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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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ließen sie sich auf den harten Boden fallen.
    »Ich habe es getan«, murmelte Adam. »Ich habe ihn für dich kaltgemacht. Ich habe ihn erledigt. Ich habe …«
    Ella hielt ihm den Mund zu und lehnte den Kopf an seinen. »Pst«, flüsterte sie. »Nancy ist nicht hier. Ich bin es, Adam.«
    Er schluchzte auf und verstummte.
    »Kommt.« Paddy war zurück und tänzelte von einem Fuß auf den anderen. »Nur noch ein kleines Stück.«
    »Das hast du vorhin auch schon behauptet«, schimpfte Eddie und rappelte sich auf. »Wo ist denn dein Lager, Kumpel. In einem Kaninchenbau?«
    Aber Paddy kicherte nur und hüpfte weiter.
    Eine schmale Senke mündete in einem niedrigen dichten Gebüsch, das Eddie als Chinabüsche bezeichnete. Eine Weile folgten sie diesem Weg. Das Mondlicht konnte den Wald kaum durchdringen. Der Boden war so hart und steinig, dass die Schürfer in dieser Gegend offenbar kein Gold vermutet hatten. Vielleicht war es ihnen auch zu mühselig gewesen, hier zu graben.
    Inzwischen schwieg Adam. Sein Atem ging flach und rau, als er weitertaumelte. Ella bezweifelte, dass er wusste, wo er sich befand, oder dass es ihn überhaupt kümmerte. Er sollte nur nicht reden, damit sie nichts über seine Vergangenheit und das, was er getan hatte, erfuhr. Sie hatte sich dem Mann anvertraut, den sie auf der Fahrt zu den Goldfeldern in Bendigo kennengelernt hatte, und nicht dem, der er früher gewesen war. Wenn sie sich das lange genug einredete, würde es eines Tages vielleicht wahr werden.
    Plötzlich öffnete sich die Senke in eine kleine von Gestrüpp, Schösslingen und hohem Eukalyptus gesäumte Mulde. In der Dunkelheit konnte Ella ein Lagerfeuer riechen.
    »Da wären wir«, verkündete Paddy stolz.
    Eddie murmelte etwas, das wie ein Kraftausdruck klang. Vorsichtig ließ er Adam zu Boden gleiten, dass sein Rücken an einem großen Felsen lehnte. Adam sank der Kopf auf die Brust. Besorgt kniete Ella sich neben ihn und nahm den Rucksack ab. Beim Aufbruch hatte sie ihn als ziemlich leicht empfunden, doch nun fühlte er sich an, als sei er mit Steinen gefüllt.
    Auch Eddie warf seinen Rucksack mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Boden. »Zuerst machen wir Feuer und kochen Wasser«, sagte er. »Das kannst du übernehmen, Ella. Ich baue inzwischen einen Unterstand für euch.«
    Mit vor Erschöpfung zitternden Händen begann Ella, Brennholz aufzuschichten. Aber alles war feucht, und sosehr sie sich auch mit der Zunderbüchse abmühte, es entstand einfach kein Funken. Als Paddy die schmutzige Hand ausstreckte und sie ihr abnahm, zuckte sie unwillkürlich zusammen.
    »Haare wie der Mond«, seufzte er. Dank seiner Geschicklichkeit brannte das Feuer im Nu.
    Als es wärmer und heller wurde, fühlte Ella sich gleich viel besser. Nun konnte sie sehen, dass die Mulde, in der sie sich befanden, etwa sechs Meter Durchmesser hatte und von einem etwa einen Meter hohen Wall umgeben war. Paddys Zelt stand am anderen Ende. Es bestand aus einem Stück schmutziger Baumwolle, über eine Stange gespannt und mit Zweigen und Ästen getarnt, sodass man es vom Wall aus nicht vom Gebüsch unterscheiden konnte.
    Nachdem Ella Tee gekocht hatte, nahm Eddie eine Flasche aus seinem Rucksack und goss eine ordentliche Portion in Adams Becher. Durch Überredung und Drohungen gelang es ihnen, ihm den Großteil davon einzuflößen. Dann halfen Eddie und Ella ihm in das provisorische Zelt, zogen ihm die Stiefel aus und deckten ihn zu.
    Ella war so erschöpft, dass sie nur dasitzen und den Kopf in die Hände stützen konnte. Eddie ließ sich neben ihr nieder. »Sieht nicht sehr gut aus, was?«, meinte er und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Morgen komme ich vorbei, um nach euch zu schauen. Falls er anfängt, Blut zu spucken, gib mir Bescheid.«
    Ella hob den Kopf und starrte ihn entsetzt an. Sie spürte, wie sich ihr der Magen zusammenkrampfte. »Blut spucken?«, wiederholte sie leise. »Was hätte das zu bedeuten?«
    Eddie schürzte die Lippen. »Das wäre ein Zeichen dafür, dass eine Rippe sich irgendwo hineingebohrt hat, wo sie nicht hingehört«, erklärte er ernst. Nach kurzem Zögern tätschelte er ihr den Arm. »Schlaf einfach, Ella. Paddy hält Wache. Und stör dich nicht an seiner Art. Der alte Paddy würde keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    Ella wollte ihm danken, doch er war fort, ehe sie die Worte herausbrachte. Sie hörte das Knirschen seiner Stiefel auf dem steinigen Boden. Paddy hüpfte hinter ihm her. Dann war es bis auf Adams rauen Atem

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