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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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führt Euch her?«
    »Vincent teilte mir mit, dass er abreisen wird«, sagte sie so unbewegt wie möglich.
    »So ist es.« Der Herzog fuhr mit dem Schreiben fort, und Sophie kam sich völlig deplatziert vor. Was konnte sie schon sagen? Die Beziehung der beiden Männer war nicht ihre Sache. Dennoch wollte sie versuchen, das Schlimmste zu verhindern. »Er packt gerade seine Sachen zusammen.«
    Da der Herzog schwieg, nahm sie all ihren Mut zusammen. »Ich bin sicher, er würde bleiben, wenn Ihr ... wenn Ihr ihn darum bittet.«
    Die Stille wurde nur vom Kratzen der Feder unterbrochen. Schließlich legte der Herzog sie beiseite und streute Sand auf das Papier. »Warum sollte ich das tun?«
    Sophie biss sich auf die Lippen. »Weil er darauf wartet, Henri. Er wartet nur auf ein Wort von Euch, um zu bleiben.«
    Der Herzog faltete das Papier sorgfältig zusammen. Dann zog er eine Lade auf und entnahm ihr einen kleinen Lederbeutel. Beides schob er über den Tisch zu Sophie. »Bringt ihm das. Mit meinen besten Wünschen.«
    Sie trat neugierig näher, und ein winziger Hoffnungsschimmer breitete sich in ihr aus. »Was ist das?«
    »Sein Zeugnis und sein ausstehender Lohn samt einem Obolus als Ausdruck meiner Zufriedenheit mit den erledigten Aufgaben.« Seine Stimme war so kühl wie der Blick seiner Augen, und Sophie fröstelte trotz der Wärme im Raum.
    »Wollt Ihr ihm das nicht selbst geben?«
    »Nein. Es ist alles besprochen, was es zu besprechen gibt. Wenn Ihr es nicht macht, dann läute ich nach meinem Kammerdiener.«
    Sie wollte weder der Überbringer einer so verächtlichen Botschaft sein noch Zeuge von Vincents neuerlicher Erniedrigung. »Läutet nach dem Kammerdiener«, sagte sie deshalb ebenso kalt wie er und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Sie hatte gerade die Tür erreicht, als Henris Worte sie zurückhielten. »Wir werden nächste Woche nach Versailles aufbrechen, wie ich Euch versprochen habe. Ein Ortswechsel wird uns guttun.«

24
    Nicholas brauchte ein paar Tage, bis er sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, nach so langer Zeit wieder durch die Gänge des Schlosses zu Ghislaines Arbeitszimmer zu gehen. Niemand hielt ihn auf, die Dienstboten nickten ihm nur freundlich zu. Nachdem auf sein Klopfen keine Antwort erfolgte, trat er ein. Das Zimmer war leer.
    Er fragte ein Dienstmädchen und erfuhr, dass sich Ghislaine in ihren Gemächern befand. Zögernd stieg er die Treppe hinauf, ganz wohl war ihm dabei nicht. Dann schalt er sich einen Narren. Er hatte jedes Recht, hier zu sein. Dennoch atmete er vor Ghislaines Tür tief durch, ehe er anklopfte.
    Sie öffnete, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das ihre Augen zum Strahlen brachte. Die reine Freude, der er sich so unmittelbar gegenüberfand, machte ihn verlegen. Er räusperte sich und sah erst jetzt, dass sie einen Säugling auf dem Arm trug.
    Sie machte einen Schritt zur Seite, damit er eintreten konnte. »Wie schön, dass Ihr gekommen seid.«
    »Die Neugier hat mich schließlich doch überwältigt«, versuchte er, die Bedeutung der Situation herunterzuspielen, und blickte wie gebannt auf das Kind. Ein zarter dunkler Flaum, kaum mehr als ein Schatten, umhüllte seinen Kopf. Die geöffneten Augen waren erstaunlich hell, sein Gesichtchen rund und voll wie das der Putten auf dem Himmelbett.
    Ehe er sich wehren konnte, hatte sie ihm den Säugling in die Arme gelegt. Er starrte ihn an, der Knabe starrte zurück und gähnte dann ausgiebig. Nicholas fühlte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Er wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, er könnte den Kleinen fallen lassen oder zerdrücken oder ...
    »Sein Bruder liegt auf dem Bett, leisten wir ihm Gesellschaft«, schlug Ghislaine vor.
    Wie ein Seiltänzer setzte Nicholas einen Fuß vor den anderen, um den endlosen Weg zum Bett zu bewältigen. Als er es geschafft hatte, bettete er den Säugling neben seinen Bruder, der mit den Händen fuchtelte, als dirigierte er ein Kammerorchester.
    Ghislaine streckte sich neben ihm aus und fing die kleine Hand ein, um einen Kuss daraufzudrücken. »Manchmal liege ich stundenlang nur da und sehe sie an, weil ich es noch immer nicht glauben kann. Es ist ein Wunder.«
    Nicholas legte sich auf die andere Seite, so befanden sich die Kinder zwischen ihnen. Mit auf den Arm gestütztem Kopf betrachtete er die Säuglinge. Seine Söhne. Es war so unwirklich. Ein Wunder, wie Ghislaine gesagt hatte.
    Er streckte den

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