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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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gehabt. Nun aber gehörte sie ohne Wenn und Aber dazu, und es gab kein Zurück mehr.
    Sie wollte es auch gar nicht anders.
    Das Gefängnis befand sich im rückwärtigen Teil des Lagergeländes und war so gedrungen und massiv gebaut wie eine kleine Festung. Die hohen Eukalyptusbäume und liegenden Balken rings herum waren als vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit berüchtigt. Falls das Gefängnis überfüllt war, wurden die Sträflinge daran festgekettet. Heute war niemand dort zu sehen.
    Als Ella auf das Gebäude zusteuerte, schleifte ihr nasser Rock im Morast. David, der ihr folgte, wirkte bleich und erschöpft, und das feuchte Haar klebte ihm am Kopf. Er hatte unterwegs nicht viel gesprochen, doch Ella merkte ihm an, dass er verunsichert war. Also würde sie die Führungsrolle übernehmen müssen, ob sie es nun wollte oder nicht.
    Ein Polizist stand vor dem Gefängnis Wache. Während Ella sich näherte, musterte er sie mit geschultem Blick. Offenbar hatte er schon genug gesehen, um ihre sorgenvolle Miene richtig einzustufen. »Am besten reden Sie mit dem Magistrat, gute Frau«, teilte er ihr freundlich mit.
    »Ich möchte einen der Gefangenen sehen.«
    »Wir haben momentan sieben, gute Frau. Welchen meinen Sie denn?«
    »Adam.«
    »Ach der.« Der Augenausdruck des Polizisten änderte sich, und er wandte sich ab. »Er ist Lieutenant Moggs’ Gefangener.«
    »Ist er hier?«
    »Eigentlich sollte er gleich heute früh wegen Alkoholausschanks dem Magistrat vorgeführt werden.« Der Polizist wechselte das Gewehr in die linke Hand und kratzte sich mit der rechten am Hintern. »Aber Captain Forster hat ihn sich angeschaut und meinte, dass er in seinem Zustand nicht vor Gericht gestellt werden kann.«
    »Ist er hier?«, wiederholte Ella atemlos. Was sollte das heißen, dass er in seinem Zustand nicht vor Gericht gestellt werden konnte? Und warum schaute ihr der Mann nicht in die Augen?
    »Nein.« Er sah sie kurz an und senkte wieder den Kopf. »Er liegt unter Bewachung im Lazarett. Gebrochene Rippen, heißt es, und noch ein paar andere Blessuren.«
    Der Boden schwankte unter ihren Füßen. Sie wich einen Schritt zurück und spürte, wie David sie am Arm fasste. Der Atem des Polizisten streifte heiß und unangenehm ihre Wange. »Mr Gilbert hat nichts für Offiziere übrig, die sich wichtigmachen«, raunte er in verschwörerischem Ton. »Es wird nicht lange dauern, bis er Moggs vor die Tür setzt.«
    »Hallo! Hallo, Sie da draußen!«
    Die Stimme war ganz nah. Ella blickte auf und rechnete mit einem Neuankömmling, aber es war niemand zu sehen. Der Polizist drehte sich um. »Maul halten«, brüllte er in Richtung des Gefängnisses.
    »He, Sie! Sie sind doch Adams Frau«, rief die Stimme verzweifelt. »Darf ich ein Wort mit ihr reden? Nur ein Wort?«
    Der Wachmann betrachtete sie forschend. »Kennen Sie ihn? Für einen Shilling können Sie mit ihm sprechen.«
    Ella war versucht, die Bezahlung zu verweigern, doch David reichte dem Mann mit verächtlicher Miene das Geld. Aus der Nähe wirkte das Gefängnis sogar noch uneinnehmbarer. Die groben, unbehandelten Holzbohlen waren aufeinandergestapelt, sodass der Wind durch die Ritzen pfiff. Außerdem stank es entsetzlich. Offenbar achtete man nicht sehr auf Sauberkeit. Ella musste sich beherrschen, um sich nicht die Nase zuzuhalten.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    Zwei Augen spähten durch einen größeren Ritz zwischen den Baumstämmen. »Eddie«, antwortete die Stimme. »Ich bin es, Eddie. Ihr Mann Adam hat meiner Maryanne das Leben gerettet, erinnern Sie sich?«
    »Ja.«
    Eddie atmete erleichtert auf. »Sie haben mich eingelocht, weil ich keine Lizenz hatte. Aber in ein paar Tagen bin ich wieder draußen. Wenn Sie dem Wachmann ein Pfund geben, lassen sie mich sofort gehen. Das nennen sie dann Kaution. Ich schwöre, dass Sie das Geld zurückbekommen. Holen Sie mich nur raus. Ich bin in großer Sorge wegen Maryanne.«
    Ella, die Maryannes anzüglichen Blick gut vor Augen hatte, konnte ihm das nicht zum Vorwurf machen. Sie hatte das Geld, weshalb ihr Gewissen ihr gebot, dem Mann zu helfen, wenn sie in der Lage dazu war. Außerdem reichte es sowieso nicht für eine Geldstrafe von fünfzig Pfund.
    David bückte sich, um Eddie in die Augen zu schauen. »Haben Sie Adam gesehen?«
    Eddie senkte die Stimme. »Er war letzte Nacht hier, obwohl ich den Wachen gesagt habe, dass er ins Lazarett gehört. Moggs hat ihn ziemlich übel zugerichtet. Adam war ein bisschen durcheinander, hat

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