Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
hinauf- und an der Remise und den Stallungen vorbeifuhren, die in einem prachtvollen Sandsteinbau untergebracht waren, der ein Stück vom Weg zurückgesetzt worden war und auf drei Seiten von hohen Dattelpalmen eingerahmt wurde.
    Die Auffahrt wand sich nach links, dann nach rechts und stieg sachte an. Abbey wagte kaum zu atmen. Als die Kutsche vor dem Herrenhaus anhielt, verschlug es ihr den Atem. Sie hatte zwar ein stattliches Haus erwartet, aber das hier übertraf selbst ihre kühnsten Vorstellungen.
    Das auf einer Anhöhe im georgianischen Stil erbaute zweistöckige Herrenhaus war von beeindruckender Größe. Allein auf der Vorderseite befanden sich acht Fenster mit Fensterläden sowie ein Erkerfenster, dessen Vorhänge zugezogen waren, über der zweiflügeligen Haustür. Sechzehn Stufen führten zum Eingang hinauf. Auf der untersten Stufe standen rechts und links brennende Laternen.
    Der Kutscher öffnete den Wagenschlag, und Abbey stieg aus. Sie schaute auf und sah, dass das flache Dach von einem verzierten Geländer umgeben war und von dekorativen Gefäßen geschmückt wurde. Die junge Frau drehte sich um. Trotz der hereinbrechenden Dunkelheit konnte sie den gepflegten Rasen rings um das Haus erkennen, an den sich ein Kricketplatz und ein Polospielfeld anschlossen, und dahinter tausende Hektar Weideland und Bäume.
    »Gehen Sie hinein, Miss Scottsdale«, forderte der Kutscher sie unfreundlich auf.
    Mit gesenktem Kopf stieg Abbey die Außentreppe hinauf. Bevor sie anklopfen konnte, wurde die Tür geöffnet. Bei dem hochgewachsenen Mann mittleren Alters mit ergrauendem Haar und dunklem Schnurrbart handelte es sich offenbar um den Butler.
    »Miss Scottsdale«, sagte er mit englischem Akzent.
    »Ja«, hauchte Abbey eingeschüchtert. Der Gedanke an die bevorstehende Begegnung mit Ebenezer Mason in seinem grandiosen Zuhause machte sie auf einmal schrecklich nervös.
    »Mein Name ist Winston. Bitte treten Sie näher. Mr. Mason erwartet Sie bereits.«
    Abbey sah den Mann verblüfft an, doch dann fiel ihr der Blick ein, den der Minenbesitzer ihr auf dem Friedhof zugeworfen hatte. Er war es gewohnt zu bekommen, was er wollte. Abbeys innere Unruhe wuchs. Dennoch war sie fest entschlossen, sich nicht einfach abspeisen zu lassen. Sie war es ihrem toten Vater schuldig, dass Ebenezer Mason zur Rechenschaft gezogen wurde.
    Sie drehte sich um und sagte zu dem Kutscher: »Sie warten bitte …« Verdutzt brach sie mitten im Satz ab. Der Kutscher war fort, die Karosse setzte sich in Bewegung. »Halt! Warten Sie!«, rief Abbey ihm nach.
    »Alfie bringt die Kutsche nur in die Remise, Miss«, erklärte Winston.
    »Aber er hat versprochen, mich nach Hause zu fahren!«
    »So, hat er das?«, meinte Winston zweifelnd. »Die Entscheidung darüber liegt bei Mr. Mason. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Mit wachsendem Unbehagen folgte Abbey dem Butler in eine Diele mit schwarz-weiß gefliestem Marmorboden und weiter in eine imposante Eingangshalle, über der sich eine Glaskuppel wölbte. Abbey ging langsam über den Parkettboden und schaute sich in ehrfürchtigem Staunen um. Eine breite, mit Schnitzereien verzierte Treppe, die sich am ersten Treppenabsatz nach links und rechts teilte, führte in den oberen Stock hinauf, wo von einer Galerie aus zahlreiche Türen in ebenso viele Zimmer führten.
    »Mr. Mason erwartet Sie im Speisesaal«, sagte Winston. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Im Speisesaal?, dachte Abbey verwundert. Winston ging durch einen Flur und blieb an der Tür zu einem Zimmer stehen, um Abbey eintreten zu lassen. An einem langen Tisch, an dem zwölf hochlehnige, gepolsterte Stühle standen, saß Ebenezer Mason. Zwei Gedecke, an jedem Tischende eines, waren aufgelegt worden, wie Abbey verärgert feststellte.
    Ebenezer erhob sich. »Ah, Miss Scottsdale, ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.« In prickelnder Vorfreude ließ er seine Blicke über die bezaubernde junge Frau schweifen.
    Mir ist leider nichts anderes übrig geblieben, dachte Abbey bitter. Laut sagte sie: »Ich bin nicht gern gekommen, das dürfen Sie mir glauben.«
    Ebenezer ging über diese Bemerkung hinweg. »Darf ich Ihnen vor dem Essen etwas zu trinken anbieten? Ich habe mir erlaubt, Ihnen ein Glas von meinem besten Wein einzuschenken.«
    Ein köstlicher Essensgeruch stieg Abbey in die Nase, und ihr Magen knurrte laut und vernehmlich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie die letzte anständige Mahlzeit zu sich genommen hatte, aber sie hätte

Weitere Kostenlose Bücher