Der Duft der Mondblume
Kinder hinüber zum Strand, und die Frauen sahen den Kindern beim Schwimmen zu.
»Himmlisch«, seufzte Catherine. »Ist das alles öffentlicher Grund?«
»Nein«, erwiderte Kiann’e, »das Land gehört der Familie des Mannes meiner Tante. Sie sind als Kontraktarbeiter nach Hawaii gekommen, um auf den Plantagen zu arbeiten, und man hat ihnen das hier als Baugrund für ihre Häuser gegeben. Damals war Land am Strand wertlos. Heute ist das natürlich anders, Bauunternehmer wollen hier gern Hotels und teure Villen errichten, aber Tantchen würde niemals wegziehen. Es gefällt ihr viel zu gut. Doch ich glaube, wir sollten jetzt zurückfahren, was meinst du?«
Catherine war verblüfft, wie schnell der Tag verflogen war. Sie hatte sich noch nicht einmal Gedanken wegen des Abendessens gemacht.
»Ach, wir halten einfach bei Cheekys, dort gibt es einen prima Saimin-Nudelsalat und Schweine-Satay. Dann musst du nur noch ein bisschen Reis dazu kochen.«
»Klingt großartig. Und einfach. Kiann’e, ich kann dir gar nicht genug danken. Es war ein wundervoller Tag. Ich hatte so viel Spaß und habe eine Menge gelernt. Und was für eine großartige Tante du hast! Lani ist einfach umwerfend.«
Bradley war von dem Essen angenehm überrascht. »Köstlich. Aber gib zu, das hast du nicht alles selbst gekocht?«
»Nein, ich gestehe. Kiann’e hat mir einen ihrer Lieblingsimbissläden gezeigt.«
»Sehr schön – aber nur für hin und wieder. Fertiggerichte sind teuer. Und wenn wir Gäste einladen, musst du auf jeden Fall selbst kochen.«
»Ich arbeite dran«, versicherte sie ihm und dachte an das Mittagessen bei Tante Lani. Vielleicht würde sie ihr ja beibringen, wie man das eine oder andere der köstlichen Gerichte zubereitete? Doch dann fiel ihr ein, dass das wohl kaum die Art von Essen war, die Bradley bei einem Dinner für seine Kollegen vorschwebte. Die Vorstellung, eine solche Einladung zu geben, widerstrebte ihr immer mehr.
»Wenn wir zu Thanksgiving nach Hause fahren, siehst du, was meine Mutter auftischt. Vielleicht kann sie dir ein paar Tipps geben«, meinte Bradley.
Bradleys Eltern erwarteten sie am Flughafen und schlossen sie kurz in die Arme. Während der Fahrt in ihrem bequemen alten Cadillac machten sie Catherine auf verschiedene Sehenswürdigkeiten aufmerksam – hier die Golden Gate Bridge, dort die Bay Bridge. Die Bucht erinnerte Catherine stark an Sydney Harbour.
Dunst filterte das Sonnenlicht des späten Nachmittags, in dem die Wolkenkratzer schimmerten. Dann fuhren sie durch das Marin County, und Catherine fiel auf, wie öde die Landschaft war – braune, fast baumlose Hügel. Sie kamen an Siedlungen mit großen Häusern vorbei; die Shopping Malls aus dicht beieinanderstehenden Klötzen in gedeckten Farben erinnerten an Kinderspielzeug.
Bradley schien ihre Gedanken zu erraten: »Hier ist jetzt Winter. Da ist alles ziemlich ausgedörrt. Bald kommen die Gipfel der Sierra in Sicht, wahrscheinlich liegt dort schon Schnee.«
»Fährst du gerne Ski, Catherine?«, fragte Angela. »Wenn wir genug Zeit haben, könnten wir zum Lake Tahoe hochfahren. Was hältst du davon, Richard? Die Roses haben uns doch angeboten, ihr Haus bei Thunderhead zu nutzen, solange sie in Europa sind.«
»Ich bin nicht sicher, ob wir dafür Zeit haben, Mum. Ich möchte Catherine San Francisco zeigen. Und bestimmt willst du uns doch all euren Freundinnen und Freunden vorführen.«
»Bradley, sei nicht so. Natürlich wollen unsere Freunde Catherine kennenlernen. Wir dachten an eine kleine Party …« Als Bradley aufstöhnte, lächelte Angela ihrer Schwiegertochter zu. »Dann hat man es auf einen Rutsch erledigt. Und wir alle hätten einen netten Abend, meinst du nicht?«
»Ich denke schon«, erwiderte Catherine unsicher. »Egal, was ihr geplant habt, ich bin mit allem einverstanden«, fügte sie höflich hinzu.
»Siehst du, Bradley, Catherine hat nichts gegen einen kleinen Empfang einzuwenden.«
Das Haus der Connors lag in einer ruhigen Sackgasse von Deauville. Die gepflegten Häuser ähnelten sich wie ein Ei dem anderen. Es handelte sich um einstöckige Bungalows mit schrägem Giebeldach und einem Anbau, dessen Verandatüren auf die bis zum Bordstein reichende, nicht eingezäunte Rasenfläche hinausgingen. Zu jedem führte eine kreisförmige Auffahrt, vor jedem standen sorgfältig gestutzte Sträucher und Bäume und schmucke Briefkästen mit aufgemalten Stars and Stripes. Innen war das Haus der Connors geschmackvoll mit
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