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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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wirres Zeug geredet und ständig wiederholt, seine Frau würde kommen und ihn rausholen. Heute Morgen haben sie ihn vor Gericht gestellt.«
    Ella schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. »Der Wachmann hat mir erzählt, Captain Forster habe ihn stattdessen ins Lazarett bringen lassen.«
    Eddie schwieg nachdenklich. »Vielleicht kriegen Sie ihn ja frei. Sie sollten es auf jeden Fall versuchen. Die Zustände hier sind wirklich übel. Aber Sie werden Hilfe brauchen. Holen Sie mich raus, Ma’am, bitte!«
    Es dauerte nur einen Moment und war leichter, als Ella erwartet hatte. Der Wachmann war mit einem Pfund »Kaution« einverstanden, worauf Ella ihm das Geld gab. Dann entriegelte er die Tür und wandte sich ab, als Eddie herauskam. Er war schmutzig, stank und überschlug sich fast vor Dankbarkeit. Wenn Ella nicht rasch einen Schritt rückwärts gemacht hätte, hätte er sie wohl mit seinem verbliebenen Arm an sich gedrückt.
    »Hier gibt es Flöhe so groß wie Frösche«, murmelte er und kratzte sich die Brust.
    »Wo ist das Lazarett?«, fragte Ella und beschleunigte ihren Schritt.
    Er ließ den Blick suchend über die Unterkünfte, das Lizenzbüro, die Warteschlange davor und die Quartiere der Offiziere schweifen. »Da drüben.«
    Ella hatte zwar keine hohen Erwartungen gehabt, doch die kleine, ziemlich zerschlissene Konstruktion aus Leinwand, die das Lazarett des Lagers beherbergte, unterbot sogar diese.
    »Die Polypen würden keinen Fuß in diese Bruchbude setzen«, knurrte Eddie. »Als Gefangener hat man keine andere Wahl.«
    Ella sah ihn an. Ihr war flau im Magen, aber sie wusste, dass sie die Frage stellen musste, und machte sich auf das Schlimmste gefasst. »Wie schwer ist er verletzt?«
    Eddie schürzte die Lippen. »Ich weiß, dass seine Nase hinüber ist. Er sagte, seine Rippen täten höllisch weh und seien wahrscheinlich auch gebrochen. Moggs behauptet, er habe auf dem Weg durch Ironbark einen Fluchtversuch unternommen. Adam schwört jedoch, dass es eine Lüge ist. Moggs hat dort haltgemacht und seine Männer vorausgeschickt, um Ausschau nach Straßenräubern zu halten. Und während sie weg waren, hat er Adam zusammengeschlagen.«
    Ella wurde von einer solchen Wut ergriffen, dass sie erbleichte. Ihre hellen Augen blitzten. »Ich werde mich bei Mr Gilbert beschweren.«
    Eddie betrachtete sie zweifelnd. »Und was soll der groß tun?«
    »Dafür sorgen, dass Moggs bestraft wird!«
    Allerdings schien Eddie nicht überzeugt. Er kratzte sich kräftig am Kopf. »Wie ich die Sache sehe, steht Adams Aussage gegen die von Moggs. Und ich weiß, auf wen ich wetten würde.«
    »Ich kann trotzdem versuchen, ihm die Situation begreiflich zu machen.«
    »Warum sind Sie so sicher, dass Sie die Sache für Adam damit nicht noch verschlimmern würden?«
    David räusperte sich. »Ich würde vorschlagen, dass ich da reingehe und feststelle, ob Adam dort liegt. Ich werde nicht nach ihm fragen, sondern tun, als suche ich jemand anderen. Sobald wir wissen, wo er ist und wie schwer seine Verletzungen sind, können wir Pläne schmieden. Sie haben die fünfzig Pfund nicht, die auf Alkoholausschank stehen, oder, Mrs Seaton?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Also gut. Warten Sie hier auf mich?«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber …«
    Eddie nickte zustimmend. »Geh und kundschafte die Lage aus, mein Junge.«
    Doch David zögerte und betrachtete Ella. »Werden Sie warten?«, wiederholte er drängend.
    David hatte recht. Falls es auch nur die geringste Möglichkeit gab, Adam zu befreien, mussten sie sich einen Plan zurechtlegen, anstatt einfach hineinzuplatzen und alles zu verderben. Ella nickte seufzend. »Meinetwegen.«
    David hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er steuerte im Laufschritt auf das Lazarett zu, ohne dass ihn jemand aufgehalten hätte. Eddie und Ella, die unter einigen Bäumen am Rand des Lagers Schutz gesucht hatten, beobachteten, wie er im Zelt verschwand.
    Ella wartete mit angehaltenem Atem, aber nichts geschah. Weder Geschrei noch Schüsse waren zu hören, nur die Alltagsgeräusche des Lagers und das leise Tropfen des Regens in den Blättern über ihren Köpfen.
    Eddie kratzte sich genüsslich den Hals, pflückte sich etwas von der Haut und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. »So groß wie ein Frosch«, murmelte er ungläubig.
    David kehrte mit gesenktem Kopf zurück. Das Haar fiel ihm in die Augen. Der Regen hatte zwar kurz aufgehört, doch alles war klatschnass, und der Boden schmatzte unter seinen

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