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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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nur.«
    Eddie runzelte die Stirn. »Wir wollen schauen, wie er sich morgen fühlt. Wenn er weiter so viel schläft, muss ich jemanden holen, der nach ihm sieht.«
    »Glaubst du, dass ihm sonst noch etwas fehlt?«
    »Nun, ich habe das bei Männern mit Kopfverletzungen erlebt. Sie schlafen ein und wachen nicht mehr auf.«
    »Oh Gott, denkst du …«
    »Lass uns bis morgen warten«, meinte Eddie beschwichtigend. »Kann, sein, dass er nur Ruhe braucht. Die werdet ihr unterwegs nämlich kaum kriegen«, fügte er spöttisch hinzu.
    Darüber hatte Ella auch schon nachgedacht. »Adam wird es wahrscheinlich nicht auf dem Landweg bis nach Sydney schaffen. Es ist viel zu weit. Gibt es denn keinen anderen Weg? Etwa mit dem Schiff?«
    Eddie nickte. »Ihr könntet nach Melbourne reiten … auf Umwegen und nicht auf der Hauptstraße. Dort stechen jeden Tag Schiffe nach Sydney in See. Bestimmt könnt ihr eine Passage ergattern. Die Fahrt nach Sydney dauert, wie ich gehört habe, zwei Wochen. Manchmal, bei gutem Wetter, geht es auch schneller. Wenn ihr die Pferde verkauft, habt ihr genug Geld für die Billetts.«
    Ella atmete erleichtert auf. »Das klingt wunderbar. So machen wir es. Wann kann Hans die Pferde auftreiben?«
    »Sie warten schon. Ich bringe sie euch, wenn Adam reisefähig ist.« Er stand auf und klopfte sich den Hosenboden ab. »Ich gehe besser nach Hause. Maryanne macht sich Sorgen, wenn ich zu lange wegbleibe.«
    Das bezweifelte Ella zwar, aber sie verkniff sich die Bemerkung. Ein Mann hatte ein Recht auf seine Illusionen.
    Da ihr einfiel, was Eddie über Männer gesagt hatte, die einschliefen und im Schlaf starben, rüttelte sie Adam wach, damit er trotz seiner Proteste sein Abendessen zu sich nahm. Sie half ihm, sich draußen an den Felsen zu lehnen. Mechanisch und schweigend schaufelte er das Essen in sich hinein und hörte zu, als sie ihm von Eddies Besuch und Paddys Ausflügen in den Busch erzählte. Allerdings war er in Gedanken und nicht bei der Sache und schien sich in seine eigene Welt zurückgezogen zu haben. Es war hauptsächlich aus Verzweiflung, dass sie ihm von ihrem Traum berichtete.
    »Letztens habe ich wieder von Seaton’s Lagune und von Ned geträumt. Er ist noch dort, Adam. Er ist tot.«
    Einen Moment aß er einfach weiter. Dann schienen ihre Worte endlich zu ihm durchgedrungen zu sein. Er hörte auf und blickte sie an. »Tot?«, wiederholte er mit vom mangelnden Gebrauch heiserer Stimme. »Ich habe niemanden dort gesehen, weder tot noch lebendig.«
    »Sie haben ihn ins Wasser geworfen. Er war tot, da bin ich ganz sicher.«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Mitgefühl zeigte sich in seinen Augen, bevor er den Kopf senkte.
    »Keine Ahnung, warum ich noch lebe«, fuhr Ella, mehr zu sich selbst als an Adam gewandt, fort. »Sie wollten mich sicher auch umbringen. Vielleicht sind sie ja gestört worden … So hast du es dir zumindest vorgestellt, richtig? Oder die Männer haben mich liegen gelassen, weil sie glaubten, dass ich ohnehin an der Kopfwunde sterben würde, und sind einfach weggeritten.«
    »Denk nicht darüber nach«, murmelte er erschöpft.
    Sie funkelte ihn zornig an. »Ich muss aber darüber nachdenken, weil ich wissen will, warum es passiert ist und aus welchem Grund ich überhaupt mit Ned nach Süden geritten bin. Ich will erfahren, wer und was ich bin, Adam!«
    Er konnte ihr noch immer nicht in die Augen schauen. »Das ist mir klar«, antwortete er leise. »Doch du musst dich der Tatsache stellen, Cinderella, dass es vielleicht nie geschehen wird.«
    »Ich wollte dich fragen, ob dir an Seaton’s Lagune noch etwas aufgefallen ist«, fuhr sie entschlossen fort. »Und jetzt frage ich dich zum zweiten Mal.«
    »Ich habe dir doch gesagt …«
    »Ich weiß, was du gesagt hast, aber manchmal lügst du mich an, Adam.«
    Nun hatte sie seine Aufmerksamkeit. Die dunklen Augen fixierten ihre, und sie bemerkte ein Flackern in ihren Tiefen, als hätte sie für einen Moment einen glitschigen Fisch zu fassen gekriegt.
    »Mir ist klar, dass du lügst, es gehört nun einmal zu deinem Naturell. Möglicherweise weil du mich schonen oder beschützen willst. Vielleicht hast du auch andere Gründe. Keine Ahnung.«
    »Ich habe an Seaton’s Lagune nicht gelogen«, beteuerte er ruhig. »Da war nichts.«
    »Nun …« Sie holte tief Luft, und ihr Tonfall war scharf. »Du hast einen Mann getötet, richtig?«
    Wieder trat das geheimnisvolle Flackern in seine Augen.
    »Auf dem Weg hierher warst du im

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