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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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dafür zu nehmen. Der Kohlestift flog über das Papier und schuf eine neue Welt. Ihre innere Anspannung löste sich, und ein Gefühl der Zufriedenheit überflutete sie. Sie lachte, als Jacques aufgeregt einen Fisch aus dem Wasser zog und ihn mit Laurents Hilfe in den dafür vorgesehenen Eimer warf. Begeistert rannte er zu ihr, um ihr den Fang zu zeigen, und sie lobte ihn überschwänglich. Die pure, unverhohlene Lebensfreude in Jacques' Gesicht schnürte ihr wie so oft das Herz zusammen.
    »Sieh zu, dass du noch einen fängst!«, rief sie, ehe die Rührung sie überwältigte, und sah ihm nach, wie er zurück zum Ufer lief, wo Laurent mit der Angel auf ihn wartete.
    Sie blieben bis zum frühen Nachmittag. Jacques fing noch drei Fische und war außer sich vor Freude. Er plapperte ohne Unterlass und ließ sich weder von Ghislaine noch von Laurent bremsen. Dabei hielt er den Eimer mit den Fischen fest, der an seinem Sattelknauf hing.
    Lachend beantwortete sie seine Fragen, die sich in der Hauptsache darum drehten, wie viele Fische wohl in dem Teich lebten, was die Fische im Winter machten und ob er in seinem Zimmer ein Bassin aufstellen könnte, damit die Fische etwas Gesellschaft hatten und sich nicht langweilten. Von ihrem Verzehr war nicht länger die Rede.
    Auf dem Schlosshof kam ihnen Nicholas Levec entgegen, und seine grimmige Miene ließ Ghislaines Lachen verstummen. Ohne darauf zu warten, dass ihr einer der Stallknechte vom Pferd half, stieg sie ab und ging auf ihn zu.
    Sie hatte ihn seit dem Einstellungsgespräch nicht mehr gesehen und angenommen, dass er sich mit den Gegebenheiten auf und um Plessis-Fertoc vertraut machte. Unbewusst straffte sie die Schultern, als er vor ihr stehen blieb.
    »Monsieur Levec, wie schön, Euch zu sehen. Habt Ihr Euch schon eingelebt? Wir sollten uns unbedingt einmal unterhalten.« Sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln.
    »Da bin ich ganz Eurer Meinung, Madame la Comtesse. Ich versuche seit Tagen, einen Termin für eine Vorsprache zu bekommen, aber leider wird mir laufend mitgeteilt, dass Ihr dafür keine Zeit habt.« Er blickte auf die Mappe an ihrem Sattel und die zusammengebundenen Zeichenstifte, die daran baumelten. »Natürlich seid Ihr mit Wichtigerem beschäftigt.« Seine Worte tropften vor Hohn.
    Ghislaine runzelte die Brauen, aber ehe sie etwas erwidern konnte, stand Jacques mit seinem Eimer neben ihr. »Ich bekomme doch das Bassin, Ghislaine? Du erlaubst es mir, nicht wahr?«
    Er hielt einen Finger in den Eimer und streichelte den Kopf des obersten Fisches.
    »Ja, du bekommst dein Bassin. Laurent soll sich darum kümmern«, sagte sie müde und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Jacques, das ist Nicholas Levec, unser neuer Verwalter.«
    Jacques nickte abwesend und widmete sich weiterhin dem nach Luft schnappenden Fisch. »Ich gehe dann und bereite alles vor.«
    Ghislaine bemerkte, wie Levec ihm nachsah. »Der Comte du Plessis-Fertoc, Euer Dienstgeber und mein Ehemann.«
    Levecs Blick kehrte zu ihr zurück, und sie las sowohl Erstaunen als auch Verwirrung darin. »Hat sich niemand die Mühe gemacht, Euch einzuweihen?«, fragte sie spöttisch. »Der schwachsinnige Graf und seine ... lebenslustige Gattin?«
    Er schwieg, und Ghislaine reichte die Zügel des Pferdes dem wartenden Knecht. »Nun, Ihr wolltet mich sprechen, worum geht es?«
    »In erster Linie darum, dass Ihr mich ganz offensichtlich nicht empfangt.« Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah sie an.
    »Ich wusste nichts davon, dass Ihr mich aufgesucht habt. Mit wem habt Ihr gesprochen?«
    »Mit Martin Tessier und einem der Mädchen hier im Haus, ich weiß ihren Namen nicht ... Sie meldete meinen Besuch und kam dann zurück, um mir zu sagen, dass Ihr beschäftigt seid und keine Zeit habt.«
    »Tessier wird jede Gelegenheit nutzen, Euch eins auszuwischen. Er wäre selbst gern Verwalter geworden. Allerdings erschien er mir aus mehreren Gründen ungeeignet. Wenn er weiter Schwierigkeiten macht, habt Ihr meine Einwilligung, ihn zu entlassen. Und das Mädchen hatte er vermutlich angewiesen, so zu handeln. Ich bin immer für Euch zu sprechen, lasst Euch das gesagt sein.« Ihre Stimme klang fest und ließ keinen Zweifel an der Botschaft zu. »Gehen wir ins Haus.«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um. In ihrem Arbeitszimmer setzte sie sich hinter den Schreibtisch und sah ihn an. Sie hoffte, dass sich ihre Frisur und die Kleidung in ordentlichem Zustand befanden und ihre Haltung

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