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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zumute. Sie lehnte sich gegen die lederbezogene, elegante Bank und starrte aus dem Fenster.
    Die Kutsche holperte über die Straße und wirbelte Staubwolken auf. Die Sonne ging hinter den fernen Hügeln unter, Schafe weideten auf den Wiesen zwischen Eukalyptusbäumen. Es wurde rasch dunkel. Abbey dachte an jenen Abend zurück, an dem sie ebenfalls in dieser Kutsche gesessen und Alfie sie nach Martindale Hall gefahren hatte. Sie hatte geglaubt, mit der Zeit über das schreckliche Erlebnis in jener Nacht hinwegzukommen, doch jetzt hatte es ganz den Anschein, als hätte sie den Rest ihres Lebens die Folgen zu tragen.
    Sie dachte an die Tage, die vor ihr lagen. Wahrscheinlich würde sie nach Adelaide gehen. Für Heath wäre ihr plötzliches Verschwinden sicherlich genauso unerklärlich wie für Jack und Sybil. Doch das war die beste Lösung. Sie würde in einem Heim für ledige Mütter unterkommen und nach der Entbindung ein neues Leben beginnen. Sie wusste noch nicht, wo das sein würde, aber sie hatte ja noch ein paar Monate Zeit, um sich darüber klar zu werden. Wohin es sie auch verschlagen würde, sie würde niemals vergessen, was die Hawkers für sie getan hatten. Sie würde Jack niemals vergessen.
     
    Abbey verlor jedes Zeitgefühl, während sie ihren Gedanken nachhing und die Schatten der Bäume vorbeihuschen sah. Dunkelheit hatte sich über das Land gelegt. Da sie noch nie in Manoora gewesen war, wusste sie nicht, wie weit es bis dorthin war. Irgendwann konnte sie die Umrisse von Häusern erkennen. Sie beugte sich vor und schaute aus dem Fenster, als sie gerade an einer Gemischtwarenhandlung vorbeikamen. Wenn sie nicht alles täuschte, war das die Hauptstraße von Mintaro, durch die sie fuhren.
    Sie hatten die Stadt noch nicht lange hinter sich gelassen, als die Kutsche ihre Fahrt verlangsamte und abbog. Abbey schaute abermals aus dem Fenster. Sie fuhren durch ein schmiedeeisernes Tor eine Auffahrt hinauf, dann an einer Remise vorbei. Abbey schnappte erschrocken nach Luft. Sie befanden sich auf Martindale!
    »Alfie, was wollen wir denn hier?«, rief sie.
    Der Kutscher antwortete nicht. Abbey kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Sicher würden sie nur Heath abholen und dann nach Manoora weiterfahren.
    Als die Kutsche vor dem Herrensitz hielt, sprang Alfie vom Kutschbock und öffnete den Wagenschlag.
    »Was machen wir hier, Alfie?«, fragte Abbey noch einmal.
    »Mr. Mason erwartet Sie, Miss Scottsdale.«
    »Was heißt, er erwartet mich?« Abbey sah den Kutscher verblüfft an, stieg dann jedoch aus. »Wir wollen doch zum Tanz nach Manoora!«
    »Davon weiß ich nichts, Miss. Ich habe den Befehl erhalten, die Kutsche in die Remise zu fahren und auf weitere Anweisungen zu warten.«
    »Das kann nicht sein, Alfie. Bitte warten Sie hier, es muss sich um ein Missverständnis handeln, ich werde das schnell klären.« Als Abbey unten an der Treppe stand, die von den Laternen auf beiden Seiten beleuchtet wurde, und am Haus hinaufblickte, wurde ihr schlecht, und sie bekam Herzklopfen. Schmerzhafte Erinnerungen stiegen in ihr auf. Sie holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Nein, sie würde dieses Haus nicht noch einmal betreten. Zu viel war hier geschehen. Dinge, die ihr ganzes Leben verändert hatten. Heath würde schon herauskommen müssen, wenn er mit ihr zum Tanz wollte.
    Sie straffte sich, drehte sich um und ging zurück zur Kutsche. »Ich werde dieses Haus nicht betreten«, sagte sie mit fester Stimme.
    In diesem Moment hörte sie jemanden ihren Namen rufen. War das nicht Heath? Abbey konnte ihn aber nicht sehen, und die Haustür war geschlossen.
    »Hier oben, Abbey!«
    Sie blickte zum Dach hinauf. Heath stand oben und winkte ihr zu. Ein entsetzlicher Gedanke durchfuhr sie. Hatte er sie etwa kommen lassen, weil sie mit ansehen sollte, wie er in die Tiefe sprang?
    »Kommen Sie rauf, Abbey!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht tun«, rief sie. »Und Sie sollten sich lieber nicht so weit über das Geländer lehnen!« Das Ganze gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Bitte, Abbey«, sagte er mit schmeichelnder Stimme. »Ich habe eine Überraschung für Sie.« Sie konnte mehr hören als sehen, dass er lächelte.
    Obwohl sie neugierig geworden war, blieb sie fest. »Nein, Heath. Kommen Sie endlich herunter!«
    » Bitte , Abbey! Ich flehe Sie an! Ich habe mir solche Mühe gegeben. Und alles nur Ihretwegen!«
    Wovon redet er nur?, fragte Abbey sich stirnrunzelnd. Plötzlich vernahm sie Musik.

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