Der Duft der Mondblume
farbenprächtigen Muumuu über seinen Marineschuhen, um die Show zu moderieren.
»Aloha, meine Damen und Herren, Commander und Mrs.Goodwin! Willkommen zu unserer atemberaubenden Wacky-Wahines-Show. Sie tanzen zu Ihrem Vergnügen, um Sie zu unterhalten und zu bezaubern – und für einen guten Zweck.« Er gab Albert am Tonband das Einsatzzeichen, und die langgezogenen Töne einer Hawaiigitarre krächzten aus dem Lautsprecher, während die Frauen, angeführt von Catherine, sittsam hintereinander die Bühne in der Rasenmitte betraten. Alle trugen ähnliche lange Holomuus in Rot und Weiß, die von einer der Frauen, die mit der Nähmaschine umgehen konnte, geschneidert worden waren, dazu weiße und cremefarbene Leis mit eingeflochtenem grünem Farn und passende Haarkronen, die Kiann’e besorgt hatte. Es war ein Anblick, bei dem das Publikum überwältigt verstummte. Nebeneinander in einer Reihe aufgestellt warteten die Frauen, die Hände in einstudierter Pose, die Blicke gesenkt, bis die Musik das Lied »A Little Brown Gal in a Little Grass Shack« anstimmte. Dann begannen sie ihren wohleinstudierten Tanz.
Die Zuschauer waren hingerissen und sparten nicht mit Applaus. Und die Darstellerinnen absolvierten ihr komplettes Programm. Auch wenn manche in Rhythmik und Anmut nicht mit hawaiianischen Tänzerinnen konkurrieren konnten, so waren doch alle mit Feuereifer bei der Sache. Bradley war angenehm überrascht, nicht nur wegen der hübschen und geschmackvollen Darbietung, sondern vor allem darüber, was für eine gute und einfühlsame Tänzerin Catherine war. Sie war zweifellos der Star der Show, die Anführerin der Truppe. Der Unterricht bei Kiann’e hatte sich offensichtlich gelohnt.
»Ich bin beeindruckt«, raunte Commmander Goodwin Bradley zu, als der Tanz vorüber war.
Es gab Rufe nach einer Zugabe, bis der Moderator erschien und einen abschließenden Dank an die Tänzerinnen, die Wacky Wahines, erbat.
»Catherine, was machen wir als Nächstes?«, fragte Julia. »Das hier hat solchen Spaß gemacht.«
»Wie wär’s denn mit einem Kochkurs, der hawaiianische Gerichte und die Bräuche bei traditionellen Festen verbindet«, schlug Catherine halb im Scherz vor.
»Toll«, sagte jemand aus der Frauenreihe. »Klingt gut.«
Catherine lachte, doch dann begriff sie, dass man ihre Idee ernst nahm. Vielleicht sollte sie sich mit Tante Lani und Kiann’e ein Projekt überlegen, das für die amerikanischen Frauen, aber auch für die hawaiianische Gesellschaft lohnender wäre.
»Wirklich sehr unterhaltsam«, meinte Bradley, als sie nach Hause kamen. »Aber es sollte bei dieser einen Veranstaltung bleiben.«
»Die Frauen möchten, dass ich ihnen was Neues vorschlage.«
»Wie nett. Ich fand es schön zu sehen, wie viel Spaß du mit den Frauen hattest. Aber sei vorsichtig, Catherine. Denk an unsere Stellung, es gibt hier so etwas wie eine Rangordnung, und du solltest niemandem auf die Zehen steigen. Ich bin mir nicht sicher, ob Mrs.Goodwin und die anderen älteren Damen genauso begeistert waren wie ihr. Und vielleicht solltest du nicht so starkes Gewicht auf Hawaiiana legen? Denk dran, auch du bist neu auf den Inseln.«
»Ja, Bradley, ich weiß. Aber gerade deshalb will ich so viel wie möglich über Hawaii erfahren.«
Er nahm sie in den Arm. »Es ist gut, dass du so aktiv bist. Der Commander hat mir heute Abend gesagt, dass ich in einer Woche in See stechen werde.«
Mit dem Wissen um die bevorstehende Trennung liebten sie sich. Bradley flüsterte: »Das ist gut. Wir sollten das öfter machen!« Und schon war er eingeschlafen.
Catherine war völlig durcheinander. Sie wusste, dass sie Bradley vermissen würde, wenn er auf See war. Aber genauso nahm sie wahr, dass ihr Sex inzwischen nach Schema F ablief und ziemlich selten geworden war. Die Hitze, der Rausch und die Leidenschaft gestohlener Augenblicke aus der ersten Zeit waren dahin. Nun hoffte sie, dass nach der erzwungenen Trennung die Romantik wiederkehren würde.
Auszug aus der Biographie
Der Wellenjäger
Der junge Mann schwamm in einer von Felsen umgebenen blauen Lagune, von der eine Rinne in tieferes Wasser und zu einer Korallenbank führte. Palmen neigten sich herab, und alles sah idyllisch aus. Plötzlich spritzte Wasser auf. Der junge Mann warf sich hin und her, verschwand unter der Oberfläche, als habe ihn eine Riesenhand nach unten gezogen. Nach einigen Sekunden tauchte er wieder auf, schleuderte wie wild Faustschläge gegen eine dunkle
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