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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Samoa. Du wirst sehen, zwei Wochen gehen hier vorbei wie nichts.«
    »Aber das Ticket!«
    »Das ist nun wirklich kein Problem. Du wirst es stornieren.«
    »Ich habe mich auf Australien gefreut.«
    »Das verstehe ich ja. Aber Australien läuft uns nicht weg.«
    »Samoa auch nicht.«
    »Wir sind nun mal auf Samoa, Carsten, und ich habe dir erklärt, wie wichtig es mir ist, noch eine Weile bei Ili zu bleiben.«
    »Ili hier, Ane da – und was ist mit mir?«
    Sie rieb sich die Stirn.
    »Ich erwarte ja nicht, dass du Ili in dein Herz schließen sollst, sondern nur, mir ein paar Tage Zeit zu lassen. Ist das denn zu viel verlangt, nach allem, was passiert ist? Ich habe dir gesagt, wie schön es wäre, wenn wir gemeinsam auf Samoa blieben, vielleicht sogar im Papaya-Palast. Weihnachten können wir schon wieder in Frankfurt …«
    »In ein paar Tagen«, platzte es aus ihm heraus, »wird es den Papaya-Palast nicht mehr geben.«
    Lauter Applaus ertönte. Die Männer hatten soeben einen furiosen Tanz unter Trommelbegleitung beendet und
wurden von den begeisterten Einheimischen belohnt. Danach wurde es für einige Augenblicke ungewohnt still in der Bar. Die Musik schwieg. Ein paar Gäste murmelten, ein paar Gläser klirrten, und der keuchende Atem der Tänzer drang bis zu Carsten und Evelyn herüber.
    Sie sah ihn ungläubig an. »Wie bitte?«
    »Die Regierung wird das betreffende Stück Land enteignen  – falls es nicht innerhalb von drei Tagen freiwillig verkauft wird. Natürlich kann man den beiden alten Damen nur zu Letzterem raten, denn die Entschädigung bei einer Enteignung dürfte wesentlich geringer ausfallen, als wenn Kettner ihnen das Land direkt abkauft.«
    Evelyn glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Wie … ?« Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum ein Wort herausbrachte.
    Carsten glaubte, ihre Frage zu kennen. »Wie das möglich ist? Die United Trade and Commerce Bank hat einen nicht geringen Einfluss auf die Regierungen so kleiner Staaten wie Samoa. Wir haben diverse Investitionen getätigt, da ist es nicht ungewöhnlich, dass man uns bei einer solch nebensächlichen Sache entgegenkommt – zumal das Land auch noch etwas davon hat, in Form von Arbeitsplätzen zum Beispiel. Und die gerodeten Hänge können später für Kaffeeanbau und Rinderzucht verwendet werden.«
    Sie starrte ihn noch immer entsetzt und ungläubig an. »Wie kannst du nur so etwas tun?«
    Er schien verärgert und fühlte sich in die Ecke gedrängt. »Was tue ich denn schon? Nur meine Arbeit«, entgegnete er, wobei er versuchte, sachlich zu klingen, doch seine Stimme zitterte leicht. »Weißt du, wie viele Menschen Kettner in seiner Firma beschäftigt? Vierzehn Dauerangestellte, dazu fünfmal so viele Saisonarbeiter. Und hier in Samoa wird er weitere …«
    »Du wolltest mich aus Samoa wegschaffen«, unterbrach
sie ihn, Tränen in den Augen. »Du wolltest hinter meinem Rücken das Land enteignen.«
    »Nicht ich enteigne das Land, sondern …«
    »Du wolltest vor mir verheimlichen, dass du Ili aus dem Haus wirfst«, fuhr sie ungeachtet seines Einwands fort. »Du hast so ziemlich das Perfideste getan, was jemand in unserer Situation tun konnte: mich angelogen.«
    »Nein«, widersprach er entschieden. »Nein, das ist nicht wahr. Ich wollte dich nur beschützen, weil ich fürchtete, dass dich diese Sache zu sehr aufregen würde. Und das mit der Reise meine ich ehrlich. Wir wollen doch neu anfangen, das hast du selbst gesagt.«
    »Du lügst mich an und nennst das einen Anfang?«, schrie sie derart laut, dass die Gäste an den Nachbartischen herüberschauten.
    »Evelyn, bitte …«
    »Jahrelang«, sagte sie eisig, »hatte ich Depressionen. Unsere gemeinsamen Freunde haben mich nicht mehr besucht, und ich hatte keinen Menschen , der mir wirklich nahe war, dich eingeschlossen. Ich habe angefangen zu trinken. Ich wollte mich umbringen, weil du es nicht für nötig befunden hast, unsere Tochter an ihrem Geburtstag zu besuchen. Und nun, wo es mir etwas besser geht, wo ich anfange, dir, mir und unserem gemeinsamen Leben wieder näher zu kommen und den Aschehaufen, unter dem wir begraben waren, mühsam wegzuschaufeln, bestrafst du das Land und die Menschen, die diesen ersten kleinen Erfolg erst möglich gemacht haben.«
    Ihre Stimme bebte, so als halte sie sich nur mühsam zurück.
    »Carsten, ich möchte nicht direkt aussprechen, wie ich ein solches Verhalten nenne und was ich in diesem Moment über dich denke. Darum bitte ich dich: Geh jetzt. Wir

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