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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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sind am Ende. Es ist aus.«

    »Evelyn …«
    »Endgültig aus!«, rief sie, wandte sich von ihm ab und hielt sich ihre zitternde Hand vor den Mund.
    »Ich liebe dich doch«, sagte er hilflos. Er wartete noch einen Moment auf eine Reaktion, streckte die Hand nach ihr aus, ließ sie dann aber wieder sinken.
    Schließlich stand er auf.
    »Nur eines noch«, sagte er leise, fast flüsternd, während sie noch immer wegsah. »Am Tag, als ich nach Lubumbashi flog …« Er schluckte und korrigierte sich: »An Julias viertem Todestag ging ich vorher noch zu ihr. Ich habe vier Rosen auf ihr Grab gelegt, für jedes Jahr, das sie mir fehlt, das sie uns fehlt, eine. Ich habe Julia nicht vergessen. Sie fehlt mir. Ihr Tod hat … hat ein gewaltiges Loch in mein Leben gerissen.«
    Eine Minute verging, und als Evelyn sich wieder umdrehte, war er fort.
    Ihr schien der Kopf zu platzen. Gedankenfetzen trieben vorbei: Julias Grab; der Novembersturm, der Carstens Rosen vermutlich weggeweht hatte, so dass sie sie am nächsten Tag nicht gesehen hatte; Ili, die ihr Haus verlieren würde; das Papayaland. Sogar den Tod meinte sie zu spüren. Er war irgendwo in der Nähe, lauerte …
    Der Wirt erschien mit einer Flasche Champagner und zwei Gläsern. »Möchten Sie die Bestellung rückgängig machen?« , fragte er höflich.
    Sie fühlte plötzlich, wie die seltsame Leere der letzten Jahre zurückkehrte, und sie spürte jene Verzweiflung in sich aufsteigen, die sich am Vorabend der Flucht nach Samoa ihrer bemächtigt hatte.
    Irgendwo lachten Gäste, verstummten kurz und lachten erneut.
    Sie sah den Wirt ausdruckslos an. »Nein«, antwortete sie. »Im Gegenteil.«

     
    Der Gesang der Insekten färbte die Nacht, und Ili, die wach lag, lauschte ihm, als höre sie das Geräusch zum ersten Mal. Bisweilen tauchte der Schatten eines Falters am Fliegengitter des Fensters auf und verschwand wieder, oder sie hörte das dunkle Summen eines Käfers, der vorbeiflog, ansonsten jedoch blieb das rhythmische, gleich bleibende Zirpen die einzige Musik.
    Plötzlich jedoch hörte sie das Geräusch von Schritten, zunächst schmatzend auf der feuchten Erde, dann leise auf der Veranda.
    »Evelyn?«, rief Ili in das Schwarz um sie herum.
    Nein, Evelyn kann es nicht sein, dachte Ili. Es fahren keine Fähren mehr, und sie liegt vermutlich mit ihrem Mann in einem weichen Doppelbett des Aggie Grey’s .
    Jedenfalls hoffte Ili das.
    Sie raffte das weiße Betttuch um den Körper und öffnete die Tür. Das Innere des Hauses lag starr und schemenhaft vor ihr, nur wo sich der Mond durch das Loch im Dach stahl, zog er eine matte, silbrige Bahn und zeichnete die schrägen Schatten der Pfosten auf den Fußboden. Leise schlich sie über den steinernen Boden von Raum zu Raum, blickte durch die Fenster in den Garten oder zur Plantage hin, doch sie konnte niemanden entdecken.
    Dumme alte Frau, sagte sie sich. Huschst in deinem Betttuch wie ein Gespenst durch die Nacht.
    Kopfschüttelnd wollte sie sich wieder ins Bett legen, als unvermittelt eine Kerze zwischen dem Türrahmen des Hauseingangs aufleuchtete.
    »Wer ist da?«, fragte sie.
    Schon am Umriss des Körpers und am Schritt, als er näher kam, erkannte Ili, wer es war, konnte es jedoch kaum glauben. Erst als die Gestalt unmittelbar vor ihr stand, wisperte Ili: »Du?«
    Die schwachen, zuckenden Strahlen der Kerze spielten
unruhig auf Moanas altem Gesicht. Ihre Augen, in dunklen Höhlen liegend, wurden von dem Schein nicht berührt.
    Zum letzten Mal hatte Moana vor achtzig Jahren diesen Teil des Papaya-Palastes betreten – damals waren sie beide noch Kinder gewesen, Menschen einer anderen Zeit. So gesehen kam sie Ili wie ein Phantom vor und die Begegnung wie ein Traum, ein schlimmer Traum. Alles, was seither passiert war, alle bösen Worte, all der Hass und die Verletzungen stürzten innerhalb einer Sekunde auf Ili ein.
    Moana ließ die Kerze sinken. Ihr Kopf zitterte. »Das habe ich nicht gewollt.«
     
    Ili wusste, wovon sie sprach. Am frühen Abend, kurz nachdem Evelyn gegangen war, hatte der alte Ben sie besucht. Sie hatte gerade den Erdofen gesäubert und wollte die wartenden Vögel mit den Speiseresten versorgen, als das bedrohliche Gerassel von Bens Lieferwagen die friedliche Dämmerung unterbrach und alle Loris, Kakadus und Stare aufscheuchte. Er wuchtete seinen Körper vom Fahrersitz und stapfte schneller, als man es von ihm kannte, auf Ili zu.
    Das Geschwätz, das er aufgeschnappt hatte, betraf diesmal sie. Jemand

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