, Martha und ihr Kind sind wohlauf. Und genauso sollten wir für Max alles tun, was wir können, das hat er einfach verdient.«
Jack sah sie einen Augenblick schweigend an. »Weißt du, ich beneide dich beinahe, Abbey.«
»Du beneidest mich?«, wiederholte sie verblüfft. »Aber wieso denn?«
»Trotz allem, was du durchgemacht hast, glaubst du immer noch, dass sich alles zum Guten wenden wird.« Er fand so viel Zuversicht wirklich bemerkenswert. »Ich will mir keine allzu großen Hoffnungen machen, und am Ende …« Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, aber im Geist sah er sich Max erschießen. »Am Ende werde ich derjenige sein, der Max von seinen Schmerzen erlösen muss, und dafür werde ich meinen ganzen Mut brauchen. Glaub mir, das wird das Schwerste sein, das ich je in meinem Leben getan habe. Es verletzt mich tief, dass du denkst, Max ist mir gleichgültig.«
»Entschuldige, das wollte ich nicht«, sagte Abbey zerknirscht. »Ich weiß doch, wie sehr du an ihm hängst. Lass uns noch diesen einen Versuch machen, ihn zu retten! Bitte!«
Obwohl Jack sich vorstellen konnte, wie die Sache ausgehen würde, nickte
Weitere Kostenlose Bücher