Der Duft der Rosen
schwang etwas in Marias Stimme mit, das sie nicht aussprechen wollte. Elizabeth erinnerte sich an die attraktive junge Latina, die ihr am Abend der Party aufgefallen war. Sicherlich hatte Carson nichts mit dem Mädchen. Und selbst wenn – sie waren beide erwachsen.
Allerdings war Carson ihr Arbeitgeber, der Mann, der ihr Gehalt bezahlte. Elizabeth fragte sich, ob zu Isabels Pflichten mehr als nur das Haus gehörte.
“Wenn Isabel nicht bleiben kann, wollen Sie dann heute Nacht vielleicht zu mir kommen?”
“Gracias
, nein. Das kann ich nicht. Miguel könnte anrufen, und wenn ich nicht da bin, macht er sich Sorgen.”
Miguel.
Genau darüber wollte Elizabeth mit Maria reden. “Sie können dort aber nicht allein bleiben.”
“Ich hatte gehofft … ich dachte, Sie könnten vorbeikommen und bei mir bleiben.”
Elizabeths Magen zog sich zusammen. Sie wusste von Dingen, die Maria nicht wusste. Die Artikel, die sie gelesen hatte, standen ihr vor Augen. Wie das Mädchen in Fresno vergewaltigt und ermordet worden war. Wie ihr Körper verstümmelt worden war, bevor man sie beerdigt hatte.
Elizabeths Mund wurde trocken. Wie konnte sie eine weitere Nacht in dem Haus verbringen, wenn sie die Wahrheit kannte über die Menschen, die dort gelebt hatten?
Nicht dort, wies sie sich zurecht.
Es war ein anderes Haus, eine völlig andere Zeit.
Wie konnte sie zudem Maria in dem Haus bleiben lassen, wenn sie nicht bereit war, dasselbe zu tun?
“Sind Sie sicher, dass Sie nicht zu mir kommen wollen?”, drängte sie. “Wir könnten uns Popcorn machen, und ich könnte einen Film mitbringen.”
“Miguel würde das nicht gefallen.”
Elizabeth seufzte. Am liebsten hätte sie Miguel in den Hintern getreten. “Nun gut. Wenn das so ist, dann werde ich wohl zu Ihnen rauskommen müssen.” Doch ob Maria nun Angst davor hatte oder nicht – sie musste bald mit Miguel sprechen und ihn irgendwie überzeugen, dass er die Gesundheit seiner Frau und die des Babys gefährdete, wenn er Maria zwang, weiter in dem Haus zu wohnen.
Maria Stimme klang erleichtert. “Sie kommen. Das ist gut. Vielleicht werden Sie den Geist sehen.”
Ein Schauer lief Elizabeth über den Rücken. Vielleicht würde sie das tatsächlich. Und wenn es passierte, was bedeutete es dann?
In ihrer Brust zog es sich zusammen, als sie an die grausigen Möglichkeiten dachte.
“Ich muss Sie sehen.”
“Wo sind Sie?”, fragte Carson.
“Noch zehn Minuten entfernt.”
“Ich bin hier.” Carson legte auf, und etliche Minuten später begleitete Isabel Les Stiles durch die Halle zu seinem Büro. Carson dachte an seine Pläne für diese Nacht und warf ihr ein bedeutungsvolles Lächeln zu, das sie freudig erwiderte.
Sein Lächeln erlosch, als Stiles ins Zimmer trat. Er hängte seinen abgenutzten Cowboyhut an einen der Messinghaken neben der Tür und setzte sich ihm dann gegenüber.
“Was ist los?”, fragte Carson.
“Mich hat heute ein Kumpel angerufen … ein Typ namens Collins, den ich schon ziemlich lange kenne. Vor einigen Tagen haben Ihr Bruder und die Conners der Polizei von Fresno einen Besuch abgestattet. Collins arbeitet da.”
Carsons Eingeweide zogen sich zusammen. “Zach und Elizabeth sind zur Polizei gegangen? Was zur Hölle geht da vor, Les?”
“Laut Collins erkundigten sie sich nach einem Mädchen, das in Fresno ermordet worden war. Scheint so, als ob es von einem Mann und einer Frau umgebracht wurde, die in dem grauen Haus hier auf der Farm wohnten.”
Carson lehnte sich zurück. “Um Himmels willen, die beiden lebten hier vor vielen Jahren. Warum zum Teufel wühlen sie darin herum?”
“Sie wussten von dem Mord?”
“Nicht wirklich. Es gab ein paar Gerüchte hier und dort. Es geschah wohl kurz nach meiner Geburt. Die Leute, die den Mord begingen, wohnten damals schon mehrere Jahre nicht mehr hier. Ich nehme an, dass etwas in der Zeitung stand. Mein Großvater leitete die Farm damals noch. Mein Vater hat nie darüber gesprochen. Vermutlich behagte ihm der Gedanke nicht, dass ein Mörderpärchen hier gearbeitet hat.”
“Ich frage mich, warum Zach in dieser Sache herumschnüffelt.”
Gute Frage.
Carson schwenkte seinen Stuhl zu Stiles. “Ich habe selten eine Ahnung, was mein Bruder vorhat, doch in diesem Fall gefällt mir die Sache nicht. Im Frühling will ich meine Kandidatur für ein politisches Amt bekannt geben. Einer meiner wichtigsten Pluspunkte ist mein tadelloser Ruf. Zach würde nichts lieber sehen, als dass mein Name mit einem
Weitere Kostenlose Bücher