Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
murmelte Abbey, der es unangenehm war, dass sie ihm offenbar Unannehmlichkeiten bereitet hatte.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wo wohnen Sie denn? Können wir Sie nach Hause fahren?«
    »Nein, nein«, antwortete Abbey hastig. »Ich … habe kein Zuhause. Ich bin gerade erst angekommen«, fügte sie hinzu, als sie Jacks verdutzten Blick bemerkte.
    »Von wo sind Sie denn?«, fragte er neugierig.
    »Ich komme aus Burra.« Abbey kämpfte gegen die Tränen an, weil der Gedanke an ihr Zuhause unweigerlich Erinnerungen an ihren Vater und an Neal heraufbeschwor.
    Jacks Verwunderung wuchs. »Wie sind Sie denn hergekommen? Ich habe draußen gar kein Pferd gesehen.«
    Abbey senkte den Blick. »Man hat mich ein Stück mitgenommen«, antwortete sie ausweichend und dachte an die Kutschfahrt nach Martindale Hall. Es war nicht mal geschwindelt. »Von Mintaro aus bin ich dann zu Fuß gegangen.«
    »Zu Fuß!« Jack guckte sie verblüfft an. »Kein Wunder, dass Sie bewusstlos geworden sind. Von Mintaro sind es mindestens zehn Meilen bis hierher, und das zu Fuß und bei dieser Hitze!« Er schüttelte ungläubig den Kopf. Sybil, die den Wortwechsel schweigend verfolgte, wusste nicht, was sie von der Geschichte halten sollte, die die junge Frau ihnen auftischte. »Sie haben überall Schürfwunden. Was ist passiert?«, wollte Jack wissen.
    »Ich bin gestürzt«, murmelte Abbey zögernd. Sie konnte schlecht zugeben, dass sie ein Pferd gestohlen und dieses sie abgeworfen hatte.
    »Wo werden Sie denn wohnen? Haben Sie Bekannte oder Angehörige in Clare?«
    »Nein. Ich muss mir Arbeit und eine Unterkunft suchen.« Abbey wollte aufstehen, aber in ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Milton. »Als was haben Sie denn bisher gearbeitet?«
    »Ich hatte noch nie eine Anstellung«, gestand Abbey kleinlaut.
    »Noch nie?«, wiederholte Milton verblüfft.
    Abbey schüttelte den Kopf. »Aber ich lerne schnell, und ich nehme jede Arbeit an.«
    Jack hatte eine Idee. Nach einem flüchtigen Blick auf seine Mutter, die Abbey mit zweifelnder Miene ansah, sagte er: »Ich hätte da vielleicht etwas für Sie.«
    Sybil, die ahnte, was kommen würde, starrte ihren Sohn entgeistert an.
    »Wir suchen nämlich eine Gesellschafterin für meine Mutter«, fuhr Jack fort. »Dafür sind keine besonderen Voraussetzungen erforderlich.«
    Sybil verschlug es eine Sekunde lang die Sprache. Dann giftete sie: »Ein gepflegtes Äußeres ist das Allerwenigste, was ich erwarten kann!«
    »Warte doch erst mal ab, bis sie sich gewaschen und zurechtgemacht hat«, sagte Jack beschwichtigend, während er seine Blicke über Abbey gleiten ließ. Ihm gefiel, was er sah: tiefblaue Augen und rabenschwarze Haare, in denen sich ein paar kleine Grashalme verfangen hatten, feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen und ein Kinn, das von Entschlossenheit zeugte, auch wenn im Moment Schmutz daran haftete. Ihr wunderschöner Mund ließ auf ein nicht minder bezauberndes Lächeln schließen. »Was sagen Sie dazu?«, fragte er. »Wäre das etwas für Sie?«
    »Eine Gesellschafterin«, murmelte Abbey nachdenklich. »Was hätte ich denn da zu tun?« Nach ihren Erfahrungen mit Ebenezer Mason war sie misstrauisch geworden.
    »Meine Mutter fühlt sich einsam auf unserer Farm, deshalb hätte sie gern jemanden, mit dem sie sich unterhalten kann und der sie gelegentlich in die Stadt begleitet. Im Wesentlichen geht es darum, ihr die Zeit zu vertreiben. Trauen Sie sich das zu?«
    Sybil glaubte, sich verhört zu haben. »Wir wollen doch nichts überstürzen!«
    Jack achtete nicht auf sie. »Sie hätten Ihr eigenes Zimmer und kostenlose Mahlzeiten«, fuhr er fort.
    Abbey traute ihren Ohren nicht. Sie hätte nicht gedacht, dass es so etwas gab – dafür bezahlt zu werden, dass man jemandem Gesellschaft leistete. Das Angebot war überaus verlockend.
    »Jack, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?«, sagte Sybil scharf. Was fiel ihm ein, sie einfach zu übergehen! Er konnte doch nicht jemandem die Stelle anbieten, ohne sich vorher mit ihr abzusprechen. Selbst ein Blinder sah doch, dass diese Person absolut ungeeignet war!
    »Sie würden natürlich auch eine kleine Vergütung bekommen«, fuhr Jack fort, als hätte er seine Mutter nicht gehört. Er hielt es für einen Wink des Schicksals, dass die junge Frau genau vor Milton Sharps Büro ohnmächtig geworden war. Wenn seine Mutter sich nicht für eines der zur Auswahl stehenden Mädchen entscheiden konnte, dann

Weitere Kostenlose Bücher