Der Duft der Mondblume
Tagesordnung arbeitete.
»Wir haben die fünfhundert Dollar, die wir beim Kunsthandwerksmarkt eingenommen haben, unserem Kinderhilfsprojekt gespendet. Jetzt könnten wir etwas Neues starten. Hat jemand einen Vorschlag?«
Catherine hob die Hand. Sie trug die Idee schon eine ganze Weile mit sich herum – allerdings eine ziemlich radikale. Aber sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und platzte heraus: »Wir leben hier doch inmitten einer ganz anderen Gesellschaft. Wie wäre es, wenn wir etwas mehr über diese Kultur erfahren, mehr über Hawaii und seine faszinierende Geschichte lernen würden?«
»Eine gute Idee«, fand Connie Goodwin. »Obwohl einige von uns natürlich schon geraume Zeit hier leben, Catherine. Hat jemand irgendwelche Ideen oder Vorschläge dazu?«
Catherine biss sich auf die Lippe.
Julia Bensen meldete sich. »Ein Kunst- oder Musikkurs wäre hübsch. Wie wär’s mit Ukulele-Unterricht oder Hula?«
Rundum Gelächter, dann eine begeisterte Diskussion über Hula-Tanz.
»Die Tänzerinnen beim Hula-Wettbewerb im Kapiolani-Park, zu dem uns Catherine mitgenommen hat, waren doch klasse«, meinte Julia.
»Warum veranstalten wir keine Show? Sammeln damit Geld, haben Spaß dabei und spenden den Erlös einem hawaiianischen Wohlfahrtsprojekt«, schlug Peta Harrison vor, deren Mann die Transporteinheit auf der Basis befehligte.
Stürmische Zustimmung.
»Aber wer unterrichtet uns?«
Julia schaute Catherine an, und Mrs.Goodwin fuhr fort: »Meine Liebe, Sie haben doch Kontakte zu einheimischen Entertainern, nicht wahr?«
»Ich kann mal fragen. Natürlich wäre es nur fair, dass wir sie dafür bezahlen. Oder wir spenden das Geld einem Wohlfahrtsprojekt ihrer Wahl.«
Es folgte eine Diskussion über Einzelheiten, die Catherine reichlich öde fand. Langwierige Entscheidungsfindungen, wer was tun, wer über was berichten, wer für was verantwortlich sein sollte, machten sie wahnsinnig. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte gerufen: »In Gottes Namen, ich werde Kiann’e bitten, herzukommen und uns zu unterrichten, und wir geben die Summe X einem einheimischen Wohlfahrtsprojekt. Nächster Punkt auf der Tagesordnung.« Aber sie beherrschte sich, und schließlich wurde tatsächlich beschlossen, dass Catherine Kiann’e fragen solle, ob sie ihnen Hula-Unterricht geben würde. Beim nächsten Treffen sollte sie Bericht erstatten.
»Kiann’e, du musst nicht, wenn du nicht willst. Oder schlag jemand anderen vor. Aber ich hab versucht, wirklich versucht, sie für etwas zu interessieren, was ihnen mehr Verständnis für die Geschichte der Inseln gibt, die ich ja selbst gerade erst kennenlerne«, klagte Catherine.
»Ist schon okay. Es gibt solche und solche Hula-Kurse. Bei mir bekommen sie weit mehr, als sie erwarten«, willigte Kiann’e ein. »Denn Hula erzählt Geschichten. Wir werden das Wissen einschmuggeln – über die Musik. Und du bist natürlich dabei.«
Nach Kiann’es erster Unterrichtsstunde scharten sich die Frauen um Catherine.
»War das nicht wundervoll? Es ist so … verführerisch.«
»Besser als Rock ’n’ Roll oder Rumba. Wartet nur, bis ich das meinem Mann vorführe!«
»Keine Vorschau. Die Männer sollen warten bis zu der großen Show, wenn wir richtig gut sind«, meinte Julia. Die Aussicht auf etwas ganz Neues, Ungewöhnliches begeisterte sie.
Nach einigen Unterrichtsstunden bedankte sich Catherine bei ihrer Freundin Kiann’e. »Du bist viel zu gut, um diese Marinefrauen, reine Amateurinnen, die heiligen Tänze eures Volkes zu lehren. Sie wissen das gar nicht zu schätzen.«
»Aber diese Leute sollen erfahren, dass mehr hinter dem Hula steckt als nur bestimmte Bewegungen. Der Hula hat eine eigene Sprache, und wenn er nur ein bisschen zu diesen Frauen spricht, so dass sie ihn als einen Weg verstehen, um in unsere Kultur einzudringen, hat sich’s schon gelohnt. Und ich hab das Gefühl, einige von ihnen ahnen bereits, was der Tanz bedeutet.«
»Wir könnten noch so viel mehr lernen – über die alten Gesänge oder die Königsfamilie von Hawaii. Und natürlich könnten wir uns noch viel mehr einbringen. Aber es ist auf jeden Fall ein guter Anfang«, sagte Catherine.
Kiann’e hatte recht. Viele der Marinefrauen aus dem Hula-Kurs wollten mehr über die Hintergründe erfahren. Sie fragten Kiann’e über die Kleidung aus, die sie trug, und wollten sich ähnliche Gewänder schneidern lassen.
»Der große lockere Muumuu wurde von den Missionaren eingeführt, um die
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