Der Duft der Mondblume
waren solche Nuancen tatsächlich wichtig. Irgendwie war es von Bedeutung, wie Tische gedeckt, wie die Blumen gesteckt waren und ob der neueste kulinarische Trend – Fondue und Parfaits – berücksichtigt wurde. So viel Hohlheit und die Erkenntnis, dass diese Dinge für ihren Mann tatsächlich von Belang waren, machten Catherine zu schaffen.
Sie rief ihre Mutter an und schüttete ihr das Herz aus.
»Oh, mein Schatz, das ist ganz normal. Weißt du noch, was für eine großartige Köchin Granny Moreland war? Sie hat Dad immer all seine Lieblingsgerichte gekocht, und natürlich habe ich sie nie so gut hingekriegt wie seine Mutter.«
»Aber Mum, das Essen hier ist ganz ungewohnt … damit hätte ich vielleicht in Ungarn oder in Griechenland gerechnet, aber ich wäre doch nie darauf gekommen, dass amerikanisches Essen so anders ist als unseres!«
»In welcher Hinsicht, Schatz?«
»Bradley jammert wegen seines Gewichts, will aber nicht einsehen, dass man von warmen Geleetörtchen nicht abnimmt. Alles hier ist so fett und strotzt vor künstlichen Aromastoffen. Und dann servieren sie immer Riesenportionen, die kein Mensch aufessen kann, es ist erschütternd, wie viel hier weggeworfen wird.«
»Was ist mit der hawaiianischen Küche? Isst man dort nicht eine Menge Obst? Und Meeresfrüchte?«, fragte Rosemary.
»Ja, aber immer mit Unmengen von Garnierungen und Soßen, und dann die ganzen Beilagen wie Chips – nicht etwa Pommes, Kartoffelchips! Man hat mir erzählt, dass die Originalgerichte hier sehr stärkehaltig sind und dick machen. Ich habe Poi probiert, und es ist furchtbar – grauer Klebstoff.«
Ihre Mutter lachte. »Du bist ein bisschen hysterisch. Zumindest musst du nicht hungern. Setz doch einen neuen Trend und serviere australische Hausmannskost. Verkünstle dich nicht – einfach nur normal gebratenes Fleisch und Salate.«
»Mum! Fleisch wird hier auf eine Unmenge von Arten zubereitet, mit Billionen Soßen und Hunderten von Salatvarianten – von Waldorf bis Caesar, von Honigsahne- bis zu Roquefortkäse-Dressing oder was auch immer. So etwas wie schlichte Hausmannskost gibt es in der amerikanischen Küche nicht«, jammerte Catherine. »Ich werde hier fett werden und als Gastgeberin scheitern.«
»Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du passt dich an oder du ziehst dein eigenes Ding durch. Ich schick dir ein paar australische Kochbücher«, meinte Rosemary. »Obwohl ich ehrlich gesagt nicht verstehe, warum so etwas dermaßen wichtig sein soll. Schau doch einfach, wie es die anderen machen, lies Zeitschriften und Kochbücher. Wer lesen kann, kann auch kochen. Es wird alles ganz prima laufen.«
»Danke, Mum«, sagte Catherine und fühlte sich kein bisschen besser.
Sie hoffte, dass die Einladung noch lange nicht anstand. Allerdings war es auch kein reines Vergnügen, Bradley allabendlich ein Essen aufzutischen, wenn er müde oder mit den Gedanken woanders war und über Leute und Vorhaben sprach, die ihr völlig unbekannt waren. Auch wenn er höflich ihr Essen lobte, egal ob es gelungen oder eine Katastrophe war. Ob sie wohl je ein Dinner für sechs Personen hinbekommen würde? Als sie Molly ihre Befürchtungen schrieb, bekam sie prompt Antwort: »Beauftrage eine Catering-Firma oder kauf heimlich was Fertiges und schieb es zu Hause in deiner Auflaufform in die Röhre. Muss ja keiner wissen, oder?«
Catherine setzte Bradley am Eingang des Stützpunktes ab, wo zwei schmuck herausgeputzte Matrosen mit undurchdringlicher Miene in den Torhäuschen standen. Sie sah, wie die beiden salutierten und Bradley durchwinkten. Als er in seiner weißen Uniform über den smaragdgrünen Rasen schritt, schlug ihr Herz schneller, so gut und eindrucksvoll sah er aus.
Dann holte sie die Sachen aus der Reinigung und kaufte bei Mrs.Hing ein paar frische Malasadas, bevor sie nach Hause fuhr, um sich für ihr erstes Erscheinen im Frauenclub umzuziehen, das bei den Goodwins stattfinden sollte. Catherine entschied sich für ein hübsches Sommerkleid mit Aloha-Muster, das ihre Bräune betonte. Auf dem Weg zum Auto bückte sie sich, hob eine heruntergefallene Frangipaniblüte auf und steckte sie sich ins Haar.
Als Catherine ein bisschen abgehetzt ankam – sie hatte eine Abkürzung nehmen wollen, sich dabei verfahren und dann noch Probleme gehabt, einen Parkplatz zu finden –, waren alle anderen Frauen schon da. Die Haushälterin begrüßte sie und führte sie in das große Wohnzimmer, wo etwa zwanzig Frauen mit
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