Der Duft der Mondblume
werde, helfe ich gerne mit.«
»Wenn du Lust dazu hast, ist ein Fotografiekurs wirklich eine gute Idee«, sagte Bradley, als Catherine ihm am nächsten Tag von ihrem Vorhaben erzählte. »Du könntest sogar offizielle Fotografin des Frauenclubs werden.«
»Ach, lieber nicht«, lächelte Catherine. »Doch Hawaii ist so schön, da wird mir die Lust aufs Fotografieren bestimmt nicht vergehen.«
»Man kann auch Postkarten kaufen«, neckte er sie.
»Aber es gibt so viel zu entdecken!« Catherine überlegte kurz. »Ich dachte, ich verbringe ein paar Stunden in der Stadt und fotografiere ein paar dieser alten Gebäude für meine Eltern.«
»Prima. Weißt du, ich halte diesen Kurs vor allem deshalb für eine gute Sache, weil ich neue Order bekommen habe. Irgendwann Anfang nächsten Jahres bin ich wieder auf See.«
»Oh. Da ist es ja nicht mehr lange hin.« Es dauerte eine Weile, bis sie die Neuigkeit verdaut hatte. »Klar, dass du dich darüber freust, Bradley. Aber du wirst mir fehlen. Wann läufst du aus?«
»Tja, leicht wird das sicher nicht für dich, aber das bringt mein Beruf nun mal mit sich. Du wirst dich daran gewöhnen. Und außerdem muss ich ja nicht sofort weg, das genaue Datum steht noch gar nicht fest. Wir haben also noch ein bisschen Zeit miteinander.«
»Ich werde mich mit der Vorstellung schon noch anfreunden. Ist ja nicht so, dass ich nicht irgendwann damit gerechnet hätte. Schließlich bist du Seemann«, lächelte Catherine, doch der Schreck saß ihr in den Knochen. Das Wissen, dass etwas unausweichlich war, und die Tatsache, dass es wirklich eintraf, waren doch zwei sehr verschiedene Dinge. »Nun denn«, fuhr sie fröhlicher fort, als sie sich fühlte, »da du nicht sofort losmusst, verbringst du den Nachmittag vermutlich wie geplant mit deinen Freunden in Fort De Russy auf dem Sportplatz?«
»Wenn du immer noch damit einverstanden bist?« Bradley war offensichtlich hocherfreut darüber, dass sie die Nachricht so gefasst aufnahm.
»Du kannst den Wagen haben, ich fahre mit dem Bus«, sagte Catherine.
»Denkst du bitte daran, dass wir heute Abend bei den Bensens zum Essen eingeladen sind?«
Im Bus entdeckte Catherine mehrere Einheimische, die auf dem Weg zur Demo waren. Sie hatten Fahnen und zusammengerollte Plakate dabei, doch man hörte nur freundliches Geplänkel, ganz als ob sie auf dem Weg zu einem Picknick wären.
Auf dem Rasen vor dem Iolani-Palast und im Vorhof hatten sich Hunderte von Menschen versammelt. Kiann’es Gruppe war in hawaiianischer Kleidung erschienen, mit Kopfschmuck und Maileblättern und Leis aus Kukuinüssen. Sie boten einen imposanten Anblick. Beeindruckt griff Catherine zur Kamera. Doch sie war nicht die einzige Fotografin, die ihr Objektiv auf diese Gruppe richtete; auch Mr.Kitamura und mehrere andere hatten das Motiv entdeckt.
Abel John rief die Demonstranten per Megafon zusammen und gab bekannt, dass von der Treppe des Palastes aus Reden gehalten würden. Anschließend war ein Protestmarsch durch die Innenstadt geplant. Die männlichen Anführer gruppierten sich und stimmten einen alten Sprechgesang an, in den die Frauen einfielen.
Catherine umrundete die wachsende Menge, sie fotografierte Menschen, die zuhörten, sich unterhielten und Plakate in die Luft streckten. Auch ein paar Touristen blieben stehen, schüttelten aber die Köpfe, als sie hörten, worum es ging.
»Fortschritt, Mann! Den kann man nicht aufhalten. Ihr solltet froh sein, dass ihr zu Amerika gehört«, rief ein Großmaul in einem kreischend bunten Aloha-Hemd.
Von der Treppe her hörte Catherine Kiann’es und Beatrice’ Stimmen, und was sie sagten, wurde mit tosendem Beifall aufgenommen. Sie drängte sich nach vorne, um Beatrice besser zu verstehen.
»Wir verlangen hier auf dem heiligen Boden unserer Vorfahren, auf den Stufen des Gebäudes, in dem unsere hawaiianischen Inseln von den USA annektiert worden sind, dass das Land von Hawaii seinem Volk zurückgegeben wird. Es darf keine Vertreibung der Bewohner von ihrem Land geben, um es fremden Interessen zu opfern. Wir fordern einen Stopp der Erschließung unserer kostbaren Feuchtgebiete, der Küsten und des Hinterlandes sowie unserer Ackerböden. Wir verlangen, dass der militärische Missbrauch von Hawaii eingestellt wird. Eines Tages werden wir hier, wo unsere Königin ihres Amtes enthoben wurde, unsere Souveränität zurückfordern, um wieder ein Volk im eigenen Staat zu sein!«
Erneut gab es Applaus. Catherine hob die Kamera und
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