Der Duft der Mondblume
gesagt, dass es dir hier gefällt und Weihnachten auf Hawaii mal etwas anderes ist.«
Das munterte Catherine auf. »Genau, was für eine prima Idee! Bestimmt laden uns Kiann’e und ihre Familie gern zu sich ein. Das wird lustig …«
»Nein, nein«, unterbrach er sie. »Wenn wir hier sind, müssen wir Weihnachten zusammen mit unserer Marine-Familie begehen. Die Goodwins werden eine Weihnachtsfeier mit allem Drum und Dran ausrichten – Truthahn, Mistelzweige, echter Weihnachtsbaum.«
»Aber wir könnten doch zum Palm Grove fahren! Wäre das nicht viel schöner? Nur direkt an Weihnachten?«, schlug Catherine vor und war ganz begeistert von der Idee. »Würde dir eine lustige, ungezwungene Feier im Kreis meiner Freunde und ihrer Familien nicht besser gefallen?«
»Ich werde an den Feiertagen nicht von hier wegkönnen, Catherine. Auch ob ich am Weihnachtstag selbst freibekomme, ist noch offen. Wir haben bei so etwas nicht viel mitzureden. Wir tun, was von uns erwartet wird. Das ist nun mal mein Beruf.«
»Ja. Wie konnte ich das nur vergessen?«, murmelte sie.
Aufmacher der Sonntagsausgabe der
Hawaii News
war das Foto des weinenden hawaiianischen Mädchens neben dem halbzerfetzten Plakat »Bewahrt die Schönheit unserer Natur!«. »TRÄNEN ÜBER UNSER VERLORENES LAND«, lautete die Schlagzeile darüber.
Catherine war ganz aufgeregt, dass ihr erstes professionelles Foto gleich eine Titelseite zierte. Am liebsten hätte sie Bradley geweckt, um es ihm zu zeigen. Doch zuerst schlug sie die Zeitung auf, weil sie den Rest der Berichterstattung sehen wollte. Auf Seite drei war ein weiteres großes Foto von den Anführern beim Sprechgesang, im Hintergrund stand sie. Zum Glück war ihr Gesicht teilweise von ihrer Hand und der Kamera verdeckt, doch bei näherem Hinsehen würde sie jeder, der sie kannte, eindeutig identifizieren. Sie schlug die Zeitung zu und versteckte sie. In den übrigen Zeitungen wurde die Demonstration nur kurz erwähnt, zusammen mit negativen Kommentaren von anderer Seite – Passanten, Touristen und einem Vertreter der Stadt. Also beschloss sie, ihrem Mann lieber nichts über ihre Rolle bei der Demonstration zu erzählen, und hoffte, dass niemand sie erkannte. Da vermutlich keiner seiner Kollegen die
Hawaii News
las, in der es weder Nachrichten vom Festland noch Sportberichte gab, standen ihre Chancen nicht schlecht.
Was Weihnachten betraf, war nun alles geregelt. Sie würden in Honolulu bleiben und mittags zusammen mit den Goodwins und anderen Marine-Ehepaaren essen. Es gab noch eine weitere Weihnachtsfeier für die alleinstehenden Männer und abends nach der Messe eine Tanzveranstaltung für jedermann. An Heiligabend würden Weihnachtslieder bei Kerzenlicht im Park von Fort De Russy das Fest einläuten.
Catherines Eltern waren natürlich enttäuscht. Wie die anderen Ehefrauen kaufte sie eine Menge Geschenke im PX ein. Bradley beklagte sich über die schweren sperrigen Sachen, die als Luftfracht nach Australien geschickt werden mussten – im Vergleich zu den Frachtkosten aufs amerikanische Festland eine sündteure Angelegenheit.
An Heiligabend – auf Heatherbrae war bereits der Weihnachtsmorgen angebrochen – telefonierte Catherine mit ihren Eltern, die das Telefon an alle Freunde und Nachbarn weiterreichten.
»Schick uns was von eurem Tropenregen«, brüllte Rob ins Telefon. »Hier ist es trockener als in der Hölle.«
»Du fehlst uns, Schatz. Aber die paar Wochen, bis du kommst, werden wie im Flug vergehen«, sagte ihre Mutter.
»Na ja, auch wenn es so trocken bleibt, haben wir ja den Pool«, seufzte Catherine. »Ich möchte, dass Bradley den allerbesten Eindruck von Heatherbrae bekommt.«
Der Verlauf der Weihnachtsfeier war vorhersehbar. Die Männer trugen ihre weißen Ausgehuniformen, denn das Essen bei den Goodwins fand eher informell an mehreren separaten Tischen in einem großen Raum statt, wo sie häufiger Gäste bewirteten. Dort lief die Klimaanlage seit Tagen rund um die Uhr, damit die Tanne nicht so schnell nadelte. Einer der für den Weihnachtsbasar gebastelten Kränze hing an der Eingangstür. Auf den Beistelltischen lag zwischen Schälchen aus Regenbaumholz mit Macadamianüssen große, in silbernen »Schnee« getauchte Glasdeko neben Figuren von Elfen und Santa Claus. Weihnachtskarten standen aufgereiht auf einem Bücherschrank. Festliche Läufer in Grün und Rot schmückten jeden der weiß eingedeckten Tische, der übliche Blumenschmuck war mit
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