Der Duft der Rosen

warum. Vielleicht erschien es mir zu armselig, ihn auf diese Weise zu verletzen. Vielleicht hatte ich auch nur das Gefühl, es meinem Vater schuldig zu sein. Außerdem habe ich einfach zu viel zu tun, um mich für die eine oder die andere Seite zu engagieren.”
    Die Kellnerin erschien wieder an ihrem Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. Nach kurzem Blick auf das Menü bestellten sie beide Hamburger mit Pommes frites, obwohl Elizabeth an den fettigen Pommes normalerweise nur knabberte.
    “Was ist eigentlich dein Fachgebiet?”, fragte sie ihn, als sie auf ihr Essen warteten.
    “Ich vertrete vor allem Unfallopfer.”
    “Du jagst hinter Krankenwagen her? Darauf wäre ich nie gekommen.”
    Zach lachte tief und ungezwungen. Sie bekam eine Gänsehaut. Verdammt. Sie wünschte, dass sie sich seiner Gegenwart nicht so bewusst wäre. Doch sogar in ihrer Highschool-Zeit hatte sie es immer sofort bemerkt, wenn er das Café betrat. Allein ihn durch die Tür kommen zu sehen, hinterließ ein flaues Gefühl in ihrem Bauch. Doch Zach steckte immer in Schwierigkeiten, hing immer mit merkwürdigen Typen herum. Schon damals hatte sie das bedauert.
    “Eigentlich sind wir auf kleinere Sammelklagen spezialisiert. Wir bevorzugen eine überschaubare Zahl an Klienten. Derzeit arbeiten wir an einem Fall, in dem es um ein Medikament namens Themoziamine geht. Normalerweise legen wir uns nicht mit Pharmakonzernen an, aber dieser Fall wurde uns von einem Klienten angetragen.”
    “Worum geht es dabei?”
    “Themoziamine führt bei einer inakzeptablen Prozentzahl von Patienten zu Hirnschädigungen. Wir versuchen es vom Markt nehmen zu lassen.”
    “Das klingt interessant.”
    “Ich finde, wir stehen auf der richtigen Seite. Vor ein paar Jahren arbeiteten wir an einem Fall, in dem es um motorisierte Dreiräder ging. Fast fünfzigtausend Menschen pro Jahr kamen zu Schaden. Für viele von ihnen endete die Fahrt mit diesen verdammten Dingern tödlich oder aber mit einer Querschnittslähmung. Wir konnten dem Hersteller nachweisen, dass er von dem Risiko wusste. Er hatte sogar eine Summe ins Budget eingeplant, um eventuelle Ansprüche zu decken. Die Geschworenen waren darüber gar nicht glücklich, und letztlich konnten wir durchsetzten, dass die Räder nicht mehr hergestellt wurden.”
    “Ich erinnere mich an den Fall. Soweit ich weiß, war die Entschädigungssumme enorm.”
    “Über zweihundertfünfzig Millionen.”
    “Wow. Kein Wunder, dass du dir Armani leisten kannst.”
    Er grinste.
    Wow! Er hat die weißesten Zähne … oder vielleicht liegt es nur an seinem gebräunten Gesicht?
    “Wenn du das bemerkt hast, war es sein Geld wert, würde ich sagen.”
    Oh ja, sie hatte es bemerkt. Und im Moment bemerkte sie, wie gut er aussah, und hätte sich dafür am liebsten getreten.
    Die Kellnerin sorgte für einen Aufschub. Sie stellte die Teller mit ihren Hamburgern auf ein mit Brandzeichen dekoriertes Platzset. Bei dem Duft des frisch gegrillten Fleisches bemerkte Elizabeth, dass ihr Magen knurrte.
    Zach schien das nicht zu bemerken. “Und was ist mit dir?” Er schlang seine langen schlanken Finger um den Hamburger. “Du bist Sozialarbeiterin, nicht wahr?”
    “Familienberaterin.”
    “Dann hast du sicher mit interessanten Fällen zu tun?”
    Er biss in seinen Hamburger, und sie beobachtete ihn. Jede seiner Bewegungen zeugte von Tatkraft und Männlichkeit, und Elizabeth ertappte sich dabei, wie sie unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte.
    Sie nahm das Messer und schnitt ihren Hamburger in zwei Hälften, um überhaupt etwas zu tun zu haben. “Tatsächlich arbeite ich gerade an einem der interessantesten Fälle, mit denen ich jemals zu tun hatte. Es geht um eine junge Frau, die glaubt, von einem Geist heimgesucht zu werden.”
    Er nickte und schluckte seinen Bissen hinunter. “Maria Santiago. Die Ärzte glauben, sie sei verrückt. Ich habe davon gehört.”
    “Du kennst Maria? Sie hat dir von dem Geist erzählt?”
    “Ich kennen ihren Bruder, hast du das vergessen? Ich habe kürzlich mit ihm gesprochen. Die Sprache kam auf seine Schwester. Offenbar hat Maria Raul von dem Geist erzählt und von den Sitzungen mit Dr. James.”
    Elizabeth straffte sich. “Nun, Michael glaubt ganz bestimmt nicht, dass sie verrückt ist. Er ist der Meinung, dass sie an Panikattacken leidet, und ich glaube das auch.”
    “Michael?”
    “Mein Chef.”
    “Nur dein Chef? Oder mehr als das?”
    Ärger kochte in ihr hoch. “Warum bist du so fixiert auf