Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Abbeys Dankbarkeit sie verlegen machte. Um das Thema zu wechseln, fragte sie: »Was hat Doris für Sie ausgesucht?«
Abbey zeigte ihr ihre Einkäufe. »Ich möchte nicht, dass Sie oder Ihr Sohn das bezahlen, Mrs. Hawker. Sie haben mir schon so viel Gutes getan.«
»Ich muss doch dafür sorgen, dass meine Gesellschafterin angemessen gekleidet ist. Außerdem macht es mir Spaß, Sie neu einzukleiden. Und mein Sohn möchte schließlich, dass ich Spaß habe.«
Sie wolle keine Almosen, hätte Abbey am liebsten erwidert, doch sie schluckte die Bemerkung hinunter.
»Und jetzt gehen Sie und ziehen sich um«, fuhr Sybil mit einem Blick auf die Uhr fort. »Und vergessen Sie Ihre Haare nicht! Man kann über Clementine sagen, was man will, aber pünktlich ist sie.«
Abbey eilte in ihr Zimmer, schlüpfte in ihre neue Wäsche und dann in Sybils Kleid, bürstete sich ausgiebig die Haare und schmückte sie mit einem Band. Dann stellte sie sich vor den Spiegel. Sie konnte sich nicht sattsehen an ihrem Spiegelbild. Wie eine Prinzessin sah sie aus. Freudig lief sie die Treppe hinunter. Sie war schon ganz gespannt auf Clementine Feeble.
»Hübsch sehen Sie aus, Abbey«, sagte Sybil, als sie ihr im Flur auf dem Weg zur Küche begegnete.
Abbey war geschmeichelt. Sie warf einen Blick in den Spiegel im Eingangsbereich und lächelte zufrieden. Hoffentlich gefalle ich Jack auch, dachte sie. Erschrocken schlug sie dann die Hände vor den Mund. Sie tadelte sich für diesen Gedanken. Jack zu gefallen stand ihr ganz bestimmt nicht zu.
Exakt um zwölf Uhr dreißig hielt Clementines Einspänner in der Auffahrt. Abbey spähte neugierig aus dem Wohnzimmerfenster.
»Ihr Gast ist da, Mrs. Hawker«, rief sie.
»Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass sie auf die Minute pünktlich ist?«, bemerkte Sybil mit einem Blick auf die Uhr, als sie ins Wohnzimmer kam.
Abbey beobachtete, wie Clementine zum Haus schritt und sich umsah, als würde sie ihren künftigen Besitz in Augenschein nehmen. Ihre sorgfältig frisierten blonden Ringellöckchen waren mit einer Spange geschmückt. Clementines hellrosa Kleid passte perfekt zu ihrer hellen Haut, ihren rosigen Wangen und Lippen. Im Vergleich zu ihr kam sich Abbey plötzlich wieder reizlos und gewöhnlich vor.
Elsa war zur Tür geeilt und öffnete. »Guten Tag, Miss Feeble.« Ein angedeutetes Kopfnicken war die Antwort. »Mrs. Hawker ist im Wohnzimmer«, fügte das Dienstmädchen hinzu.
»Guten Tag, meine Liebe«, grüßte Sybil, als Clementine hereingerauscht kam.
»Guten Tag, Sybil«, erwiderte Clementine mit seidenweicher Stimme. Sie ergriff Sybils Hände, spitzte die Lippen und küsste die Luft rechts und links neben ihrer Wange. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut, danke. Und selbst?«
»Oh, die Arbeit bringt mich fast um, so viel habe ich im Geschäft zu tun«, klagte Clementine erschöpft. »Ich bin heilfroh, wenn ich ein paar Stunden rauskomme, selbst wenn ich bei der Hitze hier herausfahren muss.«
»Es ist lieb von Ihnen, dass Sie gekommen sind«, sagte Sybil.
»Sonst würde ich Jack ja überhaupt nicht zu Gesicht bekommen«, erwiderte Clementine in weinerlichem Tonfall. »Ständig hat er zu tun, nie hat er Zeit, mich in der Stadt zu besuchen.«
Der versteckte Vorwurf rief Abbey Doris Huberts Worte ins Gedächtnis zurück.
Abbey stand neben dem Sessel, in dem Sybil normalerweise saß, und begnügte sich damit, Clementine genau zu beobachten. Jede Geste, jedes Wort wirkte einstudiert. Zu welchem Zweck, konnte Abbey nicht sagen. Attraktiv war sie jedoch, auch wenn ihre spitze Nase nicht zu ihren weichen Zügen passen wollte.
»Elsa soll Ihnen etwas Kühles zu trinken bringen«, sagte Sybil. »Ich glaube, Sabu hat frische Limonade gemacht.«
»Danke, Sybil. Ich bin ganz ausgedörrt.«
Sybil rief nach Elsa und bat sie, die Getränke zu bringen. Clementine warf Abbey einen neugierigen Blick zu. Sybil bemerkte es. »Clementine, ich möchte Ihnen Abbey vorstellen. Abbey, Miss Clementine Feeble.«
Abbey lächelte. »Freut mich sehr.«
»Abbey?« Clementine betrachtete sie kritisch und eine Spur abschätzig.
Abbey wusste genau, was sie dachte. Offensichtlich fragte sie sich, wer sie war und was sie hier in Bungaree machte. Ob sie für ein neues Dienstmädchen gehalten wurde?
»Abbey ist meine Gesellschafterin«, erklärte Sybil. »Sie kommt aus Burra«, fügte sie hinzu, falls Clementine sich wunderte, warum sie die junge Frau bisher nie gesehen hatte.
»Oh.« Clementines Interesse schmolz dahin
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