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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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baut den Kram woanders wieder auf.‹ Das ist falsch, ganz falsch. Hier ist heiliger Boden. Mit viel mächtiger Energie und Geistern. Kein Hawaiianer wird hier arbeiten. Diese Männer kommen von Oahu und dem Festland. Beatrice wird großen Ärger machen.«
    »Was wird passieren, Abel John?«
    »Ich weiß nicht. Ich bleib in der Nähe und pass auf Eleanor auf. Nur für alle Fälle.«
    »Du bist ein guter Mensch, Abel John.«
     
    Später bei der Fackelzeremonie betrachtete Catherine Abel John in seinem roten Lavalava. Die flackernden Lichter zuckten über seinen kräftigen dunklen Körper, als sein Boot in die Lagune glitt, wo er das große Muschelhorn an die Lippen setzte und blies. Wie tief bewegt war sie in ihren Flitterwochen von der ersten Fackelzeremonie gewesen, die sie gesehen hatte, von den Tänzen, dem Ruf des Muschelhorns, den Gesängen und Eleanors hawaiianischem Segen zum Anbruch der Nacht. Nun empfand sie Beklommenheit, weil sie an Abel Johns Worte denken musste.
    Beim Abendessen sprach Eleanor über ihren Mangel an Alternativen und wie sehr sie es bedauerte, dass sie sich einen Geschäftspartner gesucht hatte.
    »Aber hätte ich es nicht getan, hätte das Stagnation oder Rückschritt bedeutet. Der Tourismus auf Hawaii nimmt immer mehr überhand. Und obwohl ich selbst meinen Teil dazu beitrage, gefällt mir der rapide Wandel überhaupt nicht.«
    »Doch was Beatrice und Abel John gesagt haben, beunruhigt Sie nicht? Ich meine, dass sich die Zerstörung des Heiau irgendwie rächen wird?«
    »Was soll ich machen? Das liegt längst nicht mehr in meiner Hand. Aber lassen Sie uns von etwas anderem sprechen. Was haben Sie jetzt vor? Sie sollten an Ihre Zukunft denken.«
    Catherine hatte Eleanor bereits von der Scheidungsklage erzählt. »Hier auf Hawaii bin ich erwachsen geworden. Ich sehe die Welt jetzt mit anderen Augen.«
    »Und was ist mit diesem PJ ? Ist er ein Teil Ihrer Welt?«
    »Er hat mein Herz erobert, Eleanor. Noch nie habe ich so empfunden. Aber er ist eine Art Freigeist. Obwohl er natürlich irgendwann sesshaft werden muss …«
    Eleanor hob die Hand, um Catherine zu unterbrechen. »Wenn der das Wort ›sesshaft‹ hört, verschwindet er auf Nimmerwiedersehen. Männer wie er, die Wellenjäger, werden niemals erwachsen und ändern sich nie. Damit müssen Sie sich abfinden. Um Ihrer selbst willen.«
    »Ich kann nicht einfach weggehen, Eleanor«, sagte Catherine traurig. Und fuhr dann etwas fröhlicher fort: »Na, ich werde mit ihm darüber sprechen, wenn er wieder da ist. Mal sehen, ob wir uns nicht arrangieren können.«
    Eleanor beugte sich über den Tisch und berührte ihre Hand. »Glauben Sie mir, Catherine, Sie sollten es als das nehmen, was es ist: ein überwältigendes, romantisches Zwischenspiel. Eine große Liebesaffäre. Vertrauen Sie mir. Irgendwo gibt es einen wunderbaren Mann, den Sie heiraten werden, Sie werden Kinder haben und ein Leben führen, in dem Sie gleichberechtigt alles teilen. Und ihm werden Ihre Bedürfnisse und Ambitionen nicht weniger wichtig sein als Ihnen seine. Verkaufen Sie sich nicht unter Wert, mein Kind.«
    In dieser Nacht lag Catherine lange schlaflos da, denn Eleanors Worte gingen ihr nicht aus dem Sinn. Als der Morgen dämmerte, stand sie auf, räumte das Zimmer auf, zog sich an und schlüpfte draußen in die Reitstiefel. Der Geruch der Nacht lag noch in der Luft, doch die Sterne verblassten bereits am heller werdenden Firmament.
    Sie hörte das leise Schnauben der Pferde und das Knarzen des Zaumzeugs, als eins der Tiere den Kopf schüttelte. Mouse führte die beiden Pferde in einen kleinen Transporter, der von dem alten Laster gezogen wurde.
    »Guten Morgen. Können wir bald los?«
    »Klar doch, Mouse. Obwohl ich gern noch Kaffee mitnehmen möchte.«
    Sie begegneten keinem anderen Wagen und auch sonst keiner Menschenseele, als sie zu der verlassenen Wildhüterstation fuhren. Dort ließen sie die Pferde aus dem Transporter. Schon schob sich der oberste Rand der Sonnenscheibe über den Horizont und tauchte die zerklüfteten Steilwände des roten Canyons in Gold. Als sie dann auf einem der Pfade in den Canyon hineinritten, war die Sonne bereits aufgegangen. Doch das Tal lag noch im Schatten, erst allmählich erstrahlte das Grün in der blaugrau-violetten Schlucht in smaragdener Pracht. Einige hundert Meter tiefer kamen sie an einem gewaltigen Wasserfall vorbei, der in glitzernden Kaskaden in die Tiefe stürzte.
    »Kommt er vom Mount Waialeale?«, fragte

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