Der Duft der Rosen
light aus der Tüte. Es folgten ein Beutel Studentenfutter und diverse Schokoladenriegel. “Ich stehe nicht auf Junkfood. Das hier ist nur für den Notfall.”
Er lächelte, und sie registrierte, dass sein Blick wieder leicht verhangen war. Er begehrte sie noch immer. Ein wohliger Schauer durchströmte sie, den sie aber rasch niederkämpfte. Sie hatte eine Aufgabe, und die wollte sie erfüllen.
“Wie ist es auf der Farm gelaufen?”, fragte sie auf der Suche nach einem neutralen Thema und setzte sich auf das Sofa.
“Großartig. Wir werden die Scheune vorm Herbst fertig gebaut haben.” Zach setzte sich neben sie, doch nicht zu dicht, wie sie bemerkte.
“Was wirst du tun, wenn sie fertig ist?”
“Du meinst, ob ich weiterhin nach San Pico komme? Ich werde nach meinem Dad sehen, doch nicht so oft wie jetzt. Außer …” Er schüttelte den Kopf. “Möchtest du Chips?”
“Nein, danke.” Sie sah zu dem kleinen Fernseher, dessen Ton man kaum verstehen konnte. “Ich glaube, wir sollten den Fernseher ausschalten. Kein Geist, der etwas auf sich hält, würde erscheinen, während wir
Saturday Night Live
sehen.”
Er lächelte. “Vermutlich nicht. Ich habe mir etwas Arbeit mitgebracht. Ich dachte, ich sollte mich lieber auf etwas anderes konzentrieren, als darauf, mit dir ins Bett zu gehen.”
Die Hitze stieg ihr ins Gesicht – und auch in andere Körperteile. “Und ich habe ein Buch dabei. Zumindest können wir uns beschäftigen.”
Er musterte sie eindringlich von Kopf bis Fuß, und die goldenen Flecken in seinen Augen glitzerten. “Ich kann mir eine Menge interessanterer Beschäftigungen vorstellen, doch ich fürchte, daraus wird nichts.”
“Wohl kaum.” Auch zu ihrem Bedauern. Sie holte ihr Buch hervor, einen romantischen Thriller, den sie nicht ausgesucht hätte, wenn sie sich noch an die heißen Sexszenen erinnert hätte. Sie blätterte zu der Stelle, an der sie aufgehört hatte. Sie nahm sich vor, die schlüpfrigen Passagen zu überblättern, und machte es sich bequem.
So saßen sie in überraschend angenehmer Stille da, Elizabeth in ihr Buch vertieft, Zach über seine Akte gebeugt.
Es wurde spät. Elizabeth gähnte und rutschte leicht auf dem Sofa hin und her. Sie blickte auf die Uhr und bemerkte, dass es schon fast Mitternacht war. Sie warf einen Blick zu Zach, der sich mit geschlossenen Augen zurückgelehnt hatte. Die langen Beine waren ausgestreckt, und sein Kopf ruhte an der Lehne. Er war fest eingeschlafen, und Elizabeth merkte, dass sie ebenfalls schläfrig war.
Gähnend ging sie so leise wie möglich ins Schlafzimmer. Soweit sie wusste, war die Erscheinung – sofern es eine gab – immer nur in diesem Raum aufgetaucht. Sie legte sich angezogen auf das Bett, klopfte das Kissen unter ihrem Kopf zurecht und schloss die Augen. Da sie sehr müde war, dauerte es nicht lange, bis sie einschlief.
Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen oder was sie geweckt hatte. Als sie die Augen öffnete, fiel ihr auf, wie still es in dem Raum geworden war. Zumindest fühlte es sich merkwürdig ruhig an. Die Luft war stickig. Ein seltsames Knarren ertönte aus dem Wohnzimmer. Es war das gleiche Geräusch, das sie in ihrer ersten Nacht im Haus gehört hatte. Wenige Sekunden später begann der Wind zu heulen. Sie wollte zum Fenster laufen, um nachzusehen, ob das Geräusch echt war, obwohl sie ziemlich vom Gegenteil überzeugt war.
Sie fragte sich, ob Zach das Gleiche hörte. Sie warf einen Blick hinüber ins Wohnzimmer. Er saß aufrecht auf dem Sofa. Er hört es also auch, dachte sie erleichtert. Zumindest bildete sie sich die Dinge nicht ein.
Ihr Puls beschleunigte sich, als die Luft noch stickiger wurde. Sie sah, wie Zach einem anderen Geräusch nachhorchte: dem gespenstischen Pfiff eines Zuges, der durch die tintenschwarze Nacht fuhr. Sie hörte das Läuten des Schrankensignals an der Kreuzung, danach donnerte die Lokomotive durch die Baumwollfelder auf der anderen Seite des Highways.
Die Gleise kreuzten die Straße nördlich des Hauses, und tatsächlich bebten die Wände, als der Zug so dicht vorbeifuhr. Doch die Strecke war seit Jahren stillgelegt. Sie war nicht einmal sicher, dass die Gleise überhaupt noch da waren.
Ein eisiger Hauch überkam sie, als Zach sich umdrehte, um aus dem Fenster zu sehen. Dann wurde Elizabeths Aufmerksamkeit von etwas anderem gefangen genommen. Etwas Kaltes kroch ins Schlafzimmer, etwas Nebliges, Gruseliges. Sie konnte sich nicht rühren. Wie erstarrt saß sie im
Weitere Kostenlose Bücher