Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
kann! Du musst mir nur die Gelegenheit dazu geben«, bettelte er erneut.
Was bildete er sich eigentlich ein? Er wusste doch nichts von der grausamen Wahrheit. Abbey konnte ihre Wut nicht mehr zügeln. »Ich erwarte ein Kind von deinem Vater«, schleuderte sie ihm entgegen und bereute es im gleichen Augenblick. Doch jetzt war es zu spät. »Glaubst du immer noch, dass du das in Ordnung bringen kannst?«
Heath war zurückgezuckt, als hätte sie ihn geohrfeigt. Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, während sein Verstand zu verarbeiten versuchte, was sie gerade gesagt hatte. Sie erwartete ein Kind von seinem Vater. Das bedeutete, dass es einen weiteren Erben geben würde. »Nein!«, schrie er. »Du kannst nicht schwanger sein!«
»Es ist aber so.« Abbey lief rot an.
Heath drehte sich um und wankte zum Tisch. Er packte die Weinflasche und nahm ein paar kräftige Schlucke. Plötzlich holte er aus und wischte mit einer Armbewegung alles vom Tisch. Gläser, Teller, die Schüsseln mit den Speisen flogen herunter und zerbrachen in tausend Scherben. Soße spritzte auf Abbeys neues Kleid.
Abbey, die sich seinen Wutausbruch nicht erklären konnte, zitterte am ganzen Körper. Sie spürte instinktiv, dass sie in großer Gefahr schwebte. Nach einem Augenblick löste sie sich aus ihrer Erstarrung und lief zur Tür, aber Heath, der aus dem Augenwinkel ihre Bewegung wahrgenommen hatte, war schneller. Er versperrte ihr den Weg. Blinder Hass spiegelte sich in seinem Gesicht.
Jack war außer sich vor Wut. In halsbrecherischer Fahrt polterte der Buggy über die Straße nach Manoora. Clementine, die hinten saß und sich festklammerte, weil sie fürchtete, herausgeschleudert zu werden, bangte um ihr Leben.
Vor dem Tanzsaal in Manoora angekommen sprang Jack vom Einspänner herunter und suchte die Straße mit den Augen nach Heath’ Kutsche ab, konnte sie aber nirgends entdecken. Er lief hinein. Der Saal war bereits gut gefüllt. Jack bahnte sich einen Weg durch die Menge und hielt verzweifelt nach Abbey Ausschau. Tom und Clementine folgten ihm.
»Wo ist Abbey? Ich kann sie nirgends sehen«, sagte Jack besorgt.
»Sie wird schon irgendwo sein«, meinte Clementine gleichgültig. »Reg dich nicht auf.«
»Ich soll mich nicht aufregen, nachdem Heath’ Kutscher sie praktisch entführt hat?«
Clementine konnte ihren Ärger nur mühsam unterdrücken. »Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?«
»Nein, das finde ich nicht. Ich werde mich draußen ein wenig umsehen.« Schon eilte Jack zur Tür.
Clementine wandte sich Tom zu. »Sag mal, hast du nicht auch das Gefühl, dass dein Bruder nicht mehr ganz bei Sinnen ist, oder geht es nur mir so?«, fragte sie sarkastisch.
»Seine Sorge scheint mir schon ein wenig übertrieben.« Tom verstand nicht, weshalb Jack glaubte, Abbey könne in Gefahr sein. »Möchtest du auch einen Drink? Nach der Höllenfahrt hierher könnte ich einen vertragen.«
»Ja, gern. Aber einen starken!« Sie gingen zur Bar.
Jack ging draußen noch einmal von Pferdewagen zu Pferdewagen. Heath’ Kutsche war nicht dabei. Er erkundigte sich bei den Kutschern, ob einer von ihnen Alfie Holbrook von Martindale Hall gesehen hatte. Die meisten verneinten. Doch dann sagte einer:
»Ich glaube, ich habe ihn in der Nähe von Mintaro überholt. Es war jedenfalls so eine große, elegante Karosse wie die vom alten Mason.«
»Das muss er gewesen sein«, sagte Jack aufgeregt. »War er auf dem Weg hierher?«
»Ich glaube, er ist hinter Mintaro abgebogen in Richtung Martindale Hall, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
Jack ballte grimmig die Fäuste. Eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Er dachte an Ebenezer Mason und daran, was er Abbey angetan hatte. Er war überzeugt, dass sie sich in größter Gefahr befand.
Er stürmte zurück in den Tanzsaal, wo Clementine und Tom sich mit ihren Drinks einen Tisch gesucht hatten. Eine Musikkapelle spielte, viele Paare befanden sich bereits auf der Tanzfläche.
»Ich werde nach Martindale Hall fahren.« Jack musste fast schreien, um die Musik zu übertönen.
»Aber wieso denn?« Clementine guckte ihn fassungslos an.
»Weil ich glaube, dass Masons Kutscher Abbey dorthin gebracht hat.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Tom.
Jack berichtete, was er draußen erfahren hatte, und fügte hinzu: »Hätten sie Heath nur dort abgeholt, wären sie längst hier.«
»Was geht dich das an?«, fragte Clementine gereizt. »Warum zerbrichst du dir den Kopf darüber?
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