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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Okay.«
    Catherine sah im Mondlicht, wie sich eine lange, flache Welle mit großer Geschwindigkeit dem Strand näherte und ihn überspülte.
    »Sie wird die Straße überfluten. Wir werden wohl etwas Wasser auf den Hotelgrund kriegen!«, rief Eleanor.
    Winzige Lichtpunkte flammten auf. »Die Leute fotografieren. Ich sollte ein Stück näher rangehen«, sagte Catherine.
    Doch Mr.Kitamura schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Sie bleiben.«
    Das aufregende Ereignis schien vorbei, und die Gäste schlugen vor, wieder zum Hotel zurückzukehren. Aber Eleanor untersagte dies strikt, ehe sie nicht Entwarnung bekommen hatten. Trotzdem machten sich die ersten Leute auf den Weg.
    »Was ist das?«, fragte Catherine.
    Mr.Kitamura schaute Eleanor an. »Da kommt sie. Die große.«
    Von fern hörte man ein Grollen wie Donner, doch der Himmel war wolkenlos.
    »Was passiert da?« Catherine bekam plötzlich Angst.
    Nie würde sie den grässlichen Klang vergessen, der ihnen auf dem Hügel in den Ohren dröhnte. Das Geräusch einer tosenden See, die alles vor sich herschob und schluckte. Im grauen Licht der Nacht stand plötzlich eine riesige dunkle Mauer am Horizont, die, größer und größer werdend, immer schneller auf den Strand zuraste und das Wasser mitnahm, das von der ersten Welle noch nicht wieder abgeflossen war. Diese Welle schob eine mehrere Meter hohe Wasserwand tief ins Land hinein und wirbelte Autos hoch, bevor sie sich unter dem Dach der Kokospalmen den Blicken entzog.
    »Lieber Himmel, das ist eine Katastrophe! Eine Tragödie«, sagte Eleanor.
    »Was ist mit den Pferden? Mit den anderen Tieren?«, fragte Catherine plötzlich. »Hat Mouse sie weggebracht?«
    »Abel John hat ihm gesagt, dass er es tun soll«, erwiderte Eleanor. »Aber wir werden wohl trotzdem riesige Schäden haben.«
    »Alle bleiben hier«, sagte Mr.Kitamura streng. Die Menschen waren verstummt und zusammengerückt, als sie das röhrende Grollen von unten hörten.
    »Es könnte noch mehr Wasser kommen. Obwohl es heißt, dass die zweite Welle die schlimmste ist«, sagte Eleanor mit zitternder Stimme.
     
    Es war schon taghell, als sie Entwarnung bekamen. Der Strom war ausgefallen, es gab also nur das Licht der Rettungsfahrzeuge und eines Scheinwerfers, den die Einsatzkräfte aufgestellt hatten.
    Eleanor hielt mit dem Buggy ein gutes Stück vom Hotel entfernt. Als sie und Catherine durch das Wasser wateten, in dem alles Mögliche schwamm, wurde ihnen klar, was für eine Katastrophe der Tsunami ausgelöst hatte. In den niedrig gelegenen Straßen, wo noch immer viel Wasser stand, paddelten Menschen auf Surfbrettern, in Kanus und kleinen Beibooten. Endlich entdeckte Kane, der eins der langen Kanus des Palm Grove steuerte, die beiden Frauen und half ihnen kopfschüttelnd hinein.
    »Dinge sehr schlecht, Mrs.L. Viel kaputt. Kokosnüsse alle weg.«
    Catherine nahm ihre Kamera und richtete sie tränenüberströmt auf die traurigen Überreste des Hotels. Denn kaum war das Wasser an den Teichen und Kanälen über die Ufer getreten, war es durch die Bungalows und Gebäude geströmt, hatte den Garten weggeschwemmt und die Palmen entwurzelt und zerbrochen. Es schien ihr unvorstellbar, dass man diese Verwüstung je wieder beseitigen konnte. Da das Dach des Hauptgebäudes fehlte und die Säulen, die es getragen hatten, geborsten oder umgekippt waren, konnten sie nicht näher herankommen. Möbel lagen verstreut herum, als wäre ein Puppenhaus entzweigegangen.
    Doch als sie den Ort mit den meisten Zerstörungen umschifft hatten, kamen sie zu dem Heiau.
    »Wo die Bulldozer noch nicht waren, sieht es ganz unberührt aus«, staunte Catherine.
    »Es sind große Steine, verdammt schwer wegzubewegen«, erwiderte Eleanor bitter.
    »Es ist heiliger Ort. Huaka’i po, die Geister der alten Krieger, waren hier und haben alles weggescheucht«, sagte Kane. »Sehr mächtige Geister hier.«
    Catherine fiel Beatrice’ Warnung ein. »Hat jemand Abel John gesehen?«
    Eleanor blickte auf. »Er hat sich irgendwo in Sicherheit gebracht.«
    Die Bemühungen, in diesem Teil der Insel wieder eine gewisse Normalität herzustellen, dauerten den ganzen Tag an. Zwar gab es keinen Strom und keine Telefonverbindungen mehr, aber zumindest war genug Zeit gewesen, die Leute zu evakuieren, so dass keine Toten zu beklagen waren. Die Gäste wurden in anderen Hotels und Pensionen untergebracht. Es würde Tage dauern, bis das Wasser vom Hotelgrund abgepumpt war und sie mit den Aufräumarbeiten beginnen

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