Der Duft der Rosen
noch. “Ich hole Hilfe!”
Sie zitterte so stark, dass sie kaum wählen konnte. Nach einem vergeblichen Versuch zwang sie sich zur Ruhe und wählte die 911. In aller Eile berichtete sie, dass eine schwangere junge Frau Blutungen hatte und dass sie unbedingt einen Krankenwagen brauchte. Zwar bat die Frau am Notruf sie, am Telefon zu bleiben, doch die Schnur reichte nicht bis ins Schlafzimmer. Elizabeth ließ den Hörer liegen und eilte zurück zu Maria.
“Halten Sie durch”, sagte sie. “Sie sind auf dem Weg.”
Doch Maria sah sie gar nicht an. Sie stierte auf die Wand gegenüber dem Bett. Elizabeth folgte ihrem Blick und erstarrte.
In karmesinroten Buchstaben, wie mit dem Blut auf dem Laken geschrieben, stand dort:
GEH – ODER SIE WERDEN DICH
UND DEIN BABY TÖTEN.
Elizabeth begann zu zittern. Diese furchtbare Botschaft konnte nicht länger ignoriert werden.
Zach stieß die Glastüren zum Haupteingang des San Pico Community Hospital auf. Ein kurzer Blick über die sterile Einrichtung zeigte ihm, dass Elizabeth nicht da war.
“Ich bin auf der Suche nach Maria Santiago”, sagte er zu der Frau am Empfangstresen. “Sie wurde erst vor ein paar Stunden eingeliefert. Können Sie mir sagen, in welchem Raum sie liegt?”
Die stämmige Frau beäugte ihn durch ihre Schildpattbrille, gab ihm die Zimmernummer und deutete auf einen Gang.
“Folgen Sie einfach der gelben Linie auf dem Boden”, sagte sie. “Die Besuchszeit ist vorbei, deshalb bezweifle ich, dass man Sie reinlässt. Doch zumindest können Ihnen die Schwestern sagen, wie es ihr geht.”
“Danke.” Zach ging den Korridor entlang, wobei er an etlichen Krankenschwestern und einigen Ärzten in blassgrünen Kitteln vorbeikam. Er hatte noch immer die Hoffnung, dass er Liz über den Weg laufen würde, doch er konnte sie nicht sehen. Nicht bis er die Tür zu Marias Raum öffnete und eintrat.
Liz saß in einem Stuhl neben dem Bett, in dem Maria Santiago schlief. Ihr Gesicht war fast genauso bleich wie das Laken. Mit der blassen Haut und den schwarzen Haaren, die ihr Gesicht umrahmten, sah sie mehr tot als lebendig aus. Ihn überkamen Schuldgefühle.
Er hätte etwas tun sollen, hätte sie zwingen sollen, das Haus zu verlassen. Er hatte es Raul versprochen. Und er hatte es Liz versprochen.
Als sie ihn erblickte, erhob sie sich. Ihre beige Hose und die bedruckte Bluse waren übersät mit Blutflecken, und sie war fast so blass wie Maria.
Als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich, bemerkte er, dass ihre Hand zitterte. Er lief ihr entgegen, öffnete die Arme, und sie warf sich hinein.
“Ich bin so froh, dass du gekommen bist”, sagte sie.
Er hielt sie fest an sich gedrückt. “Ich wünschte, ich wäre nie weggefahren.” Er küsste sie auf den Scheitel und wünschte sich, er wäre da gewesen, als sie ihn brauchte. Was sie durchgemacht haben musste, tat ihm in der Seele weh. “Wie geht es Maria?”
Liz blickte in Richtung Tür und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, mit ihr nach draußen zu gehen. Dort spazierten sie zur Wartezone, wo sie sich auf einem Sofa niederließen.
Er nahm ihre Hand in seine und bat sie zu erzählen, was passiert war.
Liz atmete bebend ein und schüttelte den Kopf. “Ich dachte, sie würde sterben, Zach. Wenn ich nicht dort gewesen wäre, hätte sie sterben können.”
Er verschränkte seine Finger mit ihren und spürte, wie kalt ihre Haut war.
“Maria hat viel Blut verloren”, sagte sie, “doch sie konnten die Blutung stoppen, bevor die Wehen einsetzten. Der Doktor möchte, dass sie das Baby so lange wie möglich austrägt, damit es mehr Zeit zum Wachsen hat. Er hat ihr totale Bettruhe verordnet.”
Sie blickte ihn an, und ihre blauen Augen funkelten vor Entschlossenheit. “Was auch immer geschieht, ich werde sie keine weitere Nacht in diesem Haus verbringen lassen.”
“Nein”, bestätigte er sanft und umfasste ihre Hand fester. “Sie kann dort nicht länger bleiben. Ich werde mit Miguel sprechen.” Er blickte sich um, und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass ihr Mann eigentlich hier sein sollte. “Wo ist er?”
“Noch in Modesto, soweit ich weiß. Das Krankenhaus hat in dem Motel angerufen, in dem er übernachtet. Jemand sprach mit Mariano, doch Miguel war nicht da.”
“Ich bin sicher, dass er kommt, sobald ihn die Nachricht erreicht.”
“Raul war vor ein paar Minuten da. Sam Marston hat ihn gebracht. Er blieb so lange, bis ihn der Arzt nach Hause schickte. Er wollte nicht gehen, bevor
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