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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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schön.« Beim Reingehen ärgerte sie sich wieder einmal darüber, dass sie hier wie auf einem Präsentierteller lebte.
    Zu Hause riss sie erst einmal alle Türen und Fenster auf. Dann schaute sie die Post durch, und als sie Bradleys Handschrift erkannte, beschloss sie, sich einen Tee zu kochen, bevor sie seine Briefe las. Zum größten Teil bestanden sie aus Neuigkeiten im Plauderton oder amüsanten Anekdoten, aber immer war auch eine Reihe von Dingen dabei, die sie erledigen sollte. Weshalb ließ er sie die Dinge nicht einfach so regeln, wie sie es für richtig hielt? Ständig machte er ihr Vorschriften und kontrollierte sie. Warum konnte er ihr nicht ein bisschen Eigenständigkeit zugestehen?
    Noch bevor sie den ersten Brief geöffnet hatte, klingelte das Telefon. Die kurze Unterbrechung vor dem Gespräch signalisierte ihr, dass der Anruf aus Übersee kam. Bradley? Oder ihre Eltern?
    »Hallo?«
    »Cath, ich bin’s! Hi!«
    »Mollie! Wie schön, deine Stimme zu hören. Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, klar. Sicher. Entschuldigung, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Hatte viel um die Ohren.«
    »Ich hab öfter mal an dich gedacht. Was gibt’s Neues?«
    »Nichts, immer dieselbe alte Leier. Und bei dir? Bist du schwanger oder so?«
    »Natürlich nicht. Und was treibst du so? Wie steht’s mit Jason?«
    »Gut. Außer dass er geschäftlich nach London muss und mich nicht mitnimmt. Er ist zwei Wochen weg. Ich habe etwas Geld gespart, und da dachte ich mir, ich komm in der Zeit und besuch dich. Ist Bradley immer noch auf See?«
    »Ja. Noch ein paar Wochen, schätze ich.«
    »Gut. Dann könnte ich doch bei dir wohnen, und wir könnten eine Menge Spaß haben. Was hältst du davon?«
    »Mollie … das ist wunderbar. Ich kann’s kaum erwarten, dich wiederzusehen! Und jetzt erzähl mir, was gibt es Neues?«
    So ein Anruf kostete horrend viel Geld, also redeten sie schnell, und hatten in kürzester Zeit alle Details von Mollies Besuch geklärt. Catherine war ganz aufgeregt bei dem Gedanken, sie herumzuführen und ihren Freunden vorzustellen – insbesondere PJ , ihrem Surfkumpel. Dieser gutaussehende, fröhliche Surfer würde großen Eindruck auf Mollie machen, und Catherine hoffte, sie war mindestens ebenso beeindruckt davon, dass ihre beste Freundin jetzt surfen konnte. Kurz fiel ihr auf, dass sie eigentlich ganz froh über Bradleys Abwesenheit war, denn er wäre, wenn auch unwillentlich, eine Spaßbremse gewesen. Mollie allein für sich zu haben war ein weit ungetrübteres Vergnügen. Und natürlich würde sie mit ihr zu einem Treffen des Frauenclubs gehen. Im Grunde wollte Catherine nämlich gern in ihrer kritischen Haltung bestätigt werden; sie wünschte sich insgeheim, dass Mollie diese Gruppe ebenfalls unerträglich langweilig fand.
    In Bradleys Briefen stand nichts Besonderes. Offenbar gab es nur wenig Neues zu berichten, und so waren seine Briefe kurz und bestanden vor allem aus Ermahnungen, was Catherine jetzt und bei seiner Rückkehr tun sollte. Ansonsten erzählte er ein wenig von seiner Familie und den Aktivitäten seiner Crew-Kameraden, wobei es hauptsächlich um irgendwelche Sportereignisse ging. Außerdem machte er Vorschläge, was sie in seinem nächsten längeren Urlaub unternehmen könnten. Rasch schrieb Catherine zurück und teilte ihm die aufregende Neuigkeit mit, dass Mollie sie besuchen würde.
    Am nächsten Nachmittag versuchte Catherine PJ zu erklären, wie nah ihr Mollie stand.
    »Hast du denn keinen besten Freund, jemanden, den du seit Ewigkeiten kennst oder mit dem du zusammen aufgewachsen bist? Mit dem du einfach prima auskommst? Fast wie mit einem Verwandten?«, fragte sie ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Brauch ich nicht.«
    »Was ist mit deinen Surfkumpeln?«
    »Sie sind genau das, nicht mehr und nicht weniger. Leute, die ich im Wasser sehe. Ich erkenne sie am Umriss ihrer Köpfe, ich weiß, wie sie surfen. Mehr muss ich über sie nicht wissen.« Er lächelte. »Ist schon okay, Catherine. Ich kann mit ihnen abends rumziehen, wenn ich will. Aber ich brauche einfach keine Menschen um mich.«
    Unsicher, wie sie auf diese Aussage reagieren sollte, schwieg Catherine eine Weile. »Na, jedenfalls freue ich mich wahnsinnig, dass sie kommt. Man kann mit Mollie so viel Spaß haben. Sie wird dir gefallen.«
    »Oh, ich werde Miss Mollie vorgestellt?«
    »Aber natürlich. Sie soll mitkommen, wenn wir surfen.«
    »Ah, dann also als dein Lieblingssurflehrer? Oder als Surfkumpel? Oder bin ich nur ein

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