Der Duft der Rosen
Mal bemerkte. Auf ihre eigene merkwürdige Weise liebte Teresa ihn.
Er schob den Stuhl zurück und stand auf. “Manchmal erstaunst du mich … Mutter.” Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Wange. “Ich werde über deine Worte nachdenken.”
Doch er musste nicht mehr wirklich darüber nachdenken. Er war seit zwei Wochen wieder in L.A. Vierzehn lange, ruhelose Nächte, in denen er nach der Antwort gesucht hatte, die nun so klar schien. Er wusste, was er wollte, wusste es schon seit einiger Zeit, doch er hatte Angst gehabt, es zuzugeben.
Unglücklicherweise hatte er ein erbärmliches Chaos angerichtet, bis er zu dieser Entscheidung gelangt war.
Die Frage war:
Was zur Hölle sollte er tun?
Feierabend. Elizabeth saß noch hinter ihrem Schreibtisch, als Miguel anrief. Er klang hektisch, doch schon wieder viel mehr wie der alte Miguel.
“Elizabeth. Hier ist Miguel Santiago. Ich rufe aus dem Krankenhaus an. Maria … sie bekommt ihr Baby!”
Elizabeth strahlte. “Das ist ja wunderbar, Miguel! Ich gehe gerade aus dem Büro. Ich bin so schnell wie möglich da.”
“Oh nein, Sie müssen nicht extra kommen. Sie haben schon genug getan. Und Señora Lopez ist auch hier.”
“Ich komme dennoch. So schnell ich kann.”
Ihr entging nicht die Erleichterung in seiner Stimme. “
Gracias.
Das wäre sehr lieb von Ihnen. Maria wird glücklich sein, wenn Sie vorbeikommen.”
Sie legte auf und griff nach ihrer Tasche. Terry telefonierte gerade, als sie durch den Empfangsraum ging. Als sie das Gespräch beendet hatte, sah sie hoch. “Sie lächeln. Was ist los?”
“Ich fahre ins County Hospital in Mason. Maria bekommt ihr Baby.”
In dem Moment kam Dr. James aus seinem Zimmer. “Dann ist der große Tag also endlich gekommen.”
Elizabeth lächelte aufgeregt und zutiefst erleichtert zugleich. “Sieht so aus.”
“Ich schätze, ich muss mich bei ihr entschuldigen … obwohl ich noch immer Probleme habe, an Geister zu glauben. Ich bin froh, dass Sie sie durch all dies begleitet haben.”
“Ich muss sagen, dass es Zeiten gab, in denen ich glaubte, selbst ein bisschen verrückt zu werden.”
“Übrigens werden Babs und ich nun doch endlich heiraten. Lustigerweise bin ich nach all dieser Unentschiedenheit richtig aufgeregt deswegen.”
Elizabeth dachte an Zach und ignorierte den Stich. “Herzlichen Glückwunsch. Ich nehme an, wenn man erst einmal herausbekommen hat, was man will, passt auf einmal alles zusammen.”
“Ja, das tut es wohl.”
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und dem Vorsatz, alle Gedanken an Zach beiseitezuschieben, winkte Elizabeth zum Abschied und lief zur Hintertür hinaus zu ihrem Wagen.
Auf den Straßen herrschte um diese Zeit reger Verkehr, doch sie schaffte die Fahrt nach Mason in Rekordzeit. Im Krankenhaus steuerte sie sofort auf die Entbindungsstation zu, wo sie Miguel vorfand, der im Warteraum auf und ab lief. Der Mann wirkte völlig anders als beim letzten Mal. Sein dunkles Haar war geschnitten, Hose und Hemd waren ordentlich und sauber.
“Elizabeth! Danke, dass Sie gekommen sind.”
“Ich würde das auf keinen Fall verpassen wollen. Wo ist sie?”
“Sie ist im Kreißsaal.”
“Gehen Sie nicht zu ihr?”
Miguels dunkles Gesicht wurde bleich. “Ich würde lieber hier draußen warten.”
Elizabeth verbiss sich ein Lächeln. In Miguels Welt war Kinderkriegen Aufgabe der Frau. Es war Aufgabe des Mannes, zu warten und sich zu sorgen.
“Das hier ist Señora Lopez”, stellte er sie der wohlbeleibten Frau vor, die auf einem der Stühle saß.
“Con mucho gusto, Señora”
, sagte Elizabeth.
“Schön, Sie kennenzulernen. Maria spricht oft von Ihnen.” Sie hatte schneeweißes Haar und sehr dunkle wettergegerbte Haut. Sie trug ein geblümtes Hauskleid, dazu praktische braune Lederschuhe und Strümpfe, die sie bis zum Knöchel hinuntergerollt hatte.
“Wie geht es ihr?”, fragte Elizabeth.
“Sie ist ein bisschen nervös, aber schließlich ist es ihr Erstes.”
In den nächsten drei Stunden warteten sie und tranken starken schwarzen Kaffee aus Plastikbechern.
Dann erschien eine Schwester in grünem Kittel an der Tür zum Warteraum. “Mr. Santiago?”
Miguel sprang auf. “
Sí
, das bin ich.”
Ein Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der Schwester. “Es ist ein Junge! Sie haben einen Sohn, Mr. Santiago. Einen sieben Pfund schweren Jungen.”
Miguel entfuhr ein Jubelschrei.
“Herzlichen Glückwunsch”, sagte Elizabeth, deren Lächeln fast ebenso breit war
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