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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Früher war sie noch vor dem ersten Licht aufgestanden,
aber seit der Schwangerschaft schlief sie länger. Er gönnte es ihr. Sie würde bald schon allzu wenig Ruhe bekommen, wenn das Kind erst da war.
    Da sie sich nie an Kaffee gewöhnt hatte, bereitete er in der kleinen Küche der Station ein Potpourri aus Bananen, Mangos und Papayas zu, stieß Löcher in zwei Kokosnüsse und füllte die Milch in Schalen. Zwischendurch blickte er immer mal wieder hinunter zum Steg. Der Dunst über dem Meer verzog sich langsam, und obwohl Tristan keinen stärkeren Wind wahrnahm, hörte er ein starkes Rauschen.
    Das Tablett war voll gestellt mit Schalen und Früchten, aber die Blumen, die Tuila so liebte, fehlten noch. Also ging er auf die der Landseite zugewandte Seite der Station und pflückte zwei Blütenstängel einer ihm unbekannten Art, die blutrot leuchteten. Er lächelte. Für meine beiden Schätze, würde er sagen, wenn er sie Tuila überreichte. Eine Blume für dich und eine für unser Kleines.
    Er platzierte die Blüten auf dem Tablett, nahm es hoch und balancierte es nach draußen.
    Als er den Hügel zum Steg hinunterging und einen Blick auf das Meer warf, tauchte plötzlich aus dem Dunst eine riesige, stählerne Silhouette auf, aus einem Schornstein qualmend, rauschend wie ein Wald, keine fünfhundert Meter entfernt.
    Tristan brauchte einen Augenblick, um zu verstehen.
    Er warf das Tablett zur Seite und lief in die Station. Dort griff er sich das Gewehr. »Tuila!«, schrie er aus dem Fenster. »Tuila, wach auf!«
    Sie bewegte sich nicht.
    Er verlor keine Sekunde. Das Gewehr im Anschlag, rannte er zum Steg, rief ihren Namen.
    Sie wachte erst auf, als seine Schritte auf dem Holzsteg bebten.
    »Was ist?«, fragte sie benommen.

    »Ein Kreuzer. Ein neuseeländischer Kreuzer. Dort vorn.«
    Sie erschrak und war sofort hellwach. »Was wollen die hier?«
    »Die überfallen uns. In die Station, schnell.«
    Tuila wickelte sich notdürftig das Tuch um die Hüften, und dann liefen sie geduckt über den Steg zurück. Am Ufer warf Tristan einen Blick über die Schulter und sah, dass die Neuseeländer ein Beiboot zu Wasser gelassen hatten. Von kräftigen Ruderschlägen getrieben, kam es schnell näher.
    »Lauf in die Station«, sagte er.
    »Du auch.«
    »Ich komme nach. Tu, was ich sage. Und geh nicht ans Fenster.«
    Er wartete, bis Tuila in der Station angekommen war, dann suchte er sich eine Mangrove, die dicht am Wasser stand, als Deckung.
    Er überprüfte sein Gewehr, brachte es in Anschlag und wartete, bis das Boot nahe genug herangekommen war. Die sechs Ruderer waren allesamt blutjunge Burschen, nur der Steuermann sah erfahren aus, und er war es auch, der Befehle auf Englisch gab.
    Ihn nahm Tristan ins Visier.
    Er zielte, drückte ab.
    Der Schuss löste hektische Aktivität auf der Barke aus. Der Steuermann sackte nach vorn, das Boot schlingerte.
    Tristan feuerte drei weitere Patronen ab, zwei klatschten ins Wasser, die dritte verursachte einen Aufschrei.
    Die Barke schaukelte heftig. Ein Mann fiel ins Wasser und wurde mit Mühe an Bord gezogen. »Back, back!«, schrie einer, doch da nur drei der sechs Rudermänner sich ins Zeug legten, fuhr das Boot Zickzack und gewann nur langsam Distanz zum Ufer.
    Tristan feuerte nicht weiter, obwohl er noch zwei Patronen
zur Verfügung hatte. Es ging ihm nicht darum, möglichst viele Angreifer zu töten oder zu verletzen. Er hatte die feindlichen Soldaten lediglich zum Rückzug bewegen wollen. Fürs Erste war Zeit gewonnen.
    Er rannte zur Station, wo Tuila ihn an der Tür erwartete. »Tristan, ich habe Angst.«
    »Dann sind wir schon zwei«, sagte er. »Bleib von Türen und Fenstern weg.«
    Er war jetzt nur noch halb bei Tuila. Es gab so vieles, woran er jetzt denken musste.
    Mittels einer halb verrosteten Sirene mit Handkurbel löste er Alarm aus. Die Einwohner von Salelologa zogen sich geordnet und aufgeregt schwatzend in die Wälder zurück, und von den zwölf Polizisten der Fita-Fita kamen immerhin sieben binnen weniger Minuten in die Station. Von den anderen musste man annehmen, dass sie sich nicht berufen fühlten, in den Krieg zu ziehen.
    Tristan erklärte seinen Männern die Lage und teilte ihnen entlang der Station und des Ufers verschiedene Standorte zu, von denen aus sie einen möglichen weiteren Angriff abwehren sollten. Für den Fall, dass die Übermacht zu groß würde, sollte man sich in die ausgehobenen Stellungen am Waldrand zurückziehen.
    Erst als alle Gewehre und Munition

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