Der Duft der Rose
in einen Ballsaal.
Ihre verschränkten Arme drückten die Brüste nach oben, und sie blickte ihm gerade in die Augen. In diesem Moment fiel ihm ein, dass sie wohl schon eine geraume Weile hier stand und ihn beobachtete. Verachtung stieg in ihm auf und verdichtete sich zu bitterer Galle, die er mühsam hinunterschluckte. Er war daran gewöhnt, dass ihm Küchenmädchen oder Zofen Avancen machten, und befreite sich immer ohne mit der Wimper zu zucken aus solchen Situationen. Sich mit Untergebenen einzulassen war in seinen Augen ausgeschlossen, und wäre es auch dann gewesen, wenn er seine Bedürfnisse nicht schon längst begraben hätte. Als Verwalter stand er ohnehin zwischen den Oberen und den Unteren, ohne irgendwo dazuzugehören. Dieses zerbrechliche Gleichgewicht zusätzlich zu belasten, kam für ihn nicht in Frage.
Und genauso wenig würde er sich zum Spielball der Launen dieses verwöhnten Weibsstücks machen lassen. Sie verdiente eine Abfuhr, an die sie sich noch lange erinnern sollte.
»Madame la Comtesse, was verschafft mir die Ehre?« Er verbeugte sich theatralisch mit dem Wasserkrug in der Hand.
»Ich wollte mich vergewissern, ob Ihr auch gut untergebracht seid«, entgegnete sie und stieß sich vom Türrahmen ab, um ihm entgegenzutreten.
Er ahnte ihre Absicht und war mit einem großen Schritt an ihr vorbei. Drinnen stellte er den Krug auf den Tisch und legte die Seife in eine Truhe.
»Es ist lange her, dass ich im Verwalterhaus war.«
Der Hauch von Rosen, den er wahrgenommen hatte, als er an ihr vorbeiging, verstärkte sich und verriet, dass sie ihm gefolgt war. Er drehte sich um. Sie stand so knapp vor ihm, dass sie ihn fast berührte, und die Truhe nahm ihm die Möglichkeit zurückzuweichen.
»Tatsächlich?« Er kämpfte mit sich, sie nicht einfach an den Schultern zu packen und wegzuschieben. Aber sie hatte eine Lektion verdient, und die würde sie bekommen. »Lohnte sich denn der Besuch nicht?«
Sie sah ihn mit ihren großen goldenen Augen an. Ihre Haut schimmerte wie Seide, sanfte Röte lag auf ihren Wangen. Sein Blick glitt zu ihren leicht geöffneten Lippen. Nur der Teufel auf der Jagd nach unwilligen Seelen konnte einen solchen Mund geschaffen haben. Voll und samtig wie die Sünde selbst. Schon als er sie das erste Mal gesehen hatte, war ihm dieser Mund aufgefallen. Aber wie immer hatte er den Gedanken schleunigst in den finsteren Keller seiner Gefühle befördert und die Tür dahinter ins Schloss geworfen.
Durch die helle Haut konnte er den schnellen Herzschlag in ihrer Halsgrube sehen. Ihr Kehlkopf bewegte sich, als sie schluckte. »Nein, der Besuch hat sich nicht gelohnt«, antwortete sie heiser.
Ihre Brüste schoben sich bei jedem Atemzug gefährlich weit aus dem Ausschnitt. Fasziniert betrachtete er die harten Brustspitzen, die den weißen Batist zu durchbohren schienen.
»Aber das hat sich geändert.«
Ehe er begriff, was sie tat, schob sie den Ausschnitt der Bluse über ihre Arme nach unten und befreite ihre Brüste damit von dem dünnen Stoff.
Ihre schamlose Unverfrorenheit verblüffte ihn. So direkt, so ... plump hatte sich ihm noch nie eine Frau angeboten. Zorn ließ eine Ader an seiner Schläfe hervortreten. Wofür hielt sie ihn? Für einen vor Gier sabbernden Narren?
Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sein Blick zu ihren nackten Brüsten glitt. Voll und schwer, mit dicken rosigen Spitzen wölbten sie sich ihm entgegen. Kein Wunder, dass im Dorf über sie geklatscht wurde, wenn sie sich derart unverfroren Männer ins Bett holte. Weder Raffinesse noch Diskretion schienen für sie ein Thema zu sein. Zeit, dass ihr jemand einen Denkzettel erteilte. Aber vorher wollte er noch ein wenig ihr Spiel mitspielen. Das würde die Demütigung vollkommen machen.
»Ihr schmeichelt mir«, murmelte er und folgte der Kontur ihrer Brust mit seinen Fingerknöcheln.
Statt einer Erwiderung hob sie die Arme und zog die Nadeln aus ihrem Haar, das sich in einer Flut aus Bernstein und Gold über ihre Schultern ergoss. Der Duft nach Rosen verstärkte sich im gleichen Augenblick, indem sie den Kopf schüttelte und die seidigen Strähnen ihre Brüste wie ein feines Gespinst verhüllten.
Er nahm die Hand weg und betrachtete die verführerische Sirene vor sich. Zufrieden stellte er fest, dass sie ihn völlig kalt ließ. Sein Blick kehrte zurück zu ihrem Gesicht. Ihre Augen waren noch immer auf ihn gerichtet, groß und glänzend und zum Bersten gefüllt mit intimen Versprechen. Ihre Lippen
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