Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Haarbänder zusammen.
Abbey hatte sie staunend dabei beobachtet. Noch nie im Leben hatte sie so viele hübsche neue Dinge besessen. »Warten Sie, Mrs. Hubert, das ist alles wirklich wunderbar, aber ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann.« Sie bekam schließlich nur einen geringen Lohn.
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Abbey, das kommt alles auf Mrs. Hawkers Rechnung, sie hat extra darum gebeten. Jack kümmert sich dann schon darum.«
Abbey war einen Moment lang sprachlos. »Nein. Nein, das kann ich nicht zulassen«, sagte sie verlegen.
»Und warum nicht?«
»Weil es einfach nicht richtig ist. Mr. Hawker sagte, ich könnte auf eigene Rechnung bei Ihnen anschreiben lassen.«
»Natürlich können Sie das, aber ich muss mich an Mrs. Hawkers Anweisungen halten.«
»Dann geben Sie mir bitte nur das Allernotwendigste. Auf Haarbänder und Strümpfe kann ich verzichten.«
Doris schüttelte energisch den Kopf. »Ganz sicher nicht, Abbey. Sie werden Mrs. Hawker doch auch in die Stadt begleiten, nehme ich an?«
»Na ja, ich denke schon …«
»Und wenn sie Gäste auf Bungaree Station empfängt, müssen Sie doch einen guten Eindruck machen, oder irre ich mich?«
Abbey seufzte. Doris hatte Recht. Auf keinen Fall wollte sie die Hawkers blamieren.
Während sie alles zusammenpackte, plapperte Doris in einem fort. Da sie aber auch Fragen zu stellen begann, gab Abbey vor, in Eile zu sein. »Die Hawkers erwarten Clementine Feeble zum Lunch, und ich muss mich noch umziehen«, sagte sie.
»Ach ja?«, bemerkte Doris in einem Tonfall, der Abbey neugierig machte.
»Kennen Sie Miss Feeble?«
»Wir sind uns ein paarmal begegnet, das ist alles. Befreundet sind wir nicht, wenn Sie das meinen.« Doris zögerte. »Ich bezweifle offen gestanden, dass sie viele Freunde hat.«
»Wieso sagen Sie das?« Abbey sah sie verwundert an. »Ist sie denn nicht nett?«
»Nett?« Doris machte ein verdutztes Gesicht. »Ich kenne niemanden, der sie als ›nett‹ beschreiben würde. Sie ist zweifellos eine attraktive Person, und sie kann sehr charmant sein, wenn sie will, vor allem in Gegenwart von Männern. Aber ›nett‹ würde ich sie nicht nennen. Womit ich nicht gesagt haben will, dass sie ein furchtbarer Mensch ist. Sie neigt nur dazu, unverblümt ihre Meinung zu sagen.«
»Oh«, machte Abbey enttäuscht.
»Ich hab schon wieder zu viel geredet«, meinte Doris. »Versprechen Sie mir, dass Sie Mrs. Hawker nichts davon sagen werden. Wenn es nach Clementines Kopf geht, wird sie nämlich eines Tages ihre Schwiegertochter sein.«
»Keine Sorge, von mir erfährt sie nichts«, versicherte Abbey. »Ehrlich gesagt war Mrs. Hawker auch nicht imstande, mir Miss Feeble zu beschreiben. Ich könne mir selbst ein Urteil bilden, wenn sie zu Besuch käme, meinte sie nur.«
Doris beugte sich vertraulich näher. »Ich bin gespannt, was Sie von ihr halten. Kommen Sie doch mal wieder auf einen kleinen Plausch vorbei.«
»Das werde ich«, versprach Abbey. »Und nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Nichts zu danken, dafür bin ich ja da«, erwiderte Doris und machte sich wieder an die Arbeit.
Sybil hatte unterdessen aus ihrer Garderobe ein schlichtes Kleid für Abbey herausgesucht. In Abbeys Augen war es alles andere als schlicht: Sie fand es einfach bezaubernd. Es war cremefarben, mit Stickereien und einem breiten Stoffgürtel, der ihre schmale Taille betonte. Und die kurzen Ärmel waren bei der Hitze ideal.
Abbey war regelrecht überwältigt, als sie es sah. »Es ist mir gar nicht recht, dass Sie mir so ein wunderschönes Kleid leihen wollen, Mrs. Hawker. Wenn nun ein Fleck draufkommt oder ich ein Loch hineinreiße?«
»Das leihe ich Ihnen nicht, Abbey, ich schenke es Ihnen. Meine Taille wird nie wieder so schlank sein, dass ich da noch einmal hineinpasse. Morgen oder übermorgen werden wir in die Stadt zur Schneiderin fahren, damit sie ein paar Kleider für Sie anfertigt.«
Abbeys Augen füllten sich mit Tränen.
»Was haben Sie denn, Kindchen?«, fragte Sybil.
Abbey wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war tief bewegt. Noch nie hatte sie etwas so Schönes besessen. »Ich …« Sie drückte das Kleid fest an sich. »Ich danke Ihnen«, brachte sie schließlich hervor.
Sybil ahnte, was in ihr vorging. Abbey hatte ihr ja erzählt, dass sie aus einer armen Familie kam, und sie betrachtete das Kleid so ehrfürchtig, als ob es sich um ein teures Ballkleid handelte. »Ach, das alte Ding«, wehrte sie beinah schroff ab, weil
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