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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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erkenne ich an der Baumreihe. Dort können wir rasten.«
    Ella seufzte, widersprach aber nicht. Vor ihnen erstreckte sich die Landschaft bergab bis zu einem schmalen Bach, der sich zwischen geschwungenen Hügeln schlängelte. Alles war grün und idyllisch. Da Ella gebannt die Umgebung bewunderte, bemerkte sie zu spät, dass Adams Pferd strauchelte. Vor Schwäche und Erschöpfung gelang es ihm nicht, sich festzuhalten, sodass er mit einem dumpfen Geräusch zu Boden stürzte.
    Ella zügelte ihr Pferd, sprang aus dem Sattel und eilte zu ihm zurück. Vor Angst klopfte ihr Herz so laut, dass es die Geräusche des Buschs und des Wassers übertönte. Adam war schon dabei, sich aufzurappeln, als sie ihn erreichte. Sein Gesicht war kreidebleich.
    »Gib mir deinen Arm«, keuchte er. Ella bückte sich, damit er den Arm um ihre Schultern legen konnte, und zog ihn nach einigen Bemühungen auf die Füße. Schwer auf sie gestützt, ließ er sich von ihr zu einem großen Felsen führen, der aus dem Hügel ragte.
    »Ich brauche einen Moment Pause«, flüsterte er.
    Ella spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben. »Adam! Komm, setz dich.« Sie schaffte es, ihn die letzten Schritte in den Schutz des Felsens zu schleppen. Den Kopf zwischen den Knien, sackte er auf dem steinigen Boden zusammen. In panischer Angst und ratlos beugte Ella sich über ihn.
    Allmählich bekam er wieder Farbe im Gesicht und schien sich zu erholen. Er richtete sich langsam auf und lehnte den Kopf an den rauen Felsen, der über ihnen aufragte.
    »Wo bist du verletzt?«, fragte Ella und fürchtete sich vor der Antwort.
    Adam zwang sich zu einem Lächeln. »Überall.« Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Keine neuen Schäden, Liebling. Alles, was sowieso schon wehgetan hat, ist ein bisschen durchgerüttelt worden, mehr nicht.«
    Sollte sie ihm das glauben? Ella hatte den Verdacht, dass er es ihr verschweigen würde, wenn er sich eine neue Verletzung zugezogen hatte. Nun, nach dem Essen würde sie darauf bestehen, jede einzelne Wunde zu untersuchen, um sich selbst ein Bild zu machen.
    Es war ein ausgezeichneter Rastplatz, stellte Ella fest, als sie begann, das Lager herzurichten. Die Bäume boten Schutz vor dem Wetter, und unter dem Felsvorsprung ließ sich wunderbar das Zelt aufschlagen. Hinzu kam, dass sich der schnell fließende, seichte Bach nur wenige Meter entfernt befand. Ella band die Pferde an, damit sie weiden konnten, und sammelte Brennholz.
    Alles war klatschnass. Zweimal wäre es ihr beinahe gelungen, einen Funken zu schlagen, der jedoch gleich wieder verlosch. Erst beim dritten Versuch züngelten Flammen aus den Zweigen und Blättern, sodass eine Rauchwolke emporstieg. Ella wich hustend zurück und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    In den Wipfeln der Bäume über ihnen plätscherte leise der Regen. Der Duft von Eukalyptus und der frische, würzige Geruch der Erde lagen in der Luft. Als das Feuer richtig brannte, ging Ella zu den Pferden, um die Ausrüstung zu holen. Ihre Muskeln schmerzten ein wenig nach dem langen Ritt. Aber sie hatte es genossen, endlich wieder auf einem Pferd zu sitzen. Reiten vermittelte ihr ein Gefühl der Freiheit, als könne sie selbst über ihr Ziel, ihr Handeln und ihr Schicksal entscheiden.
    Nun, das ist aber nicht so, hielt sie sich ärgerlich vor Augen. Ich bin auf der Flucht und muss mich verstecken. Mein Name und meine Personenbeschreibung kursieren auf den Goldfeldern von Bendigo, und nun wird man mir vermutlich auch noch einen Polizistenmord anhängen. Als Freiheit kann man das nicht gerade bezeichnen!
    Nachdem Ella die beiden Pferde um das Gepäck erleichtert und ihre Habe in den Schutz des Felsens gestellt hatte, legte sie Holz nach, damit das Feuer nicht ausging. Dann machte sie sich auf die Suche nach einer warmen Decke. Das hätte ich zuerst tun sollen, dachte sie und warf einen ängstlichen Blick auf Adam. Er saß noch so da wie vorhin, völlig reglos, als wolle er seine Kräfte schonen oder die Schmerzen unterdrücken. Sanft wickelte sie die Decke um ihn.
    »Tut mir leid«, murmelte er, obwohl es nicht seine Schuld war.
    Sie lächelte. »Es macht mir nichts aus. Eine angenehme Abwechslung, dass ich einmal für dich sorgen kann.«
    »Ja.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Aber nur vorübergehend, Cinderella.«
    Der Bach war zwar wegen des Regens stark angeschwollen, aber man konnte ihn überqueren. Ella kletterte über einige große, mit glitschigem, grünem und braunem Moos bewachsene Felsen und füllte den

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