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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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uns, da können Sie das Theaterspielen lassen. Wir beide wissen, was ich Ihnen während des Picknicks gesagt habe, und Sie haben meine Worte absichtlich verdreht. Doch keine Sorge, Ihnen gebe ich an dieser Gemeinheit die geringste Schuld. Ihr Vater und Frau Schultz haben das zusammen ausgeheckt, richtig?«
    Sie schlug die Augen nieder und schwieg.
    »Dachte ich es mir doch. Ihr Vater hat alles: Plantagen in der Südsee, eine Villa auf Samoa, gut gehende Exporte, eine kleine Handelsflotte. Was ihm noch fehlt, ist ein Titel in der Familie, und da hat er den guten Namen Arnsberg für seine einzige Tochter ins Visier genommen. Als er aber merkte, dass der Fisch nicht anbiss, hat er die Sache etwas forciert. Stammt die Idee mit dem Telegramm von ihm?«

    Sie blickte noch immer auf ihre Schuhspitzen.
    »Glauben Sie nicht, ich hätte eine Antwort verdient? Wenigstens das?«
    Clara schluckte. »Die Frau Gouverneur hatte die Idee, mein Vater hat sie lediglich …« Sie stockte.
    »Ja?«, drängte er. »Was hat Ihr Vater lediglich?«
    »Die Idee für gut befunden.«
    Tristan klatschte in die Hände. »Bravo! So habe ich mir das gedacht. Der alte Hanssen und die alte Schultz sind die Puppenspieler, und Fräulein Clara tanzt in ihrem weißen Kleidchen nach dem Rhythmus.«
    »Psst«, zischte sie. »Nicht so laut. Man könnte Sie hören.«
    »Sollen sie doch. Wie heißt es so schön: Der Lauscher an der Wand!« Er dämpfte seine Stimme etwas. »Aber Sie, Clara, wie konnten Sie sich nur auf ein solch perfides Spiel einlassen? Schließlich betrifft es Ihr Leben, Ihr ganzes Leben. Sie haben doch alles – Geld, Stellung, ein herrliches Haus mit einem manikürten Rasen. Was brauchen Sie einen Grafensohn, der das Gegenteil von dem schätzt, was Sie schätzen? Warum tun Sie sich so etwas an? Ich bitte Sie, machen Sie allem ein Ende, und lösen Sie mit mir gemeinsam die Verlobung, im Guten.«
    Sie erschrak. »Nein! Niemals!«
    »Aber wieso? Ich verstehe es nicht.«
    Sie sah ihn mit ihren fahlen, braunen Kulleraugen an. »Sie haben es doch schon einmal erraten, Tristan. Damals, auf dem Picknick.«
    Er wich einen Schritt zurück. »Heißt das, Sie lieben mich? Sie haben Ihre Zuneigung nicht gespielt?«
    Clara wollte sich abwenden, aber er nahm sie an den Schultern und hielt sie fest. Sie presste ihre Lippen zusammen, und dann brach es aus ihr heraus, wie aus einem übervollen Kessel: »Natürlich liebe ich Sie, Tristan, wissen Sie das nicht? Schon an dem Tag, als Sie mit dem Schiff
hier ankamen und mir vorgestellt wurden, wusste ich, dass ich Ihre Frau werden wollte. Monatelang habe ich mich niemandem anvertraut, doch dann, eines Tages, fragte mein Vater, ob ich mir eine Heirat mit Ihnen, Tristan, vorstellen könne. Ich sagte sofort zu, und dann nahm alles seinen Gang. Er sprach mit der Frau Gouverneur. Nun, von da an kennen Sie die Geschichte.«
    Er blickte sie verständnisvoll und mitleidig an. »Aber, Clara, Sie werden doch bemerkt haben, dass ich Ihnen keinerlei …«
    »Nein, sagen Sie nichts mehr. Sie wollten hören, wie es dazu kam, nun wissen Sie es. Ich werde Sie nicht gehen lassen, Tristan. Wir werden heiraten, und wenn Sie es wagen sollten, die Verlobung zu lösen, dann mache ich Sie überall unmöglich, das ist mein Ernst.«
    Sie weinte.
    Er fasste sie sacht am Arm, ließ wieder los, und sie lief davon.
     
    Tristan wusste endlich, woran er war, auch wenn das an der Situation wenig änderte. Nach außen blieb er den Hanssens gegenüber höflich, aber wenn sie an zwei Abenden in der Woche bei einem Glas Obstler unter sich waren, machten seine Enttäuschung und Wut sich nicht selten Luft.
    Als Ordinarius Löblich trotz mehrerer Einladungen weder in der Residenz noch im Klub oder bei den Hanssens erschien, schimpfte der Kaufmann, wobei seine schweren, von unzähligen roten Äderchen durchzogenen Wangen bebten.
    »So etwas macht man nicht. Einfach wegbleiben. Niemand weiß, wo er ist, sein Zimmer in Apia ist leer.«
    »Er ist niemandem Rechenschaft schuldig«, bemerkte Tristan. »Ich finde ihn sympathisch.«

    »Pah, ein verrückter Alter, Gott vergebe mir! Ich weiß, er ist Priester, Ordinarius sogar, aber wenn ihr mich fragt, hat sein Bischof ihn hierher geschickt, weil er in seiner Diözese nicht mehr tragbar war.« Hanssen pochte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn. »Plemplem.«
    Clara, die immer nur das wiedergeben konnte, was jemand anderer schon einmal geäußert hatte, sagte: »Die Frau Gouverneur ist besonders empört

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