Der Duft der Rose
öffneten sich zu einer Erwiderung, aber ehe sie etwas sagen konnte, presste er seinen Mund darauf.
Zu seiner Überraschung spannte sie sich an, statt seinen Kuss zu erwidern. Er strich mit der Zunge über ihre Unterlippe, einmal, zweimal, erst dann gewährte sie ihm - spürbar zögernd - Einlass, blieb aber noch immer zurückhaltend. Voller Berechnung verstärkte er seine Bemühungen, streichelte und lockte sie mit der Zungenspitze, zog sich zurück, um wieder vorzustoßen, aber die leidenschaftliche Reaktion, mit der er gerechnet hatte und die seine Zurückweisung erst perfekt machen würde, stellte sich nicht ein.
Er hob den Kopf. Ihr Blick war nicht verhangen, sondern geradezu ernüchternd klar. Nur am Rande merkte er, dass sie während des Kusses die Knöpfe seines Hemds geöffnet hatte. Er spürte ihre Hände auf seiner Haut, und im selben Atemzug rasteten die Zahnräder eines Mechanismus ein. Eines Mechanismus, der die versperrte Tür in seinem Inneren mit einem explosiven Knall öffnete und die Farben zurück in seine schwarz-weiße Welt katapultierte. Es war eine Ewigkeit her, dass ihn jemand berührt hatte. Dass zärtliche Fingerspitzen in einer sanften Liebkosung über seine Haut gewandert waren.
Dass er zugelassen hatte, dass ihn eine Frau berührte.
Alles um ihn herum war plötzlich bunter, unmittelbarer, intensiver. Der Rosenduft betäubte seine Sinne, der Geschmack auf seiner Zunge ließ ihn an Honig und Ambrosia denken. Die feuchten, roten Lippen vor ihm beschworen sündige Bilder herauf, in denen sie über seinen Körper glitten, langsam, genussvoll, ausgiebig an geheimen Stellen verweilend, ehe sie sich ebenso ausgiebig und genussvoll seinem harten Schaft widmeten.
Mehr Bilder von nackten, schweißglänzenden Leibern auf weißen Laken überschwemmten seine Sinne. Er hörte Stöhnen und Schreie, roch den Weihrauch sinnlichen Vergnügens und fühlte jeden Nerv in seinem Körper darauf reagieren. Das Blut toste durch seine Adern und sammelte sich in seinen Lenden, um ihm eine Erektion zu bescheren, die ihn mit einem brennenden, unbeherrschbaren Verlangen erfüllte.
Die Hände strichen weiter über seine Brust wanderten zu seinen Schultern und schoben das Hemd über seine Arme nach unten, bis es zu Boden fiel. Er warf den Kopf zurück und stieß einen Fluch aus, der die Inbrunst eines Gebets besaß.
Seine Sicht verschwamm, er spürte, wie sich seine Finger in weiches Fleisch gruben und sein Mund einen anderen fand. Alles entglitt ihm, er verlor den Verstand, die Beherrschung, die eiserne Distanz, mit der er alle Menschen zu betrachten pflegte.
Der Kuss floss in ihn wie Lava, rotglühend und mit unwiderstehlicher Macht, erreichte alle Bereiche, deren Existenz er so lange und erfolgreich geleugnet hatte, und erweckte seine abgestumpften Gefühle innerhalb eines Wimpernschlags zum Leben.
Er dachte nicht länger daran, wer die Frau in seinen Armen war. Dass er sie und all die anderen reichen Nichtstuer verachtete. Dass er ihr eine Lektion erteilen wollte. Dass sie eine schamlose Dirne war, die beinahe ein unschuldiges Kind aus reinem Mutwillen getötet hatte. Er dachte nur daran, wie sich ihre Brüste an seiner nackten Haut anfühlten und wie sich der Beweis seiner Erregung an ihren Bauch presste.
Ihr weitgeöffneter Mund schien ihn zu verschlingen, ihre Finger zerrten an seinem Haar, und ihr Leib rieb sich wollüstig an seiner Erektion. Keine Spur mehr von Zögern, Berechnung oder Zurückhaltung, weder bei ihr noch bei ihm selbst. Ein Rausch hatte sie beide in seinen Bann gezogen und die Gesetze von Zeit und Raum aufgehoben.
Sie stolperten ins angrenzende Zimmer und fielen aufs Bett. Er wusste nicht, ob er ihr geholfen hatte, die hinderlichen Kleider loszuwerden, oder ob sie sich selbst darum gekümmert hatte. Er wusste nur, dass sie nackt an ihn geschmiegt da lag und fortfuhr, seine Küsse gierig zu erwidern. Seine Hände strichen über ihre samtige Haut, und obwohl sie rau und schwielig waren, wand sie sich unter seinen Berührungen und bog sich ihm entgegen im eindeutigen Wunsch nach mehr. Als er ihre Brüste umfasste, hielt sie den Atem an. Als er mit den Daumen die steil aufgerichteten Spitzen reizte, keuchte sie auf und drückte den Kopf fest in das Kissen. Ihre Reaktion schraubte seine Erregung höher. Er ersetzte seinen Daumen durch seine Zunge und seine Zähne. Mit einem Schrei bäumte sie sich so heftig auf, dass er fürchtete, sie zu verletzen. Also schloss er die Lippen um die harte
Weitere Kostenlose Bücher