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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Die Fahrzeuge reichten von Karren wie dem von Adam bis hin zu Wagen, Kutschen und sogar Schubkarren, die von müden Goldgräbern geschoben wurden. Andere hatten sich bereits häuslich eingerichtet, bereiteten das Abendessen zu und suchten sich ein möglichst geschütztes Fleckchen, um ihr Bettzeug auszubreiten.
    Ella wurde klar, dass Adam das alles bereits erledigt hatte. Lautlos hantierte er mit verschiedenen Gegenständen und bediente sie, als sei sie ein geladener, kein ungebetener Gast. Plötzlich war ihr ihre eigene Unfähigkeit peinlich.
    »Ich bin Ihnen wohl keine große Hilfe, Adam?«, meinte sie leise.
    Er blickte auf, diesmal ohne zu lächeln. »Das erwarte ich gar nicht von Ihnen, Mrs Seaton. Ich weiß, dass Sie eine feine Dame sind, auch wenn Sie sich nicht an Ihren Namen erinnern können. Wie soll ich da von Ihnen verlangen, Feuer zu machen und mir ein Abendessen zu kochen? Das wäre nicht richtig.«
    Seine Antwort rührte und beschämte sie, insbesondere als ihr einfiel, wie sie auf ihn herabgeschaut hatte. »Das spielt keine Rolle«, erwiderte sie deshalb. »Sie müssen mir erklären, wie ich Ihnen zur Hand gehen kann. Schließlich möchte ich Ihnen nicht noch mehr zur Last fallen.«
    Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Sie wären mir eine große Hilfe, wenn Sie essen, was ich gekocht habe, und so tun, als wären es Austern und Champagner.«
    Ella gelang es, sein Lächeln zu erwidern.
    »Was ist denn mit Ihrer Frau passiert?«, riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Ella sah sich um und sah hinter den züngelnden Flammen eines benachbarten Feuers eine Reihe neugierig dreinblickender Gesichter.
    Adam beschäftigte sich weiter mit dem Fleisch, das er gerade briet, und antwortete nicht.
    »Das waren bestimmt Straßenräuber«, mischte sich eine andere Stimme ein.
    »Kann sein«, erwiderte Adam ruhig.
    Die anderen deuteten das als ein Ja und schüttelten bedrückt die Köpfe. Ein Mann rauchte eine Pfeife mit kurzem Stiel, sodass ein Geruch nach Tabakqualm, brennendem Holz und feuchten Kleidern in der Luft lag.
    »Wollen Sie nach Norden?«
    »Ja.« Adam zerteilte das Fleisch und gab Ellas Portion auf einen Teller. Sie spürte seine Augen auf sich. Offenbar wollte er sie vor etwas warnen, doch sie verstand ihn nicht. »Essen Sie auf«, flüsterte er. »Dann verarzte ich Ihren Kopf.«
    Seine Stimme wurde von dem brüllenden Gelächter auf der anderen Seite des Pfades beinahe übertönt. Die Ochsentreiber sprachen dem Alkohol zu und reichten eine Flasche herum. Schaudernd stellte Ella fest, dass sie tatsächlich die einzige Frau war. Der Gedanke, als Adams »bessere Hälfte« zu gelten, war auf einmal sehr beruhigend.
    Nach dem Essen entfernte er den Verband und begutachtete stirnrunzelnd die Beule. Seine Berührungen waren sanft, aber unpersönlich, sodass sie nicht die Spur von Peinlichkeit empfand. Allerdings hatte sie den Eindruck, dass das ganze Lager sie aufmerksam beobachtete.
    Adam zwinkerte ihr zu. »Das wird schon wieder. Kriechen Sie unter den Karren und schlafen Sie. Ich sehe nur rasch nach Bess.«
    Sie gehorchte, obwohl sie wusste, dass sie in ihren nassen Kleidern kein Auge würde zutun können. Adam hatte an einer dunklen, trockenen Stelle unter dem Karren ein Bett für sie vorbereitet. Zitternd hüllte sie sich in die Decken. Das Stimmengewirr und das Gelächter wurden leiser, und sie war schon fast eingeschlafen, als sich neben ihr etwas bewegte, sodass sie, wieder hellwach, hochschreckte.
    Ella hob den Kopf und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, dass Adam sich neben ihr ausgestreckt hatte. Wolf lag in der Mitte. »Sie können nicht hier schlafen!«, zischte sie.
    Adam blickte sie verdattert an.
    »Sie können nicht hier schlafen«, wiederholte sie und fragte sich, wie er nur so schwer von Begriff sein konnte.
    Kurz stand Ungeduld in seinen dunklen Augen. »Ich weigere mich, draußen im Regen zu übernachten, Mrs Seaton. Ich beabsichtige nicht, über Sie herzufallen. Tut mir leid, wenn das ungehörig klingen sollte, aber anders kann ich es nicht ausdrücken.« Obwohl er ganz sachlich sprach, schwang ein spöttischer Unterton mit. »Ich fühle mich Ihnen verpflichtet, mehr nicht. Sie sind eine Dame und es nicht gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Das merkt man sofort. Deshalb kümmere ich mich um Sie, bis Sie jemand anderen finden. Sonst steckt nichts dahinter.«
    Lange bevor er geendet hatte, wusste Ella, dass sie im Irrtum gewesen war. Wieder einmal hatte sie

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