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Der Duft der Rosen

Der Duft der Rosen

Titel: Der Duft der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Zimmer stand. Nichts. Dann ging sie in die Küche.
    Die Hintertür war verschlossen. Die Eingangstür ebenso. Es war keine Menschenseele im Haus außer Maria und ihr. Erleichtert seufzte sie auf. Sie hatte sich alles nur eingebildet.
    Erstaunlich, wie viel Macht die Einbildung besaß!
    Sie kam sich lächerlich vor und entschied, gleich zu Bett zu gehen. Kaum hatte sie einige Schritte in Richtung Wohnzimmer gemacht, begann der Wind aufzuheulen, ein merkwürdiges, schmerzerfülltes Stöhnen, wie sie es noch nie gehört hatte. Es schien unter der Tür durchzukommen und über die Fensterbretter zu ziehen. Auf ihren Armen bildete sich Gänsehaut, und ein Schauder lief ihr über den Rücken.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Entschlossen, sich nicht zum Narren halten zu lassen, ging sie hinüber zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Die Nacht war dunkel, der Mond nur eine schmale Sichel, und an dem Paternosterbaum im Garten bewegte sich kein Blatt. Kein Zweig, keine Blume rührte sich in dem Beet vor der Veranda.
    Sie öffnete die Tür und sah hinaus. Die heiße, trockene Luft drang ins Wohnzimmer, doch es gab keine Brise, die sie antrieb.
    Elizabeth schloss mit bebender Hand die Tür und drehte den Schlüssel herum. Der Wind war verstummt. Doch die gespenstische Atmosphäre im Haus war geblieben. Die Klimaanlage summte leise über dem Wohnzimmerfenster. Sie wandte sich um und ging in Richtung Schlafzimmer.
    Maria schlief noch immer. Sie lag in der Mitte des Bettes und hatte die schlichte weiße Decke bis unter ihr Kinn gezogen. Kaum betrat Elizabeth den Raum, fühlte sie einen so eisigen Hauch, dass es ihr den Atem verschlug. Sie rang nach Luft und begann zu keuchen. Mit der Zunge fuhr sie über ihre kalten, immer tauber werdenden Lippen.
    Lieber Gott, was ging hier vor sich?
    Sie begann zu zittern und schlang die Arme um sich, während ihre Blicke auf der Suche nach einer Erklärung panisch durch den Raum schossen. Sie blickte zum Bett. Maria bewegte sich unruhig unter der Decke und hatte sich zum Schutz gegen die eisige Kälte wie ein Baby eingerollt. Ihre Lider flatterten.
    Elizabeth bemühte sich, ihre Angst zu unterdrücken, und biss sich auf die bebenden Lippen, als sie merkte, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Ihr Herz raste. Sie versuchte sich klarzumachen, dass niemand im Haus war und sie beide völlig sicher waren. Doch irgendetwas Unerklärliches ging hier vor sich. Etwas Schreckliches.
    Und sie hatte Angst.
    Zum ersten Mal verstand sie jetzt, warum Maria so verstört war. Verstand, dass dies alles wirklich nicht nur im Kopf der jungen Frau geschah.
    Der kalte Hauch zog fort von dem Bett, fort von der Stelle, wo sie zitternd neben dem Nachttisch stand. Doch es schien Elizabeth, als ob die Kälte im Raum blieb, als ob sie wie eine unsichtbare Kraft irgendwo in der Ecke schwebte.
    Eine neue Welle von Angst überflutete sie. Sie dachte erneut daran, Maria zu wecken, doch dann wurde ihr klar, dass sie sich nicht bewegen konnte.
    Und sie bemerkte den Geruch. Durchdringend, erstickend und auf Übelkeit erregende Weise süßlich. Ein widerlicher Gestank, der nur schwach an Rosenduft erinnerte. Er schien auf ihrer Haut zu kleben und auch in ihrer Kehle, als sie die stickige Luft einatmete. Ihre Brust zog sich zusammen, und sie hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden.
    Ihr Blick fiel aufs Bett. Maria war erwacht. Sie lag mit weit aufgerissenen Augen da, fasste sich zitternd an den Hals und starrte Elizabeth panisch an. Sie wimmerte leicht. Elizabeth löste sich aus ihrer Erstarrung.
    Kaum bewegte sie sich, spürte sie den Unterschied. Die Luft wurde klarer, sie konnte wieder leichter atmen. Die Temperatur im Schlafzimmer stieg langsam wieder an. Der Gestank verschwand, als ob er niemals da gewesen wäre. Nur eine winzige Spur Rosenduft blieb zurück und verblasste allmählich.
    “Maria! Maria, ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
    Tränen traten der jungen Frau in die Augen. “Haben … haben Sie sie gesehen?”
    “Nein, ich habe nichts gesehen, aber …”
    “Sie war hier. Ich weiß, dass sie da war.”
    “Maria”, sagte sie sanft und setzte sich neben sie aufs Bett. “Etwas ist hier heute Abend geschehen. Ich habe die Geräusche gehört. Habe die Kälte gespürt. Etwas geht hier vor, und ich gebe zu, dass es Angst macht, doch ich glaube nicht, dass das Ganze mit einem Geist zu tun hat.”
    “Ich sage Ihnen, sie war hier.”
    “Haben Sie sie gesehen?”, fragte Elizabeth

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