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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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»Hast du Mikey vielleicht gesehen? Wir haben uns in Kilmore getrennt und wollten uns hier treffen …«
    Nun war es an Ella, den Kopf zu schütteln. »Nein, ich hab Mikey nicht gesehen. Tut mir leid.«
    Der kleine Mann zuckte die Achseln und starrte ins Feuer.
    Ella schaute sich auf dem Lagerplatz um. Bis auf das Baumwollzelt und einen Sack, der vermutlich Kleidung oder Lebensmittel enthielt, gab es hier nicht viel. Die Hammelkeule, die an einem Ast hing, schien verdorben zu sein. Ella rümpfte angewidert die Nase. Sie versuchte zu bestimmen, wo sie sich ungefähr befanden. Allerdings hatte Paddy sie in der letzten Nacht so oft im Kreis herumgeführt, dass sie die Orientierung verloren hatte. Sie hoffte nur, dass Eddie sie wiederfinden würde.
    »Wie ist dein Name, meine Dame?« Paddy betrachtete sie aus funkelnden Augen.
    Ella lächelte. »Ich fürchte, wir haben eines gemeinsam, Paddy«, antwortete sie, plötzlich wehmütig. »Ich habe meinen Namen auch vergessen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich? Das ist aber jammerschade. Wenn Mikey da wäre, könnte er dir sicher helfen.« Er seufzte niedergeschlagen auf. »Doch Mikey ist ja nicht da.«
    Ella bekam Mitleid mit dem einsamen kleinen Mann. Sie beugte sich vor und hätte beinahe seine Hand berührt. »Nein, Paddy«, erwiderte sie sanft. »Mikey ist nicht da.«
    Eddie erschien am späten Nachmittag. Es gab keine Neuigkeiten. Moggs suchte weiterhin, war jedoch noch nicht in Paddy’s Gully gewesen.
    Adam hatte fast den ganzen Tag geschlafen. Ella hatte ihn in Ruhe gelassen. Wenn er glaubte, Schlaf zu brauchen, sollte er ihn haben. Eddie blieb zwar nicht lang, aber sein Besuch munterte sie auf.
    Nachdem er fort war, kramte sie in den Rucksäcken, holte einen Topf und verschiedene Zutaten heraus und fing an, einen Eintopf zu kochen. Paddy beobachtete sie neugierig mit scharfen, vogelähnlichen Augen. Während der Topf am Rand des Feuers köchelte, knetete Ella aus Mehl, Wasser und Schmalz einen Teig für Brotfladen.
    »Eddie sagt, dass Moggs es auf deinen Mann abgesehen hat«, stellte Paddy fest.
    Ella blickte auf und hielt in der Arbeit inne. »Stimmt.«
    Paddy nickte, fügte allerdings nichts hinzu, sodass Ella mit den Essensvorbereitungen fortfuhr.
    Adam brachte ein wenig Eintopf und ein paar Bissen Brot herunter. Er wirkte so eingefallen und krank, dass Ella versucht war, die Vorsicht in den Wind zu schlagen und einen Arzt zu holen. Vielleicht war es ja das Beste, wenn sie sich auch den Behörden stellten, damit er medizinisch behandelt wurde. Wäre Moggs nicht gewesen, hätte sie es möglicherweise sogar getan. Doch sie befürchtete, dass Lieutenant Moggs sein im Midnight Gully begonnenes Werk vollenden könnte, falls er Adam in die Finger bekam. Außerdem brauchte Adam ihr nicht eigens mitzuteilen, dass er lieber draußen im Busch sterben wollte als in einer Gefängniszelle.
    Und so lag sie neben ihm in der Dunkelheit, während über ihnen in den Bäumen die Opossums quietschten und raschelten.
    Die nächsten beiden Tage verliefen ereignislos. Adam schlief und aß, während Ella an seiner Seite wachte. Paddy kam und ging. Ella blickte ihm nach, wie er durch die Bäume schlüpfte und in der Dunkelheit verschwand. Wenn er wirklich eine geheime Schürfgrube hier oben hatte, wäre sie niemals in der Lage gewesen, sie zu finden. Allerdings lebte er nicht wie jemand, der zu Geld gekommen war. Er war ein Einsiedler, der um seinen verschollenen Freund trauerte.
    Eddie erschien jeden Tag. Er keuchte und schaute sich ständig ängstlich um.
    »Die Polizei war bei uns«, meldete er am zweiten Tag. »Ich musste mich verdrücken, weil ich keine Lizenz habe«, fügte er grinsend hinzu. »Maryanne sagt, die Polizisten wären sehr unhöflich gewesen und hätten das Zelt durchwühlt und alles durcheinandergeworfen.«
    »Wie lange wird es wohl dauern, bis sie aufgeben?«, fragte Ella voller Furcht.
    Eddie zuckte die Achseln. »Das hängt wahrscheinlich vom Zeremonienmeister ab. Vielleicht ein paar Tage. Dann wird er Moggs vermutlich zurückpfeifen. Ob Moggs den Befehl befolgt, steht natürlich auf einem anderen Blatt.«
    Das wird er niemals tun, dachte Ella. Adam hatte ihn in Sawpit Gully zum Narren gehalten, und er hat sich an ihm gerächt. Nun hat Adam ihn zum zweiten Mal der Lächerlichkeit preisgegeben. Er wird niemals aufhören, ihn zu jagen.
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Eddie mit einem Blick auf das Zelt, wo Adam schlief.
    Ella seufzte. »Er schläft

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