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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sybil stocherte in ihrem Essen herum, Abbey aß lustlos ein paar Bissen, während ihre Blicke heimlich zwischen Jack und seiner Mutter hin und her huschten.
    Als er aufgegessen hatte, lehnte sich Jack zurück und stieß einen wohligen Seufzer aus. »Das hat fabelhaft geschmeckt, Abbey! Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie uns etwas zu essen gemacht haben. Wer hätte gedacht, dass Sie so eine famose Köchin sind?« Er sagte das, als glaubte er aufrichtig, der Himmel hätte Abbey geschickt. Seine Mutter war offensichtlich anderer Meinung.
    »Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war, und nach ihrem Tod habe ich viele Jahre für meinen Vater gekocht«, erklärte Abbey. Die Erdwohnung, in der sie gehaust hatten, verschwieg sie aus Scham.
    »Oh. Und wo ist Ihr Vater jetzt?«, erkundigte sich Jack.
    »Er … er ist vor kurzem gestorben.« Sie wollte nicht ins Detail gehen, aus Angst, in Tränen auszubrechen.
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Jack aufrichtig.
    Sybil, den Blick auf ihren Teller geheftet, schwieg noch immer.
    »Sie sind wirklich eine ausgezeichnete Köchin«, lobte Jack abermals. »Eine Mahlzeit, die ohne eine gehörige Portion Cayennepfeffer und andere Gewürze auskommt, von denen ich noch nie gehört habe, ist mal was anderes.« Er lächelte.
    »Wer so hart arbeitet wie Sie, hat Anspruch auf ein anständiges Essen, wenn er nach Hause kommt.« Abbey sah flüchtig zu Sybil und hoffte, diese werde die Bemerkung nicht als Kritik an ihr auffassen.
    »Da haben Sie völlig Recht«, pflichtete Jack ihr bei.
    »Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass Sabu sich so darüber aufregen würde. Ich wollte wirklich keinen Unfrieden stiften.« Wieder blickte sie Sybil an, die ein Gesicht machte, als könnte sie ihre Wut kaum zügeln.
    »Sabu ist ein Hitzkopf«, sagte Jack. »Aber wenn er sich weigert zu kochen, hat er kein Recht, jemand anders daran zu hindern. Das werde ich ihm klarmachen, und zwar jetzt gleich.« Er stand auf. »Entschuldigt mich bitte.«
    »Die Küche ist Sabus Reich, Jack«, sagte Sybil ärgerlich. »Und heute ist ein Hindu-Feiertag.«
    »Ja, aber nicht in Bungaree«, widersprach Jack. »Und du hast Recht, die Küche ist tatsächlich sein Reich, deshalb sollte er sich während der Arbeitszeit auch dort aufhalten. Ich habe seine Launen und seine ständigen Ausreden, sich vor der Arbeit zu drücken, ehrlich gesagt satt!«
    Jack stapfte hinaus. Abbey hörte, wie der Koch in der Küche geräuschvoll mit Töpfen und Pfannen hantierte. Anscheinend räumte er auf. Die beiden Frauen lauschten, als Jack ihn sich vorknöpfte.
    »Sabu, du wirst fürs Kochen bezahlt. Deshalb wirst du von jetzt an auch nur für die Tage Lohn bekommen, an denen du tatsächlich gearbeitet hast. Wenn du dich aus irgendeinem Grund weigerst zu kochen, kann Abbey in der Küche nach Belieben schalten und walten, und du wirst sie nicht noch einmal beschimpfen, nur weil sie ein Essen für uns zubereitet hat, verstanden?«
    »Diesen Fraß nennen Sie Essen?« Sabu schnaubte verächtlich. »Ich habe in meiner Heimat schon besseres Essen im Müll gesehen.«
    Abbey zuckte zusammen. Die Röte schoss ihr ins Gesicht.
    »Mir hat es ausgezeichnet geschmeckt«, entgegnete Jack mit Nachdruck. Er wandte sich jetzt scheinbar an Elsa und Marie. »Was meint ihr zwei? War das Essen gut oder nicht?«
    Sie trauten sich wohl nicht, offen ihre Meinung zu sagen.
    »Es war nicht schlecht«, murmelte Elsa schließlich.
    »Siehst du? Du bist ersetzbar, Sabu, vergiss das nicht.« Abbey hörte, wie Jack die Küche verließ. Sabu, der die Drohung verstanden haben musste, schimpfte in seiner Muttersprache leise vor sich hin.
    Sybil, die ebenso wie Abbey jedes Wort mit angehört hatte, machte ein finsteres Gesicht und sah ihr Gegenüber vorwurfsvoll an.
    »Ich wollte doch nur, dass alle etwas zu essen haben«, sagte Abbey kleinlaut.
    »Ach ja?« Sybils Ton war eisig. »Wissen Sie, was ich glaube? Dass Sie es nur darauf angelegt haben, meinem Sohn zu imponieren.«
    Abbey verschlug es einen Augenblick lang die Sprache. Sie fragte sich, was genau Sybil damit sagen wollte. »Ich bin Ihrem Sohn unendlich dankbar für alles, was er für mich getan hat, und ich bezweifle, dass ich es jemals wiedergutmachen kann, aber ich wünschte aufrichtig, ich könnte es«, erwiderte sie mit zitternder Stimme.
    »Jack hat ein viel zu weiches Herz, genau wie sein Vater. Er konnte noch nie einem Streuner die Tür vor der Nase zuschlagen«, giftete Sybil. »Aber Sie haben einen

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