Der Duft der Mondblume
x-beliebiger Beachboy?«, neckte er sie.
»Und ein guter Freund.«
»Soll ich ihr auch Unterricht geben?«
»Nein. Aber danke.«
Enttäuscht, weil PJ einfach nicht verstand, wie wichtig ihr Mollies Besuch war, schnappte sich Catherine ihr Brett, rannte damit ins Wasser und paddelte aufgebracht bis zur Brandung. Dort setzte sie sich aufs Board und starrte auf Waikiki, auf die Hotelbauten, die Palmen, die Touristen im Sand und auf den Diamond Head, der sich über allem erhob.
Ein Surfer paddelte an ihr vorbei und nickte ihr zu, sichtlich überrascht, eine Frau auf einem Surfbrett zu sehen. Plötzlich war ihr Ärger verraucht, und sie drehte sich um und beobachtete die Wellen, wie er es tat. Obwohl sie diesen Surfer gar nicht kannte, waren sie doch in gewissem Sinn miteinander verwandt: Es verband sie das Wissen, dass Meer, Wellen und Himmel Teile eines großen Bildes und sie beide kleine Pünktchen darin waren. Dann konzentrierte sie sich und versuchte nur noch, die nächste Welle zu kriegen.
Als sie schließlich zum Strand zurückpaddelte, war PJ schon heimgegangen. Der Nachmittagspassat fuhr ihr erfrischend durchs Haar. Sie liebte diese sanfte hawaiianische Brise, die sie beruhigte und wärmte. Anschließend ging sie zu dem Haus der Surfer, wo PJ mit Atemmaske draußen im Garten stand und mit einer Schleifmaschine ein Board glättete. Catherine spritzte ihr Brett ab, wusch sich das Salz von der Haut und den Sand von den Füßen. PJ unterbrach seine Arbeit.
»Wie war’s?«
»Gut. Ich hab mich allein da draußen wirklich wohl gefühlt.«
»Vielleicht bist du jetzt über Waikiki hinaus. Lass uns morgen zum Little Sunset fahren.«
»Ach, ich weiß nicht. Ob ich wirklich schon so was Großes meistern kann?«
»Ich rede nicht von Monsterwellen. Ist noch zu früh im Jahr dafür. Aber du solltest mal andere Wellen kennenlernen, dich woanders umschauen.«
»Schön. Ich bring ein Picknick mit.«
In den Tagen darauf bereitete sich Catherine voller Begeisterung auf Mollies Besuch vor. Sie stockte die Vorräte auf und machte Frühjahrsputz. Dabei merkte sie, wie sehr sie die Wohnung vernachlässigt hatte, wie wenig sie zu Hause gewesen war. Doch jetzt sahen ihre vier Wände wieder bewohnt aus. Am Morgen des angekündigten Besuchs stellte sie überall Blumen hin und nahm einen wunderschönen Lei, den Kiann’e gebunden hatte, aus dem Kühlschrank.
Es war unmöglich, Mollie zu übersehen … mit strahlendem Gesicht, blitzenden Augen und ausgebreiteten Armen. Zwar war sie etwas rundlicher geworden, aber immer noch das nicht zu bremsende Energiebündel. Die beiden jungen Frauen umarmten sich, lachten und tanzten umeinander herum.
»Hi, hi. Oh, wie schön!« Mollie bewunderte den Lei, den Catherine ihr um den Hals legte. »Himmel, ich hatte ganz vergessen, wie toll das alles ist. Konnte es kaum glauben, als wir über die Nachbarinseln geflogen sind … die sind ja riesig! Mit diesen Klippen und Stränden und dann die Farbe des Wassers!« Sie hakte sich bei Catherine ein. »Wir werden uns wunderbar amüsieren. Keine Männer … wie in alten Zeiten. Übrigens lassen dich zu Hause alle grüßen.«
Den ganzen Rückweg zum Stützpunkt redeten und lachten sie, fast ohne Luft zu holen. Mollie schaute gleich zweimal hin, als sie an dem Wachposten an der Einfahrt vorbeifuhren. »Wow. Was für ein schnuckeliger Typ. Und diese Uniform … da sieht noch der letzte Dorftrottel gut drin aus. Wie geht’s denn Bradley?«
»Soweit ich weiß, recht gut. Er ist nicht gerade sehr mitteilsam in seinen Briefen. Und wir Frauen sollen nicht schreiben, wie uns wirklich zumute ist.«
»Du machst Witze«, sagte Mollie. »Wer bestimmt denn so was? Also, wie geht es dir? Ich meine, vermisst du ihn über alle Maßen und so?«
Catherine zögerte. »Na ja, es ist ganz schön, Raum für mich zu haben, aber natürlich …«
Mollie gab ihr einen Rippenstoß. »He … gib’s zu, dir geht’s prächtig. Das sehe ich doch!« Sie lachte so wiehernd, dass Catherine unwillkürlich lächeln musste. »Sieh nur, wo du lebst! Mitten im Paradies! Ich kann’s kaum erwarten, alles wiederzusehen. Das letzte Mal war ich viel zu kurz hier.«
»Die Inseln drum herum sind noch schöner. In Kauai habe ich mich richtiggehend verliebt – das ist die Garteninsel. Aber steig aus, wir sind da. Ich helfe dir mit dem Gepäck.«
Als Mollie den eintönigen Wohnblock mit den makellosen weißen Fenstern und Holztüren, dem grünen Rasenquadrat und der
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