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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Fingern. »Ich hab eine Idee! Mutter, geh doch schon voraus zu Carlisles Teestube und bestell Tee, Sandwiches und Gebäck. Wir kommen nach.«
    »Was hast du denn vor?«, fragte Sybil.
    Jack antwortete nicht. Er half Abbey vom Sofa hoch, bedankte sich bei Milton Sharp für seine Mühe und entschuldigte sich für die Umstände, die sie ihm gemacht hatten. Dann ging er mit Abbey die Straße hinunter. Sybil sah ihnen kopfschüttelnd nach.
    »Das Hotel gehört einem Freund von mir«, sagte Jack, als er mit Abbey vor dem Railway Hotel ankam. »Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn Sie sich auf der Toilette ein bisschen frisch machen.«
    Der Gedanke an frisches Wasser und Seife war überaus verlockend, aber irgendwie auch demütigend. Anscheinend schämte sich Jack für sie. Sie blickte an sich herunter. Verdenken konnte sie es ihm allerdings nicht.
    Jack, der ihr Zögern bemerkte, sagte: »Sie können mit dem Waschen auch warten, bis wir auf der Farm sind. Ich dachte nur, Sie würden sich dann wohler fühlen. Ich weiß doch, wie es mir geht, wenn ich nach einem langen Tag draußen bei den Schafen zurückkomme. Ich kann’s kaum erwarten, mir den Staub und den Schweiß abzuwaschen.«
    Seine einfühlsame Art rührte Abbey, und sie schaute ihn dankbar an. Er zeigte ihr den Weg zur Damentoilette und sagte, er werde in der Halle auf sie warten.
     
    Eine Viertelstunde später fühlte sich Abbey fast wie neugeboren. Sie hatte sich Gesicht und Hände gewaschen, ihre Haare geordnet und ihr Kleid, so gut es ging, gesäubert. Jetzt sah sie wenigstens halbwegs vorzeigbar aus.
    Jack lächelte, als er sie sah. »Na, wie fühlen Sie sich?«
    »Viel besser!« Obwohl sie ihm dankbar war, vermutete sie, dass er nicht nur aus Taktgefühl gehandelt hatte, sondern auch, um seine Mutter zu beschwichtigen.
    Sybil, die in der Teestube wartete, schenkte sich unterdessen zum zweiten Mal aus der Kanne ein, die sie bestellt hatte. Als Jack und Abbey hereinkamen und sich zu ihr setzten, sagte sie nichts. Während sie ihnen wortlos einen Teller mit Sandwiches reichte, damit sie sich bedienten, sah sie ihre neue Gesellschafterin abschätzend an. Obwohl Jack Recht gehabt hatte – das Mädchen machte jetzt schon einen viel besseren Eindruck –, bezweifelte Sybil nach wie vor, dass die junge Frau sich für die Stelle eignete. Je länger sie über ihre sonderbare Geschichte nachgedacht hatte, desto überzeugter war sie, dass diese Miss Scottsdale eine zweifelhafte Vergangenheit hatte. Ein Mädchen aus gutem Hause würde nicht allein durch die Gegend irren wie eine Landstreicherin.
    Abbey bemühte sich zwar, langsam zu essen, weil sie merkte, dass Sybil sie mit Argusaugen beobachtete. Aber ihr Hunger war stärker: Sie biss herzhaft in die belegten Brote und schlang die größten Bissen fast unzerkaut hinunter. Als Jack und seine Mutter noch nicht einmal ihr erstes Sandwich aufgegessen hatten, machte sich Abbey nach zwei belegten Broten bereits über das Gebäck her. Jack schaute ihr verblüfft zu, Sybil hingegen verzog keine Miene.
    Der junge Mann konnte seine Neugier kaum zügeln, es gab so viele Fragen, die er Abbey gern gestellt hätte, aber er wollte sie in Ruhe essen lassen. Sybil hüllte sich in mürrisches Schweigen. Sie hoffte, ihre neue Gesellschafterin bald wieder los zu sein.
     
    Als sie sich gestärkt hatten, machten sie sich unverzüglich auf den Rückweg zur Farm. Jack und seine Mutter saßen vorn im Pferdewagen, Abbey war nach hinten geklettert. Sie war dankbar für das Verdeck, das sie vor der Sonne schützte. Als sie Sybils Frage, ob sie irgendwo noch Gepäck habe, das sie hätten aufladen müssen, verneint hatte, hatte Jacks Mutter nur viel sagend den Kopf geschüttelt. Sie hielt es für eine verrückte Idee, das Mädchen einzustellen, aber sie kannte ihren Sohn: Hatte er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, war er nicht mehr davon abzubringen. In dieser Hinsicht kam er ganz nach seiner Mutter, deshalb gerieten die beiden auch so oft aneinander.
    Unterwegs dachte Abbey über die unerwarteten Wendungen nach, die ihr Leben nach dem Tod ihres Vaters genommen hatte. Ob die Polizei wegen Ebenezer Masons Tod schon nach ihr suchte? Das war einer der Gründe, weshalb sie froh war über die angebotene Stelle: Es war unwahrscheinlich, dass man sie auf einer Farm außerhalb von Clare finden würde. Sie hoffte inständig, dass die Leiche von einem Arzt untersucht würde und dieser eine natürliche Todesursache feststellte. Das würde

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