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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sicherlich ein paar Tage dauern, aber bis dahin, so hoffte sie, war sie auf der Farm sicher.
     
    Das Erste, das Abbey auffiel, als sie in die Zufahrt nach Bungaree einbogen, war die Kirche linker Hand. Das sei St. Michael, erklärte Jack ihr. Das Steingebäude mit dem Schindeldach und den wunderschönen Buntglasfenstern war eingezäunt, ein verziertes Eisentor in den Zaun eingesetzt worden. Auf der anderen Seite der Zufahrt befand sich ein auf die gleiche Weise eingefriedetes Cottage. Ein Mann trat gerade durch das Tor. Jack hielt den Pferdewagen neben ihm an.
    »Guten Tag, Elias!«
    »Tag, Boss«, erwiderte der Angesprochene. Er zupfte sich Fladenbrotkrümel aus seinem langen Schnurrbart. »Tag, Mrs. Hawker.« Der Mann warf Abbey unter der breiten Krempe seines ziemlich ramponierten Huts hervor einen neugierigen Blick zu. Sein braun gebranntes, wind- und wettergegerbtes Gesicht ließ darauf schließen, dass er seine Zeit überwiegend im Freien verbrachte. Er hatte eine drahtige Figur und große, schwielige Hände, die von harter Arbeit zeugten.
    »Elias, das ist Abigail Scottsdale, Mutters Gesellschafterin«, stellte Jack sie vor. Er wandte sich zu Abbey um. »Abbey, das ist Elias Morton, mein Vormann und meine rechte Hand.«
    »Guten Tag, Mr. Morton«, sagte Abbey betont fröhlich.
    »Ma’am.« Elias tippte grüßend an seinen Hut, ohne Abbey richtig anzusehen.
    Abbey fragte sich, ob er von Natur aus ein mürrischer Mensch war oder ob er sie nicht leiden konnte. Früher oder später würde sie es herausfinden.
    »Sind die Zäune hinter den Scherschuppen schon repariert?«, fragte Jack.
    »Die Jungs sind dabei«, antwortete Elias. »Ich wollte gerade rübergehen und nach dem Rechten sehen.«
    Jack nickte. »Gut. Sag mir Bescheid, wie sie vorankommen. Sobald sie fertig sind, werden wir die trächtigen Schafe aus der unteren Koppel zum Lammen dorthin bringen. Du kannst mich in der nächsten halben Stunde im Haus erreichen.«
    »Alles klar, Boss.« Elias wandte sich ab und ging zu seinem Pferd, das neben dem Tor im Schatten eines Baumes angebunden war.
    Jack drehte sich zu Abbey. »Sie halten Elias sicher für einen komischen Kauz. Sie werden sich an seine Art gewöhnen«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Er redet nicht viel, aber ihm entgeht auch kaum etwas, und das ist eine äußerst wertvolle Eigenschaft für einen Vormann.«
    »Und ich dachte schon, er hätte etwas gegen mich«, sagte Abbey leise. Wer in den Erdwohnungen der Creek Street hauste, war es gewohnt, von den übrigen Einwohnern der Stadt als Abschaum betrachtet zu werden. Abbey hatte sich daher stets minderwertig gefühlt. Hinzu kam jetzt noch, dass sie verdächtigt wurde, etwas mit Ebenezer Masons Tod zu tun zu haben. Das wusste hier natürlich niemand, aber Abbey kam es so vor, als könnte man ihr die Wahrheit vom Gesicht ablesen, so erdrückend waren ihre Schuldgefühle.
    Sybil blickte sie über ihre Schulter hinweg verächtlich an, was Abbeys Gefühl, nicht willkommen zu sein, noch verstärkte. Hätte sie nicht so dringend eine Arbeit und ein Dach über dem Kopf gebraucht, wäre sie vom Wagen geklettert und zu Fuß nach Clare zurückgekehrt.
    Jack schnalzte mit der Zunge, und sie fuhren weiter. Sie kamen an einer Schmiede vorbei, wo ein junger Bursche mit einem riesigen Blasebalg das Feuer anfachte, während ein älterer Mann rot glühende Hufeisen mit dem Schmiedehammer bearbeitete. Jack winkte den beiden zu.
    »Das sind Ben Dobson und sein Sohn Michael«, sagte er zu Abbey.
    Die Arme des Hufschmieds glänzten vor Schweiß. Sein Hemd war durchgeschwitzt, der Schweiß rann ihm übers Gesicht und tropfte zischend auf das glühende Eisen. Vor der Schmiede waren mehrere Pferde angebunden, die aufs Beschlagen warteten, und dahinter konnte man zahlreiche Ställe sehen. Sie fuhren weiter, vorbei an einem Laden, und passierten ein Tor, das von einer Mauer eingefasst war. Rechter Hand erstreckte sich ein parkähnlicher Garten. Abbey bestaunte den weitläufigen Rasen und die Bäume, exotische und einheimische.
    »Ach du meine Güte«, flüsterte sie ehrfürchtig.
    Der Pferdewagen kam mit einem Ruck zum Stehen. Abbey wandte den Kopf und schnappte unwillkürlich nach Luft, als sie das Haus sah. Es war zwar nicht ganz Martindale Hall, aber das war auch gut so, weil Martindale einem Mausoleum ähnelte. Jack Hawkers Haus gefiel ihr auf Anhieb. Es war ein zweistöckiger Bau im Kolonialstil. Der Sandstein, aus dem es erbaut war, stammte aus einem

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