Der Duft der Mondblume
sie werden nie das Surfen aufgeben«, setzte Summer hinzu.
»Aber ihr beide habt es doch geschafft, euch ein Leben einzurichten, in dem ihr mit den Männern zusammen seid, die ihr liebt«, stieß Catherine tränenerstickt hervor.
»Oh, Süße, schau da mal genauer hin«, meinte Ginger. »Leif und Doobie kommen und gehen, wie es ihnen passt. Sie lieben uns, sie lieben ihre Kinder. Aber an erster Stelle steht immer, was sie machen wollen. Wir können uns glücklich schätzen, weil sie immer wieder zurückkommen.«
»Und wir haben beschlossen, sie so zu nehmen, wie sie sind«, sagte Summer. »Deshalb ist Sadie auch gegangen. Sie wusste das und war nicht bereit, Kompromisse zu schließen. Ginger und ich machen uns nichts draus, und es gefällt uns hier. Aber du würdest es nicht aushalten, auf unbestimmte Zeit so zu leben wie wir und darauf zu warten, dass dein Geliebter wieder auftaucht.«
Darüber dachte Catherine nach. Sie hatten recht. Nein, sie hatte sich nicht vorgestellt, dass sie und PJ sich Jahre oder Jahrzehnte lang einfach von Insel zu Insel treiben ließen, vielleicht für immer ein Wanderleben führten. Insgeheim war sie davon ausgegangen, dass dies irgendwann enden und dann ihr eigentliches Leben beginnen würde. Doch jetzt erkannte sie die Wahrheit. Sie hatte Bradley nicht ändern können, und dasselbe galt für PJ . Tränen rannen ihr über die Wangen.
»Wahrscheinlich liebt er dich und ist gern mit dir zusammen, Catherine. Aber seine Freiheit ist ihm noch wichtiger«, sagte Ginger leise.
»Es tut weh, dass er mir das nicht erklären konnte«, sagte Catherine.
»So ist er eben. Wahrscheinlich hat er es sich selbst gar nicht klargemacht. Er denkt nur an sich und ist selbstsüchtig, ohne es zu merken. Wenn er zurückkommt und du bist hier, wird er einfach so weitermachen wie bisher. Und wenn er zurückkommt und du bist fort, wird er dir keinen Vorwurf machen«, erklärte Summer. »Das ist hart, aber Wellenjäger sind so.«
Catherine starrte die beiden Frauen an. »Was soll ich denn tun? Er fehlt mir. Ich will ihn.«
»Dann bleib und koste es aus, bis das unvermeidliche Ende kommt. Oder lebe wie wir, mit Kindern, wenig Geld, glücklich, kein Anhängsel eines Mannes, aber auch ohne je zu wissen, wo er steckt. Die Entscheidung liegt bei dir«, sagte Ginger.
Catherine nickte. »Beatrice hat gesagt, ich soll mein Leben in die Hand nehmen. Und Eleanor hat mir geraten, PJ ziehen zu lassen.«
»Hör auf die weisen Frauen«, erklärte Summer.
Sie umarmten Catherine, die wusste, dass die beiden recht hatten. Es war Zeit zu gehen. Doch wie konnte sie das ohne PJ ? Unglücklich schluchzte sie auf.
In Hanapepe packte sie ihre Sachen, brachte Mirandas Vogel und die Pflanzen zu Molo und verschloss das Joss House. Sie hatte Miranda am Kühlschrank eine Nachricht hinterlassen, in der sie sich herzlich bedankte und ihr mitteilte, dass sie ins Palm Grove gezogen war.
Abel John holte sie ab. Er verstaute ihre Tasche und das Surfbrett im Pick-up und fragte lächelnd: »Fertig?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber, na ja, ich versuche drüber wegzukommen.«
»Gut für dich.« Er half ihr beim Einsteigen.
Catherine wischte sich übers Gesicht. »Meine Güte, ist das heiß. Schwül und stickig. Und völlig windstill. So kenne ich das gar nicht.«
»Kona-Wetter. Wenn der Passat ausbleibt. Passiert zum Glück nicht oft. Es ist unheimlich drückend.«
»Ja. Sind die Menschen dann missmutig und niedergeschlagen, oder gilt das nur für mich?«
»Ich glaube, den meisten geht es wie dir«, beruhigte er sie.
Catherine war Eleanor dankbar, dass sie im Palm Grove wohnen und als Gegenleistung als ihre Sekretärin arbeiten durfte. Sie genoss den Umgang mit den anderen Hotelangestellten und dass sie eine interessante Arbeit hatte, die sie forderte. Doch schnell merkte sie, dass das Hotel längst nicht genug Gäste hatte.
Ein paar Wochen später, Catherine war gerade eingeschlafen, klopfte es laut und energisch an ihrer Tür.
»Catherine, steh schnell auf.«
Sie stürzte zur Tür. »Was ist, Abel John?«
»Im Ostpazifik wurde ein Unterwasserbeben registriert. Es wird Nachbeben geben und vielleicht einen Tsunami hier an der Küste. Wir sollten darauf vorbereitet sein, uns landeinwärts in ein höher gelegenes Gebiet zurückzuziehen. Hier sind wir auf Meereshöhe und sehr nah am Strand, wir könnten überflutet werden. Deshalb haben wir Laster, Autos und einen Bus für die Gäste bereitgestellt, falls es wirklich so weit
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